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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken
Autoren: Nina Puri
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nachschlagen lässt, ist es übrigens nicht zwangsläufig Cockney oder Jafaican, sondern möglicherweise textspeak, eine weitere Sprachform, die sich dank Smartphones vor allem bei Teenagern (aber nicht nur!) verbreitet. Sie verkürzt obviously zu obvs , probably zu probs , totally zu totes und sorry zu soz . Auch das Wort deffo für definitely werden Sie täglich hören. Oder Begriffe wie omg (Oh my God) , wtf (What the fuck) und lol (laughing out loud) . Btw (by the way) haben jedoch nachweislich selbst 70% der Teenager größte Mühe, auszuklamüsern, was verdammte Hacke mit CSThnknAU , 2G2B4G oder TTYL8R 2 eigentlich gemeint ist.
    Einer der bemerkenswertesten englischen Akzente wird ausschließlich von deutschen Touristen gesprochen – das deutsche Schulenglisch, bei dem zum Beispiel das englische th wahlweise zu bösen Zungenverrenkungen führt oder als s gesprochen wird. Zu welch lustigen Missverständnissen das führen kann, verdeutlicht ein Werbespot für Sprachkurse: Ein deutscher Küsten-Wachmann fragt auf die verzweifelte Funkdurchsage eines Schiffes We are sinking! heiter nach: What are you sinking about? In Schulenglisch wird außerdem das englische w ausgesprochen wie ein v und das englische j und g wie ein tonloses tsch . Lassen Sie sich vom hysterischen Kichern der Einheimischen nicht einschüchtern, wenn Sie in unnachahmlich deutscher Mundart nach dem Weg fragen, einen Regenschirm kaufen oder sich über das Essen beschweren:
    Exkjus mi, vär is se Backinghäm Päläs?
    In Tschörmeni vie häv not hahf so matsch räin leik hier.
    Sänk ju, but can I tschast häv normal Fullkornbred?
    In jüngster Zeit soll es angeblich eine zunehmende Zahl von Engländerinnen geben, die den deutschen Akzent sexy finden – angeblich, weil er so aufregend hart klingt. Womöglich finden sich deswegen auch so viele Anleitungsfilme auf Youtube, die Engländern zeigen, wie man den deutschen Akzent authentisch hinkriegt. Schämen Sie sich also nicht, sondern denken Sie immer daran: Vie ar se Tschämpjens! Wer weiß, vielleicht werden in England womöglich sogar bald die als typisch deutsch empfundenen praktischen Brustbeutel von Jack Wolfskin oder fußgerechte Gesundheitssandalen top of the pops ?
    Fast ebenso aufschlussreich wie der Akzent ist beim Gebrauch der englischen Sprache die Wortwahl. Je nachdem, ob man beispielsweise bei Nachfragen Pardon? oder Sorry? sagt, zum Mittagessen lunch oder dinner, zur Toilette loo oder toilet, zum Wohnzimmer lounge oder sitting room, ist man rappzapp in der obersten oberen, oberen oberen, mittleren oberen, unteren oberern, untersten oberern, obersten mittleren, oberen mittleren, mittleren mittleren, unteren mittleren, untersten mittleren, obersten unteren, oberen unteren, mittleren unteren, unteren unteren oder untersten unteren Klasse eingeordnet. Derlei Spitzfindigkeiten sind diffizil und für Deutsche ohnehin nicht weiter relevant, denn die können sich auf den Kopf – wahlweise head, noddle oder crust – stellen, sie fallen in England grundsätzlich in die Klasse other than English , ergo aliens .
    Die fünfhundert Vokabeln, die ein durchschnittlicher Engländer im Alltag benutzt, sind nur ein Bruchteil des ganzen englischen Vokabulars. Auch wenn Sie weitere fünfhundert Wörter pauken oder sogar fünftausend oder fünfzigtausend, werden Sie immer noch über unzählige Wörter stolpern, die Sie nie zuvor gehört haben. Die englische Sprache enthält – all die vielen verlegenen Räusper- und Hüstel-Geräusche, die Engländer so machen, nicht mal mitgerechnet – über eine halbe Million Wörter. Alleine für das deutsche Wort Null gibt es sechs englische Entsprechungen. Je nachdem ob man eine mathematische Zahl, ein Fußballergebnis, den Stand eines Tennismatchs, eine Telefonziffer, Vertragliches oder das Ergebnis einer vergeblichen Anstrengung damit zum Ausdruck bringen will, heißt Null nil, zero, o, love, null oder zilch. Engländer halten auch Begriffe für Dinge bereit, die kein anderes Land für benamenswert halten würde: Erinaceous beispielsweise bedeutet „igelartig“. Tittynope bezeichnet das „klitzekleine Bisschen“, das von irgendetwas übrig geblieben ist. Gobbledygook meint „Englisch, das durch den Einfluss von Jargon schwer zu verstehen ist.“ Und ausgerechnet das längste Wort im Englischen – floccinaucinihilipilification nämlich – bedeutet soviel wie „etwas, das so unwichtig ist, dass es nicht der Rede wert ist.“
    Als ob es in der englischen
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