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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht
Autoren: Caitlin Kittredge
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das Licht auf der Oberfläche der Tür konzentrierte und eine kleine Sonne zu leuchten begann. Zischend schälte sich das Tilizium von den Sicherungsbolzen ab.
    »Ich werde immer besser sein als ein abtrünniger … Freak … wie du«, presste Blackwasp zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er war blass vor Schmerzen, aber noch immer bei Bewusstsein. Das musste sie dem Jungen lassen – er hatte mehr Durchhaltevermögen als die meisten der anderen Kerle, die für Corp arbeiteten.
    Iridium schenkte ihm ein dünnes Lächeln. »Kann schon sein, Blackwasp. Aber heute bin ich es, die hier mit Digichips für 75 000 E-Dollar rausmarschiert, und du bist derjenige, der mit einem dummen Gesicht am Boden liegt.«
    »Ich werde mich niemals … geschlagen geben …«
    Iridium bestrahlte Blackwasp so stark, dass er das Bewusstsein verlor. Dann stieg sie durch das Loch in der Tresortür, von dessen Rand noch geschmolzenes Tilizium tropfte. Anschließend nahm sie sich ein Kästchen mit Digichips von dem leuchtenden Haufen, der sich neben den langen Kisten mit Bargeld auftürmte. Im Hinausgehen bückte sie sich zu Blackwasp hinunter und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Mehr Glück beim nächsten Mal, Jungchen.«
    Ihre Lippen hinterließen einen schwachen Abdruck, wie von einem Sonnenbrand.

KAPITEL 2
    JET
     
    Das Beste an Superhelden ist natürlich, dass sie real sind. Wir können sie sehen, wir können sie hören, und wir können ihnen zujubeln. Wären sie in einem Zoo, könnten wir sie sogar füttern und streicheln.
    Lynda Kidder, »Origins, Teil zwölf« New Chicago Tribüne, 11. Juni 112
     
    Wenn sie noch eine einzige Minute länger lächeln musste, würden ihre Wangen taub werden. Trotzdem dachte Jet nicht einmal im Traum daran, sich zu beklagen. Niemals stellte sie Befehle in Frage. Und Ops, die Zentrale, von der aus alle Einsätze der Superhelden gesteuert wurden, hatte ihr unmissverständlich klargemacht, dass sie den Humanitarian Award hocherfreut und in aller Öffentlichkeit entgegenzunehmen hatte. Keiner der ihr zugeordneten Runner würde sie vertreten; kein offizielles Mitglied von Corp oder der Akademie würde an ihrer Stelle erscheinen. Also lächelte Jet ihr Lächeln noch ein wenig breiter und präsentierte der Menge zwei Reihen blendend weißer Zähne.
    Währenddessen setzte sie alles daran, sich bloß nicht zu übergeben. Heiliges Licht, wie sie diese öffentlichen Auftritte hasste!
    Vor dem Rathaus von New Chicago klatschten Tausende von Zuschauern Beifall und jubelten ihrer Lieblingsheldin voller Stolz zu. Hoch aufgerichtet stand Jet in ihrem Kapuzenumhang da. Sie grinste breit, auch wenn ihr das Atmen schwerfiel. Jederzeit würde sie den Kampf mit einem Schurken oder Terroristen einem solchen Auftritt in der Öffentlichkeit vorziehen. War es vermessen von ihr zu hoffen, dass die Everyman Society einen Protestmarsch veranstaltete? Vermutlich.
    Sie lächelte ebenso breit wie falsch und betete, das Martyrium möge bald ein Ende haben.
    Neben ihr auf der Bühne badete ein freudestrahlender Bürgermeister im Applaus der Menge. Wie immer, wenn ein Massenandrang zu erwarten war, hatte er es auch diesmal wieder mit dem Parfüm übertrieben. Schon vor langer Zeit war Jet diese Neigung bei Bürgermeister Lee bewusst geworden. Und ebenso die Tatsache, dass derlei Ereignisse nur in Wahljahren stattfanden. Sie kämpfte gegen den Drang an, den übermächtigen Moschusgeruch mit der Hand wegzuwedeln. Seduction, dachte sie reumütig, »Verführung«. Das Parfüm für Frauenhelden. Jet fragte sich, ob der Bürgermeister allen Ernstes an den Spruch glaubte, den die charismatische Heldin vor einer Weile der ganzen Welt verkündet hatte: Jeder Frauenheld weiß - auf die Verführung kommt es an. Jets Meinung nach war das ein dummer Spruch, aber das Parfüm verkaufte sich wie verrückt. Superhelden und Stars: der beste Aktivposten, wenn es darum ging, irgendein Produkt zu vermarkten.
    Das Comlink in ihrem linken Ohr summte. Die tiefe, raue Stimme von Meteorite sagte: »Kleines, würde ein ehrliches Lächeln dich umbringen?«
    Könnte schon sein , dachte Jet und grinste noch eine Spur breiter.
    Meteorite kicherte. »Ich sagte >Lächeln<, nicht >Verzieh deinen Mund zu einem gruseligen Grinsen<.«
    Jet knirschte mit den Zähnen. Heiliges Licht, wie abhängig sie von diesem Comlink war. Sie brauchte das weiße Rauschen wie die Luft zum Atmen. Und wenn sie sich auf der Jagd befand, war das unmittelbare Feedback von Ops an der
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