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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter
Autoren: Sandra Henke
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wirklich vor seinem Einfluss schützen konnte.
    Flink duckte sie sich und huschte unter seinem Arm hindurch. Sie atmete schwer, als wäre sie gesprintet. Der Graf drehte sich um. Süffisant lächelnd lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Tür und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.
    Loreena ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, um Schomuls übernatürlicher Anziehungskraft zu entgehen. Sie befanden sich in seinem Schlafgemach. Die Anwesenheit eines Bettes steigerte ihre Nervosität. Für einen Moment sah sie sich entblößt auf dem pechschwarzen, mit Silberfäden durchzogenen Bezug liegen. Arme und Beine gespreizt und nur mit unzähligen Knäuels Schafwolle bedeckt. Hand- und Fußgelenke waren mit Sisalseilen an die Bettpfosten gebunden. Schutzlos lag sie dort, das Haupt auf das Kissen mit den güldenen Fransen gebettet. Niemand war zu sehen und trotzdem war sie nicht alleine. Sie spürte es. Auf einmal schwang das Fenster auf. Eine kühle Brise wehte ins Zimmer, die Vorhänge flatterten und die Wollknäuel wurden fortgeblasen, so dass sie vollkommen nackt und ausgeliefert war. Blass und prall wie zwei Vollmonde wirkten ihre Brüste in der surrealistisch-sinnlichen Szenerie und Feuchtigkeit glitzerte zwischen ihren Schenkeln...
    Ihr wurde schummrig durch die Vision. Sie hielt sich am Pfosten fest und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Beeindruckt schaute sie hinauf. Die Zimmerdecke war so hoch, dass man ein Zelt hätte aufbauen können. Eine Kerze mit glühendem Docht stand auf der Fensterbank. Sie musste eben erst ausgeblasen worden sein. Irritiert stellte Loreena fest, dass nicht nur das Bett, sondern auch die Nachtkommode und der glänzende Teakholz-Schrank aus Holz waren. Der Tisch am Fenster besaß wunderschöne wie Korkenzieherlocken gedrehte Tischbeine, die man leicht zu Pflöcken umfunktionieren konnte.
    Langsam fasste sich Loreena wieder. Sie zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Holz?“
    Schomul folgte ihrem Blick. „Holz ist nicht gefährlicher für uns als Eisen. Lediglich ein Überzug macht es zur tödlichen Waffe.“
    Natürlich spielte er auf Weihwasser an. Seine Offenheit verwunderte sie. Er musste sich seiner Übermacht äußerst sicher sein.
    „Nun kommt zum Grund Eures Besuches. Meine Geduld, Euch Auskünfte über das Vampir-Volk zu erteilen, ist erschöpft.“
    Ihre Stimme zitterte, als sie ihr Anliegen vorbrachte, nicht nur, weil Wors Auftrag absurd war, sondern auch, weil sie sich vor Erregung kaum konzentrieren konnte.
    „Ihr wisst es bereits, Graf Schomul. Habe ich Recht? Mein Vater, König Wor, braucht Eure Hilfe, um das ingrimm’sche Reich verteidigen zu können. Er stirbt. Kein anderer Anführer könnte das Heer in die Schlachten führen. Nur Euer Biss kann ihn und Ingrimm retten. Darum erbitte ich in seinem Namen Eure Gnade.“
    Demütig senkte sie das Haupt. Erst als Schomul zum Fenster schlenderte, hob sie es. Er schaute nachdenklich zum Graupel Wald hinüber. Mit Zeigefinger und Daumen kraulte er sein Kinn. Nun, da er sie nicht mehr betrachtete, schwand Loreenas Erregung. Ihre Klitoris pochte sehnsüchtig. Sie wünschte sich, nicht so empfindsam auf ihn zu reagieren, konnte sich aber nicht dagegen wehren.
    Das erste Mal hatte Loreena die Möglichkeit, ihn genauer zu betrachten. Groß gewachsen und schlank musste er wohl die meisten Männer Ingrimms um einen Kopf überragen. Seine ebenholzschwarzen Haare waren streichholzkurz, seine Gesichtskonturen markant und der Teint wächsern. Verstärkt wurde die Blässe durch seinen anthrazitfarbenen Samtanzug. Allein der Silberfaden, der in das Revers eingearbeitet war, und die Silberknöpfe zeichneten sich ab. Das ingrimm’sche Mannsvolk war eher klein und füllig, besaß lange Haare und eine von der Feldarbeit oder dem Kampf auf Schlachtfeldern sonnengegerbte Haut. Schomul sah so anders aus als alle Männer des südlichen, westlichen und nördlichen Krisis Gebiets. Es ging eine fremdartige Bezauberung von ihm aus, einer Naturgewalt gleich - faszinierend, mächtig und gefährlich.
    Sie wurde aus ihren Gedanken herausgerissen, als er plötzlich in die Ruhe hinein sprach. „Weshalb sollte ich das tun?“ Weiterhin blickte er aus dem Fenster.
    „Ihr würdet über König Wor siegen. Er schwört, sich nach der Verteidigung Ingrimms freiwillig in Eure Hände zu begeben und sich Eurem Gutdünken auszuliefern.“ Loreena spürte einen Stich im Herzen.
    Graf Schomuls Gesichtszüge blieben steinhart. „Ich werde über Wor
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