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Puna - Toedliche Spurensuche

Puna - Toedliche Spurensuche

Titel: Puna - Toedliche Spurensuche
Autoren: Bernd Scholze
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glaube, sie macht es. Sie war zwar zwischenzeitlich etwas misstrauisch. Aber sie hat es geschluckt .«
    »Du hast ihr alles erzählt ?«
    »Wo glaubst du hin, Markus? Du weißt auch nur so viel, wie ich für notwendig halte«.
    »Wenn du mir nicht traust, kann ich auch gerne gehen, ich reiße mich nicht darum ...«
    »Sei nicht kindisch ... Diese Frau Koswig ist einfach gut. Wenn es jemand schafft, dann die ...«
    »Und wieso diese Eile?«
    »Wenn sie Erfolg hat und die Informationen gehen an Maladouleur Médicaments können wir einen Tag später dichtmachen. So ernst ist die Situation ...«

2. Kapitel

Anja schloss die Haustür auf. Da lag ein großer Brief im Flur. Müde nach dem Aikidotraining bückte sie sich, um den Umschlag aufzuheben. Sie stellte ihre Sporttasche unter die Garderobe, schaltete das Licht ein und versuchte den Absender zu ergründen. Ferdinand Lochner. Die Briefhülle trug keine Briefmarke. Entweder war er von einem Boten oder von Ferdinand Lochner selber eingesteckt worden. Sie nahm sich das Kuvert und ging damit zu ihrem Schreibtisch. Auf Knopfdruck flackerten die Neonröhren ihrer Schreibtischlampe auf.
    Ungeduldig riss sie den Umschlag auf. Sie holte einen sauber auf Heftrand gezogenen Stapel Papiere heraus. Zuoberst ihr von Ferdinand Lochner unterschriebener Vertrag. Zögernd schaute Sie hinein und fand keine Änderungen. Sie zog hörbar die Luft ein.
    Entgegen ihren Grundsätzen kochte Sie sich so spät am Abend noch einen Pott Kaffee und begann neugierig in den restlichen Seiten zu blättern. Kopien verschiedener Dokumente. Eine Todesanzeige. Klein und nichtssagend. Geburtsjahr, Sterbejahr, kein Tag, kein Monat. Minimalismus in Reinkultur. Keine Angehörigen. Keine Traueranschrift. Lange hatte Anja keine solch neutrale Traueranzeige mehr gesehen. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie es bei der Beerdigung zugegangen sein musste.
    Ein weiteres Papier war dunkelgrau. Mit Mühe erkannte man mit der Schreibmaschine geschriebene Buchstaben. Auszug aus einem alten Lebenslauf. Auf dem gelben Klebezettel oben auf dem Blatt stand eine handschriftliche Entschuldigung, dass die Vorlage so schlecht sei, dass es überhaupt erstaunlich sei, etwas lesen zu können. Anja legte ihren Armreifen aus poliertem Edelstahl neben ihren Pott Kaffee und nahm sich eine Lupe. Sie machte sich Notizen, während sie den Lebenslauf zu entziffern versuchte. »Ludwig Staller ... geboren 1958«. Das genaue Datum war nicht zu erkennen. Er verstarb mit 54 Jahren - so jedenfalls ergab es sich aus einem weiteren gelben Klebezettel. Das war nicht sehr alt. Zog man noch seine Arbeitszeit ab, blieb nicht mehr viel übrig. Ein Leben lang gearbeitet und so gut, wie keine Spuren hinterlassen. Anja mochte solche Menschen nicht. Sie machten es Genealogen so unheimlich schwer.
    Dank des Lebenslaufes hatte sie doch immerhin noch seine Eltern. Das war mehr, als sie nach dem Gespräch mit Ferdinand Lochner zu hoffen wagte. Während Ihres Aikidotrainings hatte sie sich schon alle möglichen Variationen überlegt, wie sie beim Einwohnermeldeamt versuchen wollte, an die Familiendaten zu kommen. Sie hatte keine Chance auf realem Wege an die Daten zu kommen. Datenschutz. Aber die Sorge war aus jetziger Sicht unbegründet.
    Der Vater von Ludwig Staller, Franz Anton Staller, war Lehrer. Nach den Unterlagen kam er 1911 zur Welt und verstarb 1958. Leider waren wie gehabt nicht die genauen Daten angeben, so dass Anja nicht sagen konnte, ob der Vater vor oder nach der Geburt des Sohnes verstorben ist. Was macht das in dem Alter schon für einen Unterschied? Viele Spuren kann er nicht hinterlassen haben. Sie dachte an ihren eigenen Vater, der die Familie früh verlassen hat und nie wieder etwas von sich hat hören lassen.
    Die Mutter, Johanna, geborene Grünfeld kam 1919 zur Welt. Auch sie verstarb für ihren Sohn relativ früh: 1986. Da war er maximal 28 Jahre alt.
    Anja zeichnete sich auf einem weißen Blatt ein Rechteck und schrieb die bekannten Daten von Ludwig Staller hinein. Darüber platzierte sie zwei weitere Kästchen, verband die beiden mit einer Geraden. Eine weitere Linie zog sie von dem Kästchen mit Ludwig Stallers Daten senkrecht auf die soeben gezeichnete Linie. Sie schrieb die Daten seiner Eltern hinein. Über den Kreuzungspunkt der beiden Linien schrieb sie noch das Jahr der Hochzeit - 1949. Dieser graphische Weg ist der einfachste und schnellste, um sich mit einer noch unbekannten Familie vertraut zu machen.
    Sollte alles den
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