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Puna - Toedliche Spurensuche

Puna - Toedliche Spurensuche

Titel: Puna - Toedliche Spurensuche
Autoren: Bernd Scholze
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Sidney gebucht. Er konnte nicht ahnen, dass Anja den nächtlichen Anschlag überlebt hatte. Und jetzt konnten sich der Alte und Anja offensichtlich nicht voneinander trennen.
    Nathan legte den Gewehrlauf durch das geöffnete Fenster auf die Beifahrertür auf. Dann nahm er seine Jacke vom Rücksitz, wickelte sie zusammen und schob sie zwischen Gewehrlauf und Tür. Geduckt blickte er wieder durch das Zielfernrohr.
    Der ältere Mann ließ sich etwas zurückfallen oder ging Anja jetzt ein wenig schneller? Nathan brachte seine Atmung unter Kontrolle. Sein Finger wanderte auf den Abzug. Noch einen Augenblick. Der alte Mann holte auf. Gleich wären sie wieder auf einer Höhe. Nathan zögerte. Zögerte einen Augenblick länger. Dann zog sein Zeigefinger den Abzug. Der Knall durchpeitschte die Stille. Der alte Mann drehte sich entsetzt zur Seite. Anja ließ sich erschrocken fallen. Sie rief, dem Mann zu, ebenfalls in Deckung zu gehen. Der suchte immer noch nach der Quelle, von wo der Schuss gekommen war. Nathan konnte kein Risiko eingehen. Wieder setzte er an. Der Mann konnte ein lästiger Zeuge sein. Er konnte sich keinen weiteren Fehler mehr leisten. Das Fadenkreuz war auf das Herz des alten Mannes gerichtet. Wieder bewegte sein Finger den Abzug. In dem Augenblick, in dem er abdrückte, hörte er, wie an der Seite ein Motor gestartet wurde. ‚Scheiße, die Schlampe habe ich total vergessen‘, schoss es ihm durch den Kopf. Er sah einen roten Fleck auf dem Hemd des Mannes. Er hörte das Kreischen von Anja. Er musste noch einmal schießen. Er musste Anja ausschalten. So war sein Auftrag. Doch bevor er erneut abdrücken konnte, hörte er das hässliche Knirschen, wenn Blech auf Blech trifft. Im selben Moment spürte er einen gewaltigen Aufprall. Ein weiterer Schuss löste sich unkontrolliert. Das Gewehr wurde durch den Aufprall aus dem Fenster katapultiert.
    Nathan sah nach links. Er sah, wie sich der ehemals blaue Nissan in seine Seitentür bohrte. Dann wurde er ebenfalls zur Seite geschleudert. Er spürte Schmerzen in den Beinen und schrie auf. Mühsam richtete er sich auf, nachdem die Bewegung in seinem Wagen zum Stillstand gekommen war. Sein Gesicht schmerzte. Er spürte, wie etwas Warmes in sein Auge lief. Er wischte sich mit der rechten Hand darüber und starrte auf das Blut auf seinem Handrücken. »Scheiße, so eine verdammte Fotze«, brüllte er.
    Nathan sah, wie die Fahrerin des anderen Wagens den Vorwärtsgang einlegte und sich wieder entfernte. Das wollte er ausnutzen. Er griff mit links zum Türgriff. Schrie aber vor Schmerzen auf. Er versuchte, sich nach links zu drehen. Seine rechte Hand griff mühsam herüber, aber es gelang ihm nicht, die Tür zu öffnen. Durch den Aufprall war sie verzogen. Er versuchte, sich auf den Beifahrersitz zu retten. Aber er hatte keine Gewalt über seine Beine.
    Er sah zur Seite. Wieder ging das eine weiße Licht am anderen Auto an. Wieder beschleunigte der Wagen rückwärts in seine Richtung. Er sah, dass die Entfernung zwischen beiden Wagen nur noch minimal war. Er hob die Arme schützend vors Gesicht. Wieder hörte er das Geräusch des aufeinanderprallenden Bleches. Er spürte noch, wie sein eigener Wagen herumgeschleudert wurde, sich auf die Seite zu legen begann. Die wirkliche Drehbewegung erlebte er schon nicht mehr mit. Als sein Wagen sich auf die Seite legte, öffnete sich bei dem anderen Wagen die Fahrertür und eine Frau rannte auf Anja zu.

    Maria Assunta erreichte Anja, die immer noch schreiend auf dem Boden lag. Sie griff nach ihr. Auf ihre Frage, ob Anja verletzt sei, schüttelte diese nur den Kopf. Sie versuchte Anja mit dem Oberkörper aufzurichten und zu umarmen, um ihr Nähe zu geben. Sie umklammerte sie und sprach beruhigend auf sie ein. Langsam gelang es ihr, Anja etwas zu beruhigen. Sie spürte etwas warmes Feuchtes an ihrem Arm. Vorsichtig legte sie Anja zurück und erkannte, dass sie am Arm einen Streifschuss abbekommen hatte. Es blutete, schien aber in ihren Augen nicht bedrohlich. Sie kroch zu Ferdinand Lochner herüber. Um ihn herum gab es eine große Blutlache. Sie rüttelte an ihm. Keine Reaktion.
    Währenddessen hörte sie Männer aufgeregt durcheinander schreien. Zwei kamen vom umgestürzten Auto zurück. Der Mann sei tot, brüllten sie. Maria rief einem von ihnen zu, er solle einen Verbandskasten holen. Die überlebende Frau sei verletzt. Den anderen schickte sie los, die Polizei zu informieren.

20. Kapitel

Der silbergraue Rumpf des Airbus 319
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