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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken
Autoren: Nina Puri
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oder einem irgendwie in der Luft hängenden, unbeholfenen Yeah … zu beenden.
    Für deutsche Ohren und Zungen stellen zwei kleine englische Worte, die für jeden Engländer klar und offensichtlich unterschiedlich geschrieben und – natürlich – auch ganz unterschiedlich ausgesprochen werden, eine schwere Herausforderung dar: Lounge (gesprochen: laundsch, Bedeutung: „Aufenthaltsraum“) und launch (gesprochen: lornsch, Bedeutung: „Einführungsphase“) Ich weiß nicht WIE oft ich in Businessmeetings schon die Frage hören musste, wann der Aufenthaltsraum losgeht. Oder umgekehrt im Flughafen die Frage danach, wo denn wohl die VIP-Einführung ist. Drum an dieser Stelle ein für alle mal: Launch, Lounge. Zwei Wörter, zwei Bedeutungen. Got me?
    Wenn Sie gar kein Englisch können, kommen Sie dennoch mit Hilfe eines kleinen Wörtchens prima durch: nice! Leute sind nice , das Wetter ist nice , ein Pub ist nice . Und wenn Sie anschließend irgendwas in ihren Bart murmeln und am Schluss ein innit? , also die zeitgemäße Form von isn’t it? – „ist es nicht?“ – dranhängen, wird zwar keiner was verstehen, aber alle werden Sie für einen ganz normalen Engländer halten.

Die Kunst der Konversation
    Eilige Handshakes, linkische Küsse, peinliche Pausen und endloses Palaver über zehn Sorten Regen.

    Als ordentlicher Deutscher haben Sie wahrscheinlich gelernt, dass man bei einer Begegnung mit fester Stimme „Guten Tag“ oder „Hallo“ sagt, sich namentlich vorstellt und die Hand des Gegenübers beherzt schüttelt. Das ist natürlich so not , was der klassische Engländer sich unter einer angemessenen Begrüßung vorstellt. Alleine schon die Sache mit dem ausufernden Handschlag: Yuck! Fassen Sie es nicht als persönliche Beleidigung auf, wenn ihr englisches Gegenüber Ihnen a) die Hand gar nicht gibt, sondern Ihnen nur freundlich zunickt oder zuwinkt, b) Ihnen so wieselartig die Hand hinhält und gleich wieder wegzieht, dass man allenfalls mit Hilfe einer Zeitlupenwiederholung entdecken könnte, dass er Ihnen die Hand gegeben hat, oder c) Ihnen zögernd und auf Armeslänge eine schlaffe blutleere Hand reicht und dabei guckt wie ein Kandidat aus Dschungelcamp, der dazu auserkoren wurde, in ein Aquarium voller achtäugiger Springspinnen zu greifen. Oft werden Sie auf eine etwas unbeholfene Mischung aus Winken, Hand reichen, Hand wegziehen und fahrig mit den Händen in der Luft herumrudern treffen. Denn die Engländer sind kein sonderlich taktiles Volk und grundsätzlich einigermaßen unsicher, was sie in einer heiklen Situation wie der alltäglichen Begrüßung mit ihren Händen machen sollen. Kolossale Unsicherheiten werden Sie auch auslösen, wenn Sie Ihrem englischen Gegenüber ohne jedes Vorweggeplänkel und aus dem Blauen heraus Ihren Namen an den Kopf schleudern: Hello, I am Birgit Schmidt. – Excuse me? „Hallo?“ Was soll Ihr englisches Gegenüber denn bitte mit Ihrem Namen anfangen, wenn Sie sich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal darüber geeinigt haben, ob die Musik laut ist und das Wetter wunderbar und Nudelsalat im Allgemeinen überschätzt wird? Bevor Sie das alles nicht geklärt und damit eine höhere Ebene der Vertraulichkeit eingeläutet haben, können Sie sich Ihren Namen an die Backe schmieren. Den können Sie später immer noch, ganz en passant kundtun, wenn Sie sich näher gekommen sind – zum Beispiel, nachdem Sie Geschlechtsverkehr gehabt hatten oder vor dem Traualtar stehen. Die urbane, junge Boheme umgeht die leidige Namenssache ganz, in dem sie sich gegenseitig nur mit den Anfangsbuchstaben der jeweiligen Namen anspricht. Oder mit dem Anfangsbuchstaben der Vornamen plus der ersten Silbe der Nachnamens: J-Lo (Jennifer Lopez) R-Patz (Robert Pattinson). Geht doch. Falls irgendwelche obskuren Sachzwänge es erfordern sollten, Ihren richtigen Namen doch schon bei der allerersten Begegnung zu verraten, machen Sie es wie die Engländer: Murmeln Sie ihn mit abgewandtem oder verschämtem Blick so nuschelig in Ihren Bart, dass ihn niemand versteht – wahrscheinlich wird Ihre lustige deutsche Aussprache hier sehr hilfreich sein – und hängen Sie blitzschnell ein How do you do an . Bei dieser scheinbaren Frage handelt es sich selbstredend um eine reine Floskel, auf die kein Engländer mit Details über die Strapazen des Hausbaus, den laufenden Scheidungsprozess oder den letzten Bandscheibenvorfall antworten wird, sondern den er lediglich mit einem ebenso dahingesagten How do you do
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