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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter
Autoren: Sandra Henke
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    Grausamer Graf Schomul, Gnadenloser Graf Schomul, kommt in rabenschwarzer Nacht
    und hat den Tod mitgebracht.
    Grässlicher Graf Schomul, Gefährlicher Graf Schomul, trinkt begierig dein Herzensblut, auf dass deine Seele nimmer ruht.
    Loreena schrak zurück. Ihr Rücken drückte sich an die Tür und sie tat das, was sie geschworen hatte unter keinen Umständen zu tun. Unzählige Male hatte Wor sie vor ihrer Abreise gewarnt. Die Leibgarde, die mit ihr in Wölfing eingetroffen war, sollte sie davor bewahren, während die Gelehrten den Auftrag hatten, an den Verhandlungen teilzunehmen. Doch nun stand sie vor dem einflussreichsten Mann Valkenhorsts allein und hilflos und schaute ihm in die Augen.
    Seine Macht schwappte wie eine Welle des Medusen Meers über sie. Ein bizarres Kribbeln reizte ihre Haut, als würden hunderte Quallen sie unter Wasser kitzeln. Er drückte sie unter die Oberfläche ihres Seelensees. Sein Blick bohrte sich tief in den ihren und ließ sie ohne Worte wissen, dass das Betreten der Wolfsburg nicht ohne Folgen für sie sein würde. Sie spürte seine Hand an ihrer Kehle. Er hatte sich jedoch gar nicht gerührt. Schweiß perlte von ihren Schläfen. Ihr Brustkorb bebte.
    Plötzlich trat er auf sie zu. Graf Schomul stützte sich mit den Händen neben ihrem Haupt an der Tür ab. Betörender Opiumduft strömte von ihm aus. Loreena wurde schwindelig - er hielt sie unter der Oberfläche gefangen, drückte sie in die Tiefe hinab - aber sie kämpfte dagegen an. Sie wusste, er konnte nicht näher kommen, denn der Schutz umgab sie. Gleichwohl fragte sie sich, weshalb er überhaupt Einfluss auf sie nehmen konnte. Welch überwältigende Macht besaß er, um trotz des Geheimnisvollen nur eine Hand breit von ihr entfernt stehen zu können?
    „Ihr wusstet von meinem Besuch?“, brachte sie unsicher hervor. Sie musste etwas sagen, musste die quälende Stille unterbrechen. Warum hatte ihr niemand gesagt, dass der Graf so charismatisch war? Man hätte sie vorbereiten müssen. Oder gingen alle davon aus, dass ein Mann seines Ranges sich nicht mit einer rundlichen, unerfahrenen Frau abgab?
    Er schmunzelte. „Ich weiß über alle Vorgänge in Küstenmark Bescheid.“
    Diese Erhabenheit, diese verdammte Arroganz! Loreena war noch nicht in der Lage, den schmerzlichen Grund ihrer Reise in das Land der Finsternis anzusprechen und so lenkte sie das Gespräch auf andere Belange. „Ich glaubte, Licht tötet Vampire.“
    Schomuls Schmunzeln schwoll zu einem leisen Lachen an. „Ihr Menschen! Ihr denkt, ihr bekommt die Weisheit mit der Muttermilch eingeflößt. In Wirklichkeit wisst ihr nichts. Direkte Sonnenstrahlen töten uns, nicht trübes Tageslicht. Und die Sonne schiebt sich nie hinter den Wolken hervor in Valkenhorst. Ihr denkt sicherlich auch, dass Knoblauch uns schadet oder - Loreena?“
    Beim Klang ihres Namens erschauderte sie. Aus seinem Mund hörte er sich wie eine Sünde an. „Ist es nicht an dem?“, entgegnete sie schnippisch.
    Seine Zungenspitze benetzte die schmalen Lippen. Loreena schluckte, empfand sie doch auf seltsame Art und Weise die Berührung auf ihrem Mund. Doch Schomul küsste sie nicht, neckte sie nicht mit seiner Zunge und drang auch nicht in sie ein. Warum waren dann ihre Lippen feucht? Weshalb meinte sie ihn zu schmecken?
    Deutlich bemerkte sie den Hunger in seinem Blick, den lasziven Augenaufschlag, der sein Kopfschütteln begleitete. Und sie wünschte sich an jedem anderen Ort des Krisis Gebiets zu sein als in diesem Gemach der Wolfsburg.
    Um die Kontrolle über sich nicht zu verlieren, entschied sie, sich auf weitere Fragen zu konzentrieren. „Es ist Tag. Weshalb schlaft Ihr nicht?“ Sie fühlte, wie ihre Erregung wuchs, spürte, wie er ihren Körper abtastete, ihren üppigen Busen umschloss, sanft wie kühles Meerwasser in ihren Spalt eindrang, ihre Falten umspülte und liebkoste mit einer Zärtlichkeit, die sie in den Wahnsinn trieb – doch er berührte sie nicht, sah ihr lediglich weiterhin in die Augen.
    „Wir bevorzugen es, tags zu schlafen, nachts auf Jagd zu gehen. Die Welt um uns herum jedoch lebt anders und wir müssen die östliche Krisis verteidigen. Deshalb sind wir gezwungen uns anzupassen – aber nicht vollkommen.“ Schomul zwinkerte ihr zu.
    Loreena nutzte die Gelegenheit. Schnell riss sie sich von seinem Blick los und senkte das Haupt. Nie wieder, schwor sie sich, würde sie ihm in die Augen schauen, denn sie war sich nicht mehr sicher, ob das Geheimnisvolle sie
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