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Proust 1913

Proust 1913

Titel: Proust 1913
Autoren: Luzius Keller
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sich bei ihm für ihr Exemplar von
Du côté de chez Swann
bedankt hat: »Mein Verleger wollte, dass ich mein Buch der Vie Heureuse schicke (zu spät), und er schickte es auch der Jury des Prix Goncourt. Dort ist es offiziell noch nicht zu spät, man nimmt noch Bücher entgegen, ich glaube aber, der Preis ist so gut wie vergeben. Doch auch wenn ich ihn nicht erhalte, aber erreichen könnte, dass sich jemand zu seinem Fürsprecher macht, dass man darüber redet, würde das immerhin mein Buch etwas ins Licht rücken, und man würde es lesen; das ist alles, was ich wünschen kann. Ich habe es streng und sorgfältig genug komponiert, um mich nicht davor fürchten zu müssen, gelesen zu werden. Doch ich fürchte sehr, niemand lese mich, denn das Buch ist so lang und kompakt. Vielleicht also (ich weiß es absolut nicht) haben Sie Freunde in der Académie Goncourt.« ( XII , 305 ) In der Folge suggeriert Proust seiner Adressatin einige Namen von Mitgliedern jener Académie Goncourt, die ihm dann 1919 für den zweiten Band seines Romanwerks ihren Preis verleihen wird. Mit demselben Argument, er wolle ja nicht unbedingt den Preis, sondern er wolle bekannt und gelesen werden, bittet Proust Louis de Robert, er solle die für den Prix Goncourt Verantwortlichen auf ihn aufmerksam machen.
    Zur Werbekampagne gehören auch die Auszüge, die Autor und Verleger Zeitungen und Zeitschriften zur Veröffentlichung anbieten. So erscheint am 18 . November in
Gil Blas
ein Auszug aus der Soiree bei Madame de Saint-Euverte, am 21 . November in
Le Temps
ein Fragment über Gilberte, am 23 . November in
Les Annales
ein Fragment über die Zimmer Tante Léonies in Combray.
    Céleste tritt auf
    Kurz bevor Agostinelli am 1 . Dezember unerwartet abreist, tritt eine neue Person in Prousts Leben ein.
    Céleste
    Um die zahlreichen mit persönlichen Widmungen versehenen Exemplare seinen Freunden und Bekannten sicher zukommen zu lassen, vertraut Proust nicht dem Post-, sondern einem Kurierdienst: Er lässt die Exemplare von Céleste Albaret im Taxi ausliefern, selbstverständlich im Taxi Odilons, ihres Ehemannes. Da Céline Cottin erkrankt ist und im Krankenhaus von Prousts Bruder operiert werden muss, übernimmt Céleste Albaret auch Haushaltsarbeiten, wird sich aber erst ein Jahr später, als Odilon eingezogen wird, ganz im Boulevard Haussmann niederlassen. Sie wird Proust und Prousts Arbeit bis zu seinem Tod begleiten. Ihre Erinnerungen an diese Zeit sind 1973 unter dem Titel
Monsieur Proust
erschienen. Sozusagen als Gegenleistung verewigt Proust sie in der
Recherche,
wo er sie und ihre Schwester Marie Gineste in Anspielung auf Célestes allererste Aufgabe als »courrières« auftreten lässt (
Sodom und Gomorrha,
362 – 366 ).

Dezember
    Die plötzliche Abreise Agostinellis scheint alle anderen Sorgen in den Hintergrund treten zu lassen, doch kümmert sich Proust nach wie vor sehr genau um alles, was sein Buch betrifft. Er hört auf jedes Echo und nicht selten reagiert er auch, manchmal sogar heftig.
    Echos, Rezensionen und Reaktionen
    Die ersten zwei Rezensionen von
Du côté de chez Swann
erscheinen schon im November; beide stammen von Freunden Prousts. Am 23 . November schreibt Jean Cocteau in der Rubrik »La Galerie des Bustes« der Tageszeitung
Excelsior
den Beitrag »Marcel Proust«; am 27 . November Lucien-Alphonse Daudet die Rezension von
Du côté de chez Swann
auf der Titelseite von
Le Figaro.
In Briefen an Louis de Robert, Lucien Daudet und dessen Mutter, Madame Alphonse Daudet, reagiert Proust gerührt und begeistert. Doch was Reynaldo Hahn am 21 . November in einem Brief an Madame Duglé schreibt, hat er wohl nie zu lesen bekommen: »Das Buch Prousts ist kein Meisterwerk, wenn man unter einem Meisterwerk etwas
Vollendetes
und
unfehlbar Geplantes
versteht. Doch es ist
ohne jeden Zweifel
(und dabei spielt meine Freundschaft keine Rolle)
das schönste Buch,
das seit der
Éducation sentimentale
erschienen ist. Von der ersten Zeile an zeigt sich ein großes Genie, und weil diese Meinung eines Tages die allgemeingültige sein wird, muss man sich sogleich daran gewöhnen. Es ist immer schwierig einzusehen, dass jemand, den man ›in der Welt der Gesellschaft‹ kennt, ein Genie ist. Stendhal, Chateaubriand und Vigny haben dort oft verkehrt. Und ihre Zeitgenossen mussten sich damit abfinden.« ( XII , 333 )
    Am 8 . Dezember kommt unter der Rubrik »La vie littéraire« in
Le Figaro
auch Francis Chevassu auf
Du côté de chez Swann
zu
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