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Psychosomatische Homoeopathie

Psychosomatische Homoeopathie

Titel: Psychosomatische Homoeopathie
Autoren: Berndt Rieger
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Verzweiflung, an der diese Menschen dauerhaft leiden und haben mit den jeweiligen Themen nichts zu tun.
    Privates
Was sie sich in einer Partnerschaft erwarten: Sie suchen einen Menschen, der sie in ihrem Leid versteht und annimmt, weshalb mütterliche Partner ideal sind.
Ihre Liebe: Wenn sie Vertrauen gefasst haben, sind sie die besten Freunde, die man haben kann, bis zur Selbstaufopferung. Ihre Sexualität ist robust, sofern keine körperlichen Behinderungen bestehen.
Wie sie auf Verlust reagieren: Selbst kleinere Missgeschicke können Anlass zu tiefster Verzweiflung werden, wobei bei diesen Menschen dann auch Selbstmordgefahr besteht.
    Ob das immer gut ist, müssen Sie anhand des folgenden Falles selbst entscheiden: Ein Mann Ende Dreißig hatte als Jugendlicher einen Motorradunfall, bei dem er seinen linken Arm und sein linkes Bein verloren hatte. Zwei Jahrzehnte war er als Werkmeister eines Großbetriebs in einer verantwortungsvollen, auch körperlich anstrengenden Tätigkeit tätig, die er mittels Prothese mit Bravour in Vollzeit bewältigte. In die Praxis kam er mit Kopfjucken und Abszessen im Bereich des linken Beinstumpfes, die nichtheilenwollten. Die Abszesse verhinderten, dass er die Prothese anziehen konnte, und dann konnte er auch nicht arbeiten. Schulmedizinisch war schon alles versucht worden. Er war regelmäßig beim Chirurgen, der die Abszesse aufschnitt und wieder nähte, und er nahm dauerhaft Antibiotika ein. In der weiteren Befragung stellte sich schnell heraus, dass der Patient als Vater von drei Kindern und Familienoberhaupt, das die „Kohle“ nach Hause brachte – seine Frau war nicht berufstätig – ein Übermaß an Verantwortung auch im privaten Bereich trug. Auf meinen Kommentar hin, dass das bewundernswert sei, wenn man seine Behinderung berücksichtigt, blickte er etwas erstaunt. Für ihn war es das Normalste der Welt.
    Meine Überlegung zu dem Fall begann mit der Annahme, dass so etwas auf Dauer nicht gutgehen kann. Die Krankenstände häuften sich aufgrund der Abszesse, auch die Rückenschmerzen, die in den letzten Jahren immer wieder zum Arbeitsausfall geführt hatten, erforderten seitens der Orthopäden immer drastischere Maßnahmen. Es war auch von einer Bandscheibenoperation die Rede. Mich wunderte es, dass der Patient für die Zukunft keine Strategie entwickelte, was er und seine Familie bei einem weiteren Nachlassen seiner Kräfte unternehmen sollten, und interpretierte seine Haltung zwar als mutig und anerkennenswert, aber letztlich fatal für alle Beteiligten. Diese Überlegung führte mich nebst einigen anderen Symptomen – Neigung zu Abszessen, Rückenschmerzen, Schmerzen vor allem nachts – auf Syphilinum C200, das ich als einmalige Dosis verabreichte. Die Wirkung war dramatisch. Noch am gleichen Tag setzte der Patient fast zehn Liter Urin ab, eine Ausleitungsreaktion. Die Abszesse heilten prompt ab, auch die Stimmung des Patienten wurde so gut, dass er über einige Wochen dynamischer denn je arbeitete. In der Folge aber kehrten seine Rückenschmerzen zurück und spitzten sich so zu, dass er über Monate nicht mehr arbeiten konnte und schließlich seine Berentung beantragte. Ein Jahr später begann seine Frau zu arbeiten und die beiden älteren Kinder glichen durch kleine Jobs Defizite im Haushalt aus. Der Patient selbst war wirklich für alle sichtlich zum Invaliden geworden, der mit den Folgen seiner Amputationen zu kämpfen hatte. Er wirkte deutlich emotionaler als in früheren Jahren. Wenn er zornig war, teilte er das auch in zornigem Tonfall mit. Er konnte wieder weinen – aber auch lachen, wenn es ihm gut ging.
    Hat ihm Syphilinum wirklich geholfen? Volkswirtschaftlich betrachtet hat es aus einem Ernährer seiner Familie einen Hilflosen gemacht. Auf einer persönlichen Ebene aber hat es ihm die Möglichkeit gegeben, seinen Schmerz zuzulassen, dabei wieder Erdschwere zu gewinnen und als Mensch unter Menschen zu leben.
Über das Mittel
    Syphilinum oder Luesinum wird aus dem Sekret von syphilitischen Geschwüren entnommen, sterilisiert und verdünnt. Hahnemann nutzte Syphilinum, um damit ein Miasma, die Syphilinie, zu behandeln, eine über Generationen weitergegebene kollektive Erfahrung von Zerfall, Zerstörung und Todesnähe, die uns heute durch die Erfindung der Antibiotika fremd geworden ist.
    Die durch Intimkontakt übertragene Syphilis, eine Infektion, die früher in einem schleichenden Prozess über Jahre den ganzen Körper des Erkrankten zerstörte, gehörte
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