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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken
Autoren: Nina Puri
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ununterbrochen in Lauerstellung und warten nur darauf, mit einer Pointe beschossen zu werden, um dann schnell mit ernstem Gesicht zurück zu schießen. Meister der englischen Komik tun sogar gar nichts außer todernst dreinzuschauen. Denken Sie nur an Auftritte von John Cleese, dessen staatstragende Miene allein genügt, um Zuschauer zum Lachen zu bringen!
    Gehen Sie im Alltag vorsichtshalber immer davon aus, dass rein gar nichts vollkommen ernst gemeint ist. Engländer schaffen es kaum hello zu sagen, ohne einen Scherz hinterher zu schicken, und eine Unterhaltung ohne irgendeine Art von Gespöttel, Frotzelei oder Schabernack ist völlig undenkbar – ganz egal, ob man an der Bushaltestelle steht, beim Amt oder auf einer Beerdigung. Für Engländer, die geschäftlich mit Deutschen zu tun haben, und – sagen wir mal – gerade dabei sind, einen Millionendeal auszuhandeln, muss es nachgerade ein übermenschlicher Kraftakt sein angesichts der ernsthaften Deutschen, die Arbeit und Schnapslaune strengstens trennen, all die aufwallenden Witze zu unterdrücken!
    Eine zweite englische Eigenart neben jener, nichts vollkommen ernst zu meinen, ist die, nichts und niemanden vollkommen ernst zu nehmen. Aww… come off it! – „Ach, nun mach mal halblang!“ – lautet der typisch englische Ausspruch, der jedem, der auch nur annähernd im Verdacht stehen könnte, sich irgendwie zu wichtig zu nehmen, unweigerlich den Boden unter den Füßen wegzieht. Hitler? Aww… come off it! Eine um 1940 im englischen Radio übertragene Comedy-Show war europaweit die einzige, die den Zweiten Weltkrieg auf die Schippe nahm: It’s That Man Again – „Da ist schon wieder dieser Mann“ hieß sie. Und mit That Man war natürlich nicht der Mann von der englischen GEZ gemeint, sondern der deutsche Führer, der nebst einem deutschen Spion namens Funf zur Zielscheibe britischen Spotts wurde.
    Und welches Land außer England würde allen Ernstes als Reaktion auf U-Bahn-Bomben und radikalislamistische Kriegstreiber fröhlich ein Comedy-Stück namens Jihad – The Musical aufführen oder Witze veröffentlichen wie den, in dem eine voll verschleierte Terroristin ihre Freundin fragt: Does my bomb look big in this? – “Sieht meine Bombe ( bomb klingt im Englischen wie bum , „Hintern“) da drin groß aus?”
    Überhaupt zeichnet sich der englische Humor aus durch die komplette Abwesenheit von Respekt gegenüber allem, was anderen Völkern heilig ist – wie zum Beispiel Würdenträger, Alter, Nationalhelden oder Krankheiten. Jeder, der die letzten Jahrzehnte nicht im Koma verbracht hat, erinnert sich an Monty Python’s Ministry of Silly Walks, das „Ministerium für alberne Gangarten“ , in dem ehrbare Ministeriumsmitarbeiter mit würdigem Gesichtsausdruck herumhoppeln und -staksen oder wie Königspinguine auf Koks durch die Gegend eiern. Oder an die Hell’s Grannys , „Omas der Hölle“, eine Gang von randalierenden und aufrührerischen Über-70jährigen. Oder an Philosopher Football , das Fußball-Match zwischen völlig selbstvergessen vor sich hin debattierenden und fuchtelnden Philosophen. Oder die Twit Olympics , in denen vertrottelte 100-Meter-Läufer in alle Richtungen laufen und Schwimmer wie Mehlsäcke untergehen. Selbst der Tod sieht irgendwie lustig aus, wenn Gekreuzigte fröhlich schunkelnd Always look on the bright side of life – „Schau immer auf die heitere Seite des Lebens“ – singen und pfeifen wie in der Komödie Life of Brian – „Das Leben des Brian“. Dieses Lied ist übrigens sowohl eines der beliebtesten Lieder auf englischen Beerdigungen als auch bei englischen Fußballturnieren – was einen nicht über Gebühr erstaunen sollte. Schlussendlich handelt es sich ja dabei um zwei recht ähnlich niederschmetternde Arten von Veranstaltung.
    Die eklatante britische Unfähigkeit, Dinge gebührend ernst zu nehmen, macht es für politische und religiöse Fanatiker jedweder Couleur ziemlich schwer, in England Anhänger für ihre Sache zu finden: Er, wait a sec, you mean I’m supposed to sit in a plane and fly right into a skyscraper? – „ Öh, warte mal, du meinst, ich soll mich in ein Flugzeug setzen und in einen Wolkenkratzer rein fliegen?“ Aww, come off it! Auch die eigene Regierung hat es nicht leicht. Es gibt tonnenweise Comedy-Sendungen, die Politiker so gnadenlos durch den Kakao ziehen, dass die Macher in Deutschland schon Heerscharen von Unterlassungsklagen und Strafanzeigen an der Backe hätten. Englische
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