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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken
Autoren: Nina Puri
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sich immer mehr, das tut es tatsächlich.“
    Has been raining quite a lot, recently, hasn’t it? „Es hat in letzter Zeit ziemlich viel geregnet, nicht wahr?“
    Actually, it has. Terrible, isn’t it? „Gewiss hat es das. Furchtbar, ist es nicht?“
    By the way, I shagged your best friend yesterday. „Ach übrigens, ich habe gestern deine beste Freundin gevögelt.“
    Oh, did you? Well, never mind. „Oh, hast du? Naja, kein Problem.“
    Yeah. „Yeah.“
    Wenn Sie aufbrechen müssen, rechnen Sie mindestens eine Viertelstunde ein. Selbst Abschiede von Zufallsbekanntschaften, mit denen Sie kaum fünf Worte gewechselt haben, gestalten sich im Gegensatz zu den wortarmen englischen Begrüßungen so herzlich wie kaum eine andere Interaktion zwischen Engländern.
    Thanks love, thank you so much, that was wonderful, we must keep in touch. Bye, bye-bye, goodbye, take care …
    Selbst wenn Sie zum x-ten Mal gedrückt, umarmt und geherzt wurden als gäbe es kein Morgen, wird Ihr englischer Bekannter Ihnen noch nachwinken bis Sie nur noch als kleines Pünktchen am Horizont zu erkennen sind. Goodbyes – „Auf Wiedersehens“, Plural! – nennt man das englische Abschiedsritual nicht ohne Grund. Eine mögliche Erklärung für diese völlig unenglische, exaltierte Gefühlsduselei ist, dass Engländer nichts so sehr lieben wie ihre Privatsphäre. Das in Aussicht stehende Endlich-wieder-allein-sein, wenn der lästige Gast abgezischt ist, erfüllt sie mit solcher Vorfreude, dass der Gefühlshaushalt schier überläuft.
    Weil es in England selbstverständlich für jede Regel eine ebenso gültige Gegenregel gibt, muss hier eingeräumt werden, dass sich bei Leuten unter 30 oder Angestellten in der Medienbranche eingebürgert hat, ausufernde Abschiedszeremonien auf ein salopp dahin gerotztes See ya! oder Catch ya later! oder einfach nur Laters! zu verknappen . Das entspricht dem deutschen „ Bis dann!“

Humor
    Tote Pfannen, alberne Gangarten, Omas der Hölle und extrem kurzsichtige Skispringer.

    Auf nichts sind Engländer stolzer als auf ihren Humor. Ja, viele Engländer sind sogar felsenfest davon überzeugt, dass Humor an sich in England erfunden wurde und zwar mit Hilfe einer einzigartigen Geheimrezeptur aus Ironie, Sarkasmus, Understatement, Respektlosigkeit, Wortspielerei, totalem Unfug und ein paar anderen obskuren Zutaten, deren genaue Zusammensetzung niemand außer den Engländern selbst kennt. Echten Humor – und das ist überhaupt das Beste daran – versteht niemand außer den Engländern so richtig.
    Haben Sie schon mal einen Engländer gesehen, der sich vor Lachen auf die Schenkel schlägt? Nach Luft japst? Seine Seiten hält? Seinem Gegenüber auf die Schulter klopft? Oder irgendwas anderes Hilfreiches tut, um anzudeuten, dass er gerade etwas Witziges gesagt hat? Natürlich nicht! Auch das angeblich so britische Augenzwinkern – twinkle in the eye – oder „ Knickknack, Sie wissen schon, zwinker, zwinker“ praktiziert kein Engländer, der etwas auf sich hält. Der Witz am englischen Humor ist nämlich, dass man so tut, als meine man alles ganz furchtbar ernst und deshalb keine Miene verzieht, ganz egal, was für einen Mumpitz man gerade vom Stapel gelassen hat. Mit dem gleichen unbewegten Gesichtsausdruck, mit dem der Nachrichtensprecher erzählt, dass der Premierminister eine Unterredung mit dem Kabinett hatte, wird er möglicherweise hinzufügen, dass er auch mit dem Bücherregal sprach und mit der Kommode diskutierte. Oder seine Zuschauer darüber informieren, dass er selbst tischabwärts nackt ist. Der Bäcker, der Ihnen gerade routiniert die zwei bestellten Frühstücksbrötchen eingepackt hat, wird vielleicht mit Grabesstimme fragen: Want an alligator sandwich to go with it? – „Vielleicht noch ein Krokodil-Sandwich dazu?“ und dabei so ausdruckslos schauen, wie das sonst nur vollgebotoxte Z-Promis hinkriegen. Deadpan nennt man diesen Gesichtsausdruck im Englischen – „Tote Pfanne“. Und wenn Sie englisch sein möchten, dürfen Sie als Gegenüber keinesfalls mit der Wimper zucken, sondern müssen mit Betongesicht etwas erwidern wie Oh, and why not take a morsel of boiled tractor, too? – „ Oh, und warum nicht auch ein Häppchen gekochten Traktor dazunehmen?“ Erinnern Sie sich an das Spiel, bei dem sich zwei angucken, und wer zuerst lacht, hat verloren? Genau so ist es mit britischem Humor. Da Engländer selbst nie genau wissen, ob ein anderer sie gerade hoch nimmt oder nicht, sind sie
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