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Puna - Toedliche Spurensuche

Puna - Toedliche Spurensuche

Titel: Puna - Toedliche Spurensuche
Autoren: Bernd Scholze
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Sie konnte sich nicht konzentrieren. Was war das?
    Auf Knien begann sie, langsam auf den Kessel zu zu kriechen. Kaum einen Meter entfernt, fing der rote Punkt behäbig über den Kessel zu wandern. Ganz ruhig. Abwärts. In spiralförmigen Bewegungen. Auf dem Betonboden angekommen kam er in aller Ruhe, aber ohne Umwege auf sie zu. Schließlich hatte er ihre linke Hand erreicht. Erschrocken wischte sie mit der rechten Hand darüber. Als Anja den roten Punkt dabei auf dem rechten Handrücken erblickte, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Jemand hatte sie im Visier. In Panik zog sie beide Hände zurück. Der rote Punkt wanderte weiter auf sie zu und erreichte ihren Oberschenkel. Verängstigt sprang sie auf und begann wieder zu laufen.
    »A-n-n-n-j-a-a-a ... Du kannst uns nicht entkommen. Wir wissen alles über dich ...«
    Ein Knall. Das Geräusch des Projektils, das unweit von ihr auf Metall aufschlug.
    »Stopp! Stehenbleiben! Es wäre besser für Dich, wenn Du dem Licht folgst«. Der Singsang war aus der Stimme verschwunden.
    Anja hielt inne. Welches Licht? Sie drehte sich um, konnte aber nichts erkennen.
    Unvermittelt hörte sie ein lautes Klacken. Ein greller Scheinwerfer ging an und beleuchtete eine freie Fläche in einiger Entfernung. Zwei weitere Lampen wurden kurz hintereinander geräuschvoll eingeschaltet und schufen eine kleine, hell erleuchtete Insel in der Dunkelheit. Anja drehte sich vollends um und näherte sich vorsichtig dem Licht. Eine Ahnung keimte in ihr auf. Ihre Schritte beschleunigten sich zusehends. Als Anja nur noch wenig entfernt war, zerschnitt wieder diese Stimme die Stille: »Stopp! Stehenbleiben!«
    Vor ihr kniete Ariana auf dem Boden. Die Arme auf den Rücken gebunden, um den Hals eine Schlinge, die auf ihre Rückseite geführt wurde. Ihre Oberarme mehrmals von dem Seil umschlungen. Anja kannte diese Art der Fesselung - aus einem Buch über Hojo-Jutsu. Historische Aufnahmen von Frauen und Männern, die bewegungsunfähig gefesselt und Verhören unterzogen wurden.
    Zwischen ihren Armen und ihrem Rücken war eine lange Metallstange durch die Seilwindungen geschoben. Die Enden der Stange wurden wiederum von zwei Seilen, die zur Hallendecke führten, hochgehalten. Arianas Kopf hing schlaff auf die Brust. Verquollene Augen und Blut waren eindeutiger Beleg für die Gewalt, die man ihr angetan haben musste.
    »A-n-n-n-j-a-a-a ... Wir wissen auch über Deine Freundin Bescheid«.
    Von einer Sekunde auf die andere spürte sie, wie sich der Magen verkrampfte und sie sich übergeben musste. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und starrte auf ihre Freundin.
    »A-n-n-n-j-a-a-a. Glaub´ mir, es ist besser, wenn Du machst, was wir Dir sagen ... Wir werden Ariana immer finden ...«
    Kaum war der letzte Ton verklungen, erschien auf Arianas linken Wange knapp unterhalb des Auges der kleine, helle, rote Punkt.
    »Wer seid Ihr? Was wollt ihr von mir ?« , rief Anja.
    Keine Antwort.
    »Was wollt ihr ?«
    Die Scheinwerfer gingen aus. Nur der rote Punkt leuchtete noch.
    »Warum antwortet ihr nicht ... ?«
    Ihre Atmung beschleunigte sich. Sie spürte, wie der Schweiß aus jeder Pore quoll. Sie rang nach Luft. Ihre Hände griffen zum Hals. Sie wirbelte den Kopf hin und her.
    Anja öffnete die Augen. Es war immer noch dunkel. Sie lag. Sie lag in einem Bett. Ihre Atmung lief immerfort auf Hochtouren. Wo war sie? Sie spürte einen klammen Pyjama. Sie tastete zur Seite. Sie lag in ihrem Bett. Sie befand sich in ihrer Wohnung. Erst langsam bemerkte sie, dass sie wieder geträumt hatte. Wie so oft nach dem Vorfall mit Ariana. Nach wie vor wusste sie nicht, ob Ariana ohne Folgeschäden die Sache überstehen würde.

Zwei Monate vorher

2. Kapitel

«Sie meinen also, ich soll für Sie Daten von diesem Ludwig Staller beschaffen, von dem Sie nur wissen, dass er vor einem halben Jahr gestorben ist und mit Ihnen weitläufig verwandt ist ...?«
    »Ja, so in etwa«.
    »Können Sie mir wenigstens etwas darüber erzählen, wie diese weitläufige Verwandtschaft aussehen soll ?«
    »Ehrlich gesagt: nein«.
    »Hören Sie, Herr Lochner, seit einer halben Stunde berichten Sie mir, wie wichtig Ihnen dieser Ludwig Staller ist und dass ich ihn für Ihre Firmen-Biographie besonders hervorheben soll. Sie wünschen dazu Interviews mit Nachkommen, sofern es sie gibt, können mir aber absolut nichts weiter über ihn sagen ...Ich bitte Sie, wenn ich den Auftrag übernehmen soll, verlange ich Offenheit und Ehrlichkeit. Ansonsten
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