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Purzelbaum

Purzelbaum

Titel: Purzelbaum
Autoren: Selma Stephenson
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Plüschohren.
    In wenigen Minuten habe ich es geschafft, die ganze Matratze mit Kleidung für das Wochenende voll zu räumen. Neben dem Skigewand liegen die Skisocken und warme Pullis, Badekleidung und Handtücher für den Wellnessbereich und natürlich schöne Unterwäsche. Schließlich weiß man ja nie was passiert. Nichts ist schlimmer als sich vor den Augen seines Traummannes aus einer langen Unterhose zu schälen, und darunter womöglich noch einen warmen aber höchst unerotischen Slip zu tragen. Ein paar Shirts, Make Up und die Zahnbürste machen das Reisegepäck komplett. Nach einer letzten Kontrolle dürfen die Sachen für das bevorstehende Skiwochenende in meinen pinkfarbenen Reisekoffer. Der parkt nun prall gefüllt neben dem Duschklo bei der Eingangstüre.
    Am nächsten Tag bin ich pünktlich in der Arbeit. Diesmal in Jeans und einem leichten Kaschmirpulli der, wie ich finde, meine Rundungen perfekt betont. Dort angekommen führt mich mein erster Weg zu meinen Chef, um mir den Freitag frei zu nehmen. Der hat überhaupt kein Problem damit, und gibt mir mit den Worten »Bleiben sie auch gleich die ganze nächste Woche zuhause. Oder entspannen sie sich in einem Wellnesstempel.«, auch gleich die Tage darauf frei.
    In meiner notorisch überfüllten Mailbox warten noch einige Mails die ich beantworten muss, bevor ich am Nachmittag noch eine kleine Shopping-Tour einlege. Irgendetwas fehlt noch für das kommende Wochenende. Nachdem die Mails beantwortet sind, bringe ich auf meinem Schreibtisch noch schnell etwas Ordnung in meine Unterlagen, fahre den Computer ordentlich herunter – darauf legen die IT-Nerds ganz besonderen Wert – und verabschiede mich von meinem Assistenten. Mark wird mich die nächsten Tage vertreten und verspricht mich nicht anzurufen solange nicht wirklich Feuer am Dach ist.
    In meiner gefütterten Jacke gegen Wind und Wetter geschützt, schwinge ich mich auf meinen Roller. Es treibt mich direkt ins Olympia Einkaufszentrum. Für einen Stadtbummel ist es dann doch etwas zu kalt. Obwohl es mitten unter der Woche ist, platzt das Einkaufszentrum aus allen Nähten und man muss immer eine gefühlte Ewigkeit anstehen, um eine freie Umkleide zum Anprobieren zu bekommen. Dennoch habe ich knapp drei Stunden später genau das was ich suchte. Eine schwarze Strech-Jeans die so perfekt sitzt, dass ich die Jeans ohne weiteres unter der Jethose beim Skifahren tragen kann, einen perfekt geschnittenen weißen Pulli der im Ernstfall auch schulterfrei getragen werden könnte, und natürlich neue Unterwäsche. Der dunkelrote String schreit förmlich ‚Seht her, ich kann das tragen‘ und der gleichfarbige BH mit zarter Spitze hebt die Brüste, ohne sie dem Gegenüber gleich ins Gesicht zu schleudern.
    Mit den Einkaufstüten im Fußraum meines Rollers, fahre ich zurück in die Wohnung, und packe die Neuanschaffungen in den ansonsten bereits fertig gepackten Koffer.
    Den Rest des Tages werde ich in meinem Duschklo verbringen. Schließlich wollen wir nicht nur Skifahren gehen, sondern auch den einen oder anderen Wellnessbereich unsicher machen. Beine die nicht frisch epiliert und Füße die nicht ordentlich pedikürt sind, gehen da gar nicht. Das volle Pflegeprogramm muss her. Auch wenn Männer derzeit kein Thema sind, so darf ein gepflegtes Auftreten trotzdem nicht fehlen und wer weiß…
Vielleicht ändern sich Themen auch hin und wieder.

DREI
    Es ist Donnerstagabend und Carmens Bild erscheint auf meinem Telefon. Sie sind sicher schon im Anrollen, also schnappe ich meinen Koffer bevor ich abhebe, und rolle damit hinaus auf den Gang. Die Mädels müssen schon gut drauf sein, denn ich verstehe Carmen kaum wegen des Lärms im Auto. Sie meint, dass sie in fünf Minuten vor der Türe stehen würden. Als sie das sagt, ist der Aufzug schon fast im Foyer angekommen. Ein letzter Blick in den Spiegel, aus dem mir eine zufriedene, und wie ich feststellen muss, fantastisch aussehende, junge Frau entgegen lächelt, und ich schreite hinaus auf die, durch den Abendverkehr belebte Straße.
    Nach wenigen Minuten sehe ich Bienes Van auf mich zukommen. Er ist nicht zu übersehen. Ihr Mann besitzt einen Comic-Laden, darum ist der komplette Wagen in simpsonsgelb gehalten und von vorne bis hinten mit Comicfiguren bedeckt. Von der Motorhaube grinst mir Batmans Widersacher, der Joker schaurig entgegen. Das Kichern und Lachen, das aus dem Inneren des Wagens zu hören ist, bildet einen eigenartigen Kontrast dazu. Noch bevor das Auto
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