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Puppentod

Titel: Puppentod
Autoren: Katharina Winter
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großes Tuch, das Lisa mitgebracht hatte, und bestaunten minutenlang schweigend den Wasserfall. Plötzlich sprang Lisa auf, zog Hemd, Schuhe und Hose aus und sprang in Slip und T-Shirt in das kristallklare Nass. Verdutzt sah Michael ihr nach.
    Sie schwamm ein paar Meter, drehte sich dann zu ihm um und winkte ihm zu. »Komm rein. Es ist herrlich.«
    Das wollte er gerne tun, doch er hatte keine Sachen zum Wechseln dabei. Da aber außer ihnen kein Mensch da war, entledigte er sich ebenfalls der Klamotten und
sprang in der Unterhose kopfüber ins Wasser. Es war angenehm frisch, fast kühl, und glasklar.
    Sie schwammen an den Wasserfall heran, wobei er Mühe hatte, Lisa zu folgen. Sie war eine gute Schwimmerin, vollführte ruhige und kraftvolle Bewegungen. Ihr Körper war muskulös und wirkte doch auch zart.
    Als sie wieder aus dem Wasser stiegen, konnte Michael kaum seinen Blick von ihr wenden. Ihr weißes, durchnässtes T-Shirt klebte an ihrer Haut, und darunter zeichneten sich ihre kleinen Brüste ab.
    Sie setzte sich auf einen großen Stein, um sich von der Sonne trocknen zu lassen. Nervös ließ er sich neben ihr nieder.
    »Was hältst du von einem Picknick?«, fragte sie nach einer Weile und holte die Früchte aus dem Rucksack. »Mangos, Ananas, Papayas. Es ist alles da. Sogar ein Messer hat Lucia uns eingepackt.«
    Sie setzte sich wieder neben ihn, und dieses Mal so nah, dass er fast schon ihre Haut spürte. Das Wasser perlte auf ihren Armen und glitzerte in der Mittagssonne. Am liebsten hätte er ihr jede einzelne Wasserperle von ihren wunderschönen vollen Lippen, von ihren süßen kleinen Brüsten, ihrem Bauch und ihrem Bauchnabel geküsst. Bei diesem Gedanken wurde ihm innerlich ganz heiß. Und als ihre schwarzen Augen ihn wieder einmal so herausfordernd anfunkelten, war er kurz davor, sie wild an sich zu reißen. Doch er hielt an sich und nahm stattdessen ein Stück Ananas, das sie ihm mit einem Lächeln reichte.

    »Die ist schön süß. So etwas Leckeres bekommt man nur hier«, sagte sie und schnitt gleich noch ein weiteres Stück für ihn ab.
    »Warst du in Deutschland auch Tauchlehrerin?«, wollte Michael wissen.
    »Ich war Yogalehrerin und habe Privatunterricht gegeben«, antwortete sie, während sie begann, die Mango zu schälen.
    Er schaute sie fragend an.
    Sie lachte. »Klingt komisch, nicht wahr? War es auch. Ich wurde von reichen Frauen engagiert, die mir lieber von den Erektionsproblemen ihrer Männer erzählten, statt Yoga zu machen. Das war vielleicht ein toller Job! Darauf hatte ich bald keine Lust mehr. Ich suchte nach etwas anderem und stieß im Internet auf die Stellenanzeige einer Tauchschule in der Dominikanischen Republik.«
    »Und da bist du einfach so losgezogen?«
    »Nicht einfach so. Ich bin als Tauchlehrerin ausgebildet und spreche gut Spanisch, weil ich im Sommer in Spanien oft Tauchstunden gegeben habe. Es war kein Risiko dabei. Warum also nicht, dachte ich mir.«
    »Willst du wirklich für immer hierbleiben?«, fragte er.
    Ihre Antwort kam spontan. »Ja, für immer. Ich gehe nicht mehr zurück nach Deutschland. Würdest du nicht auch bleiben, wenn du könntest?« Wieder sah sie ihn mit diesem ganz bestimmten Blick an.
    Hinter ihnen kreischte ein Vogel, ein bunter Papagei, der sich, auf einem Baumstamm sitzend, sein Gefieder putzte.

    Was hatte sie gerade gefragt? Ob er hierbleiben wollte? Diese Frage stellte sich nicht. Er war seiner Familie und der Firma verpflichtet.
    »Probier die Papaya«, sagte sie und schob ihm ein Stück in den Mund. Dabei berührten ihre Finger sanft seine Lippen. Ein heftiger Stromschlag durchfuhr ihn. Dann zog sie ihre Hand schnell zurück, und der Zauber des Augenblicks war vorbei.

    Zum Abendessen hatten sie sich wieder bei Margerita verabredet. Michael saß schon an dem Tisch vorn am Wasser, als Lisa in einem kurzen, roten Kleid auf ihn zukam, das ihre schlanken Beine und ihre schmalen, wippenden Hüften betonte. Sie sah hinreißend aus.
    »Wartest du schon lange?« Sie setzte sich ihm gegenüber und strich durch ihr welliges, dunkles Haar, während Margerita zwei orangerote Drinks brachte. In seinem steckte ein Schirmchen, in Lisas nicht. Das Getränk schmeckte süß und gleichzeitig etwas bitter.
    »Wann genau kommst du nach Deutschland?«, wollte er wissen.
    »Nächsten Freitag. Aber nur für eine Woche.«
    »Werden wir uns dann sehen?« Vorsichtig berührte er ihre Hand und sah ihr in die Augen. Das Mondlicht spiegelte sich darin.
    »Es ist besser,
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