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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab
Autoren: Kate Brady
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durchzugehen. Diese war der handfeste Beweis dafür, dass Beth einen Plan hatte und die Möglichkeiten besaß, ihn in die Tat umzusetzen. Sie holte tief Luft. Obwohl es schon spät war, griff sie nach dem Telefonhörer. Sie zögerte kurz. Die Ziffern 9 und 1 schienen heller als der Rest zu leuchten.
    Ich rufe die Polizei an und erzähle ihnen alles.
Doch das war nur ein Bluff gewesen, und Bankes hatte ihn durchschaut. Sie durfte die Polizei nicht anrufen. Das konnte sie Abby nicht antun.
    Nachdem sie sich wieder gesammelt hatte, murmelte sie ein Gebet, in dem sie um Vergebung bat – falls es überhaupt einen Gott gab. Sie räusperte sich und übte sich in jenem ruhigen und beherrschten Tonfall, den sie mit den Jahren perfektioniert hatte. Dann wählte sie die oberste Nummer auf der Liste.
    Die erste Lüge war die schwerste.

[home]
    2
    New York, im Staat New York
    E in Donnern ließ Neil Sheridan aus dem Vollrausch erwachen, den er sich seit Wochen mit vollem Einsatz erarbeitet hatte. Ein Presslufthammer bebte in seinem Schädel, und er fuhr mit der Hand nach oben, um zu prüfen, ob der Kopf noch ganz war. Seine Finger umschlossen etwas Warmes, Weiches. Sein Gehirn? Nein, eine Brust. Er bewegte die Hand. Eine Zweite. Ah, richtig, gewöhnlich gab es die paarweise.
    Das Donnern wurde heftiger. »Neil! Himmel noch mal, mach endlich die Tür auf!«
    Er blinzelte, und das Sonnenlicht fühlte sich in seinen Augen wie eine ätzende Flüssigkeit an. Er drehte sich um, und die Brüste bewegten sich, begleitet von einem sanften Stöhnen.
    »Neil, ich warne dich, mein Freund. Ich lasse die Tür gleich vom Zimmermädchen öffnen.«
    »Hör auf zu schreien«, murmelte er, während er sich aufrappelte. Am Fußende des Bettes fand er seine Jeans. Er musste sich mit der Schulter an der Wand abstützen, während er ungelenk hineinstieg.
    »Sperren Sie die Tür auf«, hörte er die Stimme im Flur sagen. Rick? Verdammt noch mal. Das Donnern hatte aufgehört, doch der Schmerz in seinem Schädel fühlte sich immer noch wie eine Maschinengewehrsalve an. Draußen hörte er eine Frau in schnellem Spanisch auf Rick einreden, der sie abrupt unterbrach. »Ich bin Polizeibeamter, Lady. Und jetzt sperren Sie endlich die verdammte Tür auf.«
    »Moment«, sagte Neil, doch seine Stimme war nur ein Krächzen. Er fummelte an dem Schloss herum und öffnete dann. Ein Zimmermädchen starrte ihn an.
    »Wow, du siehst ja beschissen aus«, sagte Rick, während er dem Zimmermädchen einen Zwanziger in die Hand drückte. Er blickte ihr nach, als sie den Gang hinuntereilte, und marschierte anschließend in Neils Zimmer. »Ich habe schon mehrfach bei dir angerufen. Wie ich höre, hast du deinen Job bei Sentry geschmissen und bist schon seit mehr als einem Monat zurück in den Staaten.«
    »Wie doch die Zeit vergeht.«
    Rick hob eine leere Whiskeyflasche vom Boden auf, bückte sich noch einmal und griff nach einem Spitzenkorsett, das er zwischen Zeigefinger und Daumen baumeln ließ. Dann legte er beides auf einen Tisch, der über und über mit Essenskartons eines chinesischen Lieferservices bedeckt war. Er warf einen Blick in einen der Kartons und schnüffelte daran. »Huhn à la General Dao«, stellte er fest. »Mit Whiskey?«
    »Ein Getränk, das einfach zu allem passt.«
    Rick stupste eine zweite Flasche mit dem Fuß an. Sie rollte über eine aufgerissene Kondomverpackung. Während er zur Schlafzimmertür blickte, schüttelte Rick kaum wahrnehmbar den Kopf, so dass Neil schon dachte, er hätte es sich eingebildet. »Ich möchte, dass du mich nach Arlington begleitest. Du hast jetzt lange genug in Selbstmitleid gebadet.«
    »Das Einzige, worin ich gebadet habe, sind Jack und Jill. Und beide warten im Schlafzimmer auf mich.«
    »Jack Daniel’s und Jill wer? Weißt du nicht einmal ihren Nachnamen?«
    »Ich habe sie nicht danach gefragt«, antwortete Neil, ließ sich in einen Sessel fallen und fuhr sich über die Stirn. Sein Hirn schmerzte, und das sollte eigentlich gar nicht mehr möglich sein, denn mittlerweile musste er es in Alkohol ertränkt haben. Das erzählte man zumindest den Jungs in der Highschool: Wenn du zu viel trinkst und zu viel mit Frauen rummachst, geht dein Verstand den Bach runter, deine Seele stumpft ab, und alles, was bleibt, ist die Hülle eines Mannes, der weder vernünftig denken noch fühlen kann.
    Versprechen, alles leere Versprechen.
    »Weißt du, warum ich hier bin?«, fragte Rick.
    »Ich weiß. Du glaubst, dass ich mir vor den
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