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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht
Autoren: Caitlin Kittredge
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Fenstern standen und in jeder Grundstückseinfahrt ein nagelneues Schwebeauto parkte.
    Bloß nicht darüber nachdenken, sonst fing sie noch an, Teschi Sampson zu hassen. Sie verschwendete keinen weiteren Gedanken an die Psychiaterin. Der Ausweis verschaffte ihr Zutritt zum Gefängnis. Das war alles.
    »In Ordnung«, sagte der Wachmann. Er hatte einen walisischen Akzent, und seine roten Haare standen in alle Richtungen ab. »Sie können passieren.«
    »Vielen Dank«, schnurrte Iridium. Dr. Sampson war eine kokette Frau, die flirtete, wo sie nur konnte, und ihrer Doppelgängerin machte es großen Spaß, diese Rolle komplett auszufüllen.
    Ein anderer Wachmann, diesmal in voller Schutzausrüstung, schloss sich ihr an. Er gab ihr eine Reihe von Toren frei, die in den Hochsicherheitstrakt führten. Schließlich betraten sie einen einfachen Besuchsraum, in dem ein genormter Tisch und Stühle aus Leichtplastik standen, die man nicht als Waffe benutzen konnte. An der Wand hing eine riesige, altmodische Uhr. Der Wachmann bedeutete ihr, sich zu setzen, und sagte knapp: »Warten Sie.«
    Nachdem der große Zeiger der Uhr drei Striche vorgerückt war, erklang ein Summton und eine Roboterstimme verkündete: »Häftling auf dem Weg. Nummer 342785, Bradford, Lester Daedalus, früher bekannt als Arclight.«
    Iridium schnitt eine Grimasse. Sie verwendeten immer nur seinen Schurkennamen, niemals aber seine alte Bezeichnung. Die lautete Luster und stammte aus seinen Zeiten als Held. Es brachte nichts, die Einwohner zu verwirren – Luster hatte Leben gerettet, gegen die Ominösen Acht gekämpft und ihnen Einhalt geboten, war zu New Chicagos neuem Helden aufgestiegen und gefördert worden. Lester alias Arclight dagegen war der böse Schwarze Mann, und Corp würde dafür sorgen, dass ihr Vater den Menschen genau so in Erinnerung blieb.
    In dem Raum war es heiß, und Iri spürte, wie ihre Kopfhaut zu jucken begann. Selbst wenn sie fest mit dem Schädel verschmolzen waren, fühlten sich Perücken äußerst unangenehm an. Außerdem brannten die leuchtend violetten Kontaktlinsen, die Dr. Sampsons Augenfarbe vortäuschten, in ihren eigenen blauen Augen.
    Ganz davon zu schweigen, dass der hässliche blaue Hosenanzug von der Stange nicht passte. Sie sah darin aus, als hätte sie auf Hintern und Hüften mindestens zehn Kilo mehr als in Wirklichkeit. Während die Uhr tickte und tickte, bildeten sich unter Iris Kragen kleine Schweißtröpfchen und rannen den Hals hinab.
    Manchmal wünschte sie sich nichts sehnlicher, als Eiskräfte zu besitzen, so wie Snowman oder Frostbite. Die hätten niemals so zu leiden, wenn sie in solch einer miesen Verkleidung stecken müssten.
    Der Summer ertönte und die Tür zum Besprechungsraum glitt auf. Sie gab den Blick auf zwei Wärter frei. Zwischen ihnen ging ein dünner Mann, weit größer als seine Begleiter. Er hatte dichtes schwarzes Haar. Seine hohlen Wangen waren mit schwarzen Bartstoppeln bedeckt und wirkten dadurch noch eingefallener.
    Mit schlurfenden Schritten betrat Lester Bradford den Raum. Seine gekrümmte Haltung und der watschelnde Gang wurden zum Teil durch die Kraftfesseln verursacht, die er trug. Den Rest besorgte das gute alte Halcyon, mit dem man ihn vollgepumpt hatte. Beruhigungsmittel gehörten zum Standardprogramm für Abtrünnige, besonders für jene, die man nur unter Anwendung äußerster Gewalt hatte festnehmen können, so wie Lester. In fröhlicheren Momenten behauptete er, Owl Girl sei bis auf den heutigen Tag gezwungen, eine Uniform mit langen Ärmeln zu tragen, um ihre Brandnarben zu verdecken.
    »Danke«, sagte Iridium in dem forschen Tonfall der Ärztin, den sie perfekt beherrschte. »Bitte schalten Sie die Überwachungskamera ab, wenn Sie hinausgehen. Ich hoffe doch, dass Vertraulichkeit in diesem Gefängnis nach wie vor respektiert wird?«
    »Ja, Doktor«, erwiderte der Wachmann seufzend. »Niemand wird ihre kostbaren Verbrecher belauschen.«
    Zischend schloss sich die Tür und verriegelte sich.
    Iridium zählte still bis 30, während sie und Arclight ruhig dasaßen und warteten. 30 Sekunden waren genau die Zeit, die Corp und die Polizei einen Patienten in einer geschlossenen Sitzung legal überwachen durften.
    »Mensch, Mädchen«, sagte Lester, als die Zeit um war. »Siehst du furchtbar aus als Blondine!« Er hatte seinen Akzent stur beibehalten, obwohl die ausländischen Schüler an der Akademie dazu angehalten wurden, Sprachunterricht zu nehmen, damit man sie in Amerika besser
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