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Psychose: Thriller (German Edition)

Psychose: Thriller (German Edition)

Titel: Psychose: Thriller (German Edition)
Autoren: Blake Crouch
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einer Veranda befand, auf der einige Gäste unterden Espen, in denen winzige Lampen aufgehängt worden waren, speisten.
    Sein Magen knurrte, als er das Essen roch.
    An der Ecke Main und Fifth Street überquerte er die Straße und kehrte zu der Telefonzelle zurück, in der er zwei Tage zuvor das Bewusstsein verloren hatte.
    Er ging hinein und blätterte das Telefonbuch durch, bis er die Adresse des Sheriffbüros von Wayward Pines gefunden hatte.

    Er fühlte sich besser als in den letzten Tagen, als er in Richtung Ostteil der Stadt ging, während es langsam dunkler und kühler wurde.
    In einem Garten, an dem er vorbeikam, wurde gegrillt.
    Der Geruch der Kohle stieg ihm in die Nase.
    Der gute, säuerliche Duft von Bier, das aus Plastikbechern getrunken wurde.
    Das zikadenartige Klackern eines Rasensprengers in der Nähe.
    Alles, was er sah, wirkte wie ein Gemälde.
    Wie die platonische Idee einer Stadt. Hier konnten nicht mehr als vier- oder fünfhundert Menschen leben, und er fragte sich, was sie hierhergeführt hatte. Wie viele von ihnen waren zufällig auf Wayward Pines gestoßen, hatten sich hier wohlgefühlt und waren geblieben? Wie viele waren hier geboren worden und nie weggezogen?
    Zwar war er schon immer ein Großstadtmensch gewesen, aber er konnte verstehen, dass man einen solchen Ort nicht verlassen wollte. Warum sollte man woandershin gehen, wenn man hier doch die vollständige, reine Perfektion hatte? Die Quintessenz von Amerika, umgeben von der wohl schönsten Natur, die er je gesehen hatte. Am Abend vor seinem Aufbruch hatte er sich Fotos von Wayward Pines angesehen, doch keines davon hatte diesem kleinen Tal gerecht werden können.
    Und dennoch war
er
hier.
    Doch aufgrund oder gerade
wegen
dieser Tatsache war dieser Ort doch nicht perfekt.
    Seiner Erfahrung nach gab es überall, wo sich menschliche Wesen versammelten, auch Dunkelheit.
    Die Perfektion war nur die Oberfläche. Die Epidermis. Wenn man einige Schichten wegschnitt, kamen die dunkleren Schattierungen ans Licht.
    Tief am Knochen war es dann pechschwarz.
    Er konnte den Blick beim Gehen nicht von den Bergen abwenden. Im Osten mussten sie an die eintausend Meter hoch sein. Bis ganz nach oben sah er nichts als Felsen und Eis.
    Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne drangen über die Klippen in seinem Rücken, und er drehte sich um und gönnte sich einen Augenblick, um zu beobachten, wie das Leuchten verschwand.
    Als das Licht fort war, nahmen die Felsen sofort die Farbe von gebläutem Stahl an.
    Und sie wirkten irgendwie anders.
    Sie sahen noch immer wunderschön aus.
    Wirkten aber irgendwie, als wären sie in die Ferne gerückt.
    Kälter.

    Auf dem Schild über der Doppeltür aus Glas stand:
    BÜRO DES SHERIFFS VON WAYWARD PINES
    Er ging über einen mit kleinen Pinien gesäumten Weg zur Eingangstür und spürte, wie ihn erneut Frustration übermannte.
    Durch das Glas war deutlich zu erkennen, dass es im Inneren leer und dunkel war.
    Trotzdem rüttelte er an der Tür.
    Abgeschlossen.
    Sicher, es war schon spät, aber
verdammt noch mal!
    Ethan entfernte sich vom Eingang und sah an dem einstöckigen Gebäude entlang. Er hatte den Eindruck, dass am anderen Ende an einem Fenster Licht unter den Vorhängen hindurchschimmerte.
    Erneut ging er zur Tür und klopfte energisch.
    Nichts.
    Er legte etwas mehr Kraft in sein Klopfen und hämmerte so heftig gegen das Glas, dass die Tür in ihren Angeln quietschte.
    Fünf Minuten vergingen, aber es tauchte niemand auf.

    Zwei Sterne und ein Planet waren am Himmel erschienen, als er die Main Street wieder erreicht hatte, und die Kühle, die vor fünfzehn Minuten noch angenehm gewesen war, drang jetzt durch sein dünnes Oberhemd und seine sockenlosen Füße wurden langsam taub.
    Noch schlimmer war jedoch, dass er langsam richtig Hunger hatte und sein Magen ein riesiges Loch zu sein schien, außerdem wurde ihm leicht schwummerig.
    Er ging mehrere Blocks in Richtung des Wayward Pines Hotels und ging die steinerne Treppe zum Eingang hinauf.
    Durch die Glastür sah er Licht im Inneren und eine junge Frau, die an der Rezeption saß.
    Ethan betrat die Lobby und wurde von angenehmer Wärme empfangen.
    Auf der einen Seite stand ein großes Klavier und auf der anderen prasselte ein Feuer in einem gewaltigen Kamin.
    Er blieb einen Moment stehen und streckte die Hände aus, um die Wärme zu genießen. Das kochende Pinienharz roch so angenehm wie eine Kerze. Am liebsten hätte er sich auf der Couch ausgestreckt und ein
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