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Puna - Toedliche Spurensuche

Puna - Toedliche Spurensuche

Titel: Puna - Toedliche Spurensuche
Autoren: Bernd Scholze
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Moralvorstellungen entsprechend abgelaufen sein, müsste sie ab 1950 mit dem ersten Kind rechnen. Da Ludwig 1958 geboren wurde, waren ältere Brüder und Schwestern durchaus möglich. Jüngere Geschwister waren dagegen nicht unbedingt wahrscheinlich. Allerdings dürfte sie das nicht ungeprüft annehmen. Sollten die Geschwister von Ludwig noch leben, hätte sie große Probleme an die Daten heranzukommen. Die Behörden würden sich auf den Datenschutz berufen. Eine weitläufige Verwandtschaft, von der Ferdinand Lochner sprach würde da nicht weiterhelfen.
    Anja blätterte weiter. Ihre Vorgängerin hatte offenbar gute Arbeit geleistet. Sie hätte zwar ruhig genauer mit den Daten umgehen können und statt der Jahreszahlen die genauen Daten festhalten können. Woher die Daten stammten, konnte Anja nicht erkennen. Aber sie zweifelte nicht daran, dass sie als Journalistin an derartige Daten kommen könnte. Es fiel schon auf, dass die Daten nicht von einem professionellen Genealogen eruiert wurden. Der hätte zumindest das soziale Umfeld, bestehend aus Taufpaten und Trauzeugen mit vermerkt, um mehr Hintergrundinformationen zur Familie zu bekommen. So war Mehrarbeit zu erwarten.
    Anja blätterte weiter. Schließlich fand sie noch einen Hinweis auf eine Schwester. Sie war 1955 tot zur Welt gekommen.
    Allen Angaben fehlte aber der Hinweis, wo die einzelnen Personen geboren wurden. Sie starrte auf das Blatt. Franz Anton und Silke. Das waren die beiden Punkte, an denen sie ansetzen konnte. Deren Daten mussten bereits im Archiv gelandet sein. Dazu müsste sie nur wissen, wo sie suchen könnte. Aber darum würde sie sich heute nicht mehr kümmern.

    Markus Auris kam nach Hause und schleuderte seine lederne Umhängetasche quer durch das Wohnzimmer. Seine Wohnungsschlüssel knallte er auf den Wohnzimmertisch. Er ging in die Küche; holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und stelle sie zusammen mit einem Glas neben seine Schlüssel.
    Er hasste es, von Ferdinand Lochner wie ein kleiner Junge behandelt zu werden. Auf der einen Seite war er gut genug, ihm dabei zu helfen, sein Computernetzwerk in den Griff zu bekommen. Das war wahrlich ein Schweizer Käse mit dem Hinweisschild »Selbstbedienung«. Auf der anderen Seite fehlte das Vertrauen, ihm auch nur eine Information mehr zu geben als unbedingt notwendig war. Dabei kannten sie sich nun auch schon 23 Jahre. Seit er von seiner Tochter zu ihrem 4. Geburtstag eingeladen wurde. Solange geht er nun mehr oder weniger regelmäßig im Hause Lochner ein und aus. Und immer noch fehlt das Vertrauen. Dabei hat er schon so viel an Rande der Legalität mitgemacht - immer in der Hoffnung, endlich einen Schritt weiter zu kommen. Und heute wurde ihm wieder einmal schmerzlich vorgeführt, dass nicht mehr Vertrauen da war als zu dem alten Mann im Zeitungskiosk gegenüber.
    Worum ging es wirklich? Die Geschichte, die sich Ferdinand Lochner für Anja Koswig ausgedachte, wies ihre Schwächen auf, die von der Genealogin sofort erkannt wurden. Markus konnte die Hintergründe nicht einschätzen. Es blieb für ihn aber noch ein fahler Beigeschmack. Als er Ferdinand Lochner direkt darauf ansprach, ist dieser nur ausgewichen.
    Er holte sich seine Ledertasche und nahm eine grün opake Gummizugmappe heraus. Er goss sich Bier ins Glas. Verschiedene Mindmaps hatte er in der letzten Stunde entwickelt, in denen er sich verschiedene Vorgehensweisen verdeutlichte. Wenn die Situation wirklich so schlimm stand, wie Ferdinand Lochner sagte, dann müsste er einen anderen Weg finden, wie er sehr schnell den Maulwurf ausfindig machen konnte. Alle Sicherheitslücken in der Kürze der Zeit zu schließen war unmöglich. Außerdem wäre er oder sie damit gewarnt. Alle möglichen Varianten hatte Markus schon durchdacht. Aber eine Lösung, der er vertraute, war nicht mit dabei.
    Zusätzlich zu allen Unwägbarkeiten holte sich Ferdinand Lochner jetzt diese Anja Koswig ins Haus. Zugegeben, er hatte bei Personen in der Regel ein gutes Händchen. Aber war sie wirklich vertrauenswürdig? Wie nah würde sie dem eigentlichen Anliegen kommen? Aber was war das eigentliche Anliegen? Anja musste auf jeden Fall in die Überlegungen mit einbezogen werden.
    Sein größeres Problem war aber, dass Ferdinand Lochner ihm nur den Zugang zu dem Netzwerk in der Verwaltung gab. Und auch da untersagte er ihm, auf E-Mails und Daten von Mitarbeitern zuzugreifen. Was wirklich an Fakten bekannt war, wusste Markus nicht. Nach dem gestrigen Gespräch
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