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Purzelbaum

Purzelbaum

Titel: Purzelbaum
Autoren: Selma Stephenson
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Münchner Werbeagentur entwickelt wurde prasseln auf die Anwesenden ein, und lassen ihnen keine Zeit, um sich über schmutzige Winterstiefel Gedanken zu machen. Das Konzept für die landesweiten TV-Spots ist mein ganzer Stolz, denn die ursprüngliche Idee war von mir gekommen.
    Während des Vortrages gehe ich immer wieder ein paar Schritte an der Präsentationsleinwand entlang und merke erst jetzt, dass sich die Konzentration einiger Kollegen von den Charts an der Wand wieder verdächtig stark Richtung Boden verlagert. Die werden doch nicht noch immer wegen der Stiefel…
    Nein. Tun sie nicht. Dafür gibt es einen anderen Grund, denn die Spitze des linken Strumpfes lugt unter dem Rocksaum hervor. Obwohl, eigentlich lugt er nicht. Vielmehr signalisiert er Tada! Da bin ich. Seht alle her. Offensichtlich hat der schwere Winterstiefel dafür gesorgt, dass aus einem halterlosen ein haltloser Strumpf wurde. Oh. Mein. Gott. Ich bin die Business-Pippi-Langstrumpf.
    Nur noch zwei Folien bis zum Ende der Präsentation, ich werde mich also einfach ganz professionell zum Besprechungstisch setzen, um die Fragen der Anwesenden zu beantworten. Während der Fragerunde bleibt dann genug Zeit, zumindest die Kleidung wieder in einen geschäftsmäßigen Zustand zu bringen.
    Abgesehen von der Stiefel-Strumpf-Verschwörung verläuft das Meeting sehr gut, und die Ausführungen finden eine breite Zustimmung. Als sich die Teilnehmer verabschieden, bleibt Herr Schrot, mein Vorgesetzter sitzen, und bittet mich kurz Platz zu nehmen. Mir schießt Adrenalin in die Blutbahn. Ist es hier im Raum plötzlich heißer geworden? Wird er mir aus meinem Strumpf jetzt einen Strick drehen? Verdammt, ich kann doch nichts dafür, dass wir Frauen keine 0815-Anzüge tragen können.
    »Frau Sorger.«, beginnt er im väterlichen Tonfall. »Haben sie sich schon mal überlegt sich einen kurzen Urlaub zu gönnen?« »Eigentlich nicht, Herr Schrot.«, entgegne ich ihm. »Die neue Kampagne für den Jahresbeginn lässt es nicht zu, dass ich einige Tage nicht zur Verfügung stehe.«
    In Wirklichkeit bin ich mir nicht ganz sicher, ob meine Abwesenheit womöglich durch meinen Assistenten oder jemand anderen ausgenützt würde, um mich um meine hart erarbeitete Position zu bringen. Schließlich muss man immer am Ball bleiben.
    »Wenn das so ist Frau Sorger, dann werde ich mich persönlich darum kümmern, dass sie in ihrer Abwesenheit bestmöglich vertreten werden. Sagen sie mir bitte in den nächsten Tagen bescheid, wann sie sich frei nehmen wollen. Und versuchen sie gar nicht mit mir darüber zu diskutieren. Ich bestehe darauf, dass sie ein paar Tage Urlaub nehmen, und ein wenig Abstand gewinnen. Nachher sind sie dann wieder mit doppelter Power am Start!«
    Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als dem zuzustimmen. »Danke Herr Schrot, ich werde sehen ob ich kurzfristig etwas buchen kann.«
    Im Hinausgehen dreht sich mein Chef noch einmal zu mir um, und sagt mit einem Lächeln um seine Lippen, »Übrigens Frau Sorger, das war eine astreine Präsentation die sie heute ablieferten. Die Idee mit den Winterstiefeln zum Businessoutfit, um die Sommertarife hervor zu heben, fand ich besonders originell. Wir bräuchten mehr Mitarbeiter mit ihrem Potential.«
    Ich kann es kaum glauben, dass Herr Schrot begeistert war. Eigentlich dachte ich, dass er nach der Vorstellung von Eben der Meinung wäre, ich hätte sie nicht mehr alle beisammen.
    Nachdem ich den Besprechungsraum verlassen habe, muss ich noch ein paar Unterlagen persönlich an die Leiterin der Tarifgestaltung übergeben und fahre dazu in den neunten Stock. Aus dem großen Spiegel in der Aufzugkabine strahlt mich eine taffe, junge Frau mit Gewinnerlächeln an, die zu meinem Entsetzen noch immer die plumpen Winterstiefel trägt.
    Als ich wieder in mein Büro zurückkomme, liegt auf meinem Schreibtisch ein Kuvert mit dem Logo der Smartcom und meinem Namen, der mit der Hand schwungvoll darauf geschrieben wurde. Ungeduldig öffne ich das Kuvert und entnehme ein Schreiben in dem mir mit wenigen Worten eine fünfstellige Bonuszahlung angeboten wird, wenn ich bestätige diese Zahlung nicht als Bestandteil meines Gehaltes zu sehen und akzeptiere, dass ich in Zukunft keinen Anspruch auf automatische Bonuszahlungen habe. Sonderurlaub und Bonuszahlung. Unglaublich was kommt denn heute noch alles auf mich zu?

ZWEI
    Kaum zuhause angekommen vibriert mein schickes, und viel zu großes Smartphone. »Sie sprechen mit der
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