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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht
Autoren: Caitlin Kittredge
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den Kopf klar zu kriegen. Wenn der älter war als 16, fraß sie ihre Schutzbrille.
    Die Iridium erledigt hatte.
    Bei dem Gedanken verzog sich ihr Gesicht zu einer Grimasse. Dafür, dass sie Iri hatte entkommen lassen, würde Ops ihr den Arsch aufreißen. Denn wie immer auch ihre Erklärungsversuche aussehen würden – genau das war passiert. Sie hatte die Frau schon in der Falle gehabt, und dann hatte Iri ganz unerwartet zurückgeschlagen. Als Jet dachte, sie sei verletzt.
    geschrien sie hat geschrien so süß so saftig so
    Seid still.
    Sie ballte ihre behandschuhte Faust. Mitgefühl war tödlich. Das nächste Mal würde sie sich nicht zurückhalten. Iridium war schlicht und einfach eine Abtrünnige, eine Verbrecherin. Genau wie ihr Vater.
    Die Stimmen kicherten. Sie stimmten ihr zu, dass es beim nächsten Mal anders sein würde.
    Jet verkniff sich ein Fauchen. Sie brauchte das weiße Rauschen ihres Comlinks. Wo, zur Finsternis, blieb ihr Runner?
    »Sieht so aus, als hätten wir hier eine geflügelte Superheldin«, verkündete der Bandenführer und bleckte die Zähne. »Hast du dich verlaufen, Heldin?«
    Jet stand ganz aufrecht. Ignorierte ihren schmerzenden Kiefer und ihren wunden Körper. Ignorierte das Flüstern, das sie beinahe dazu gebracht hätte, einer Frau, die einst ihre Freundin gewesen war, etwas Unentschuldbares anzutun. Sie hatte alles unter Kontrolle.
    Während der nächsten zwei Sekunden – in denen der jugendliche Schläger zwei weitere Schritte in ihre Richtung machte -ging Jet in Gedanken das Einmaleins durch, das allen Schülern der Akademie im zweiten Ausbildungsjahr beigebracht wurde, von der Einleitung bis hin zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung: Lage analysieren, Schlachtplan aufstellen, Konfrontation.
    Lage analysieren.
    Sieben Schläger. Schwarze Ledermäntel, schwarze Arbeitsschuhe, schwarze, fingerlose Handschuhe. Gesichter gespickt mit silbernen Ringen in komplizierten Mustern. Kleidung und Schmuck wiesen sie als Grendels aus, Mitglieder einer Bande, die sich als Beherrscher der Planquadrate 3 bis 6 von New Chicago aufspielte. Das war die nördliche Grenze jenes Gebietes, das die Einwohner Wreck City nannten. Bei den Grendels handelte es sich zum größten Teil um Unruhestifter, bekannt für Vandalismus, kleinere Diebstähle, Autoklau. Tätliche Angriffe. Verbindungen zu den Undergoths und anderen zwielichtigen Ablegern des Rattennetzwerks der Stadt, das die schwarzen und grauen Märkte kontrollierte. In ihrer überwiegenden Mehrheit gehörten die Grendels allerdings zu jenen Hunden, die zwar unheimlich laut bellten, aber nicht bissen.
    Schlachtplan aufstellen.
    Sie hatten Kampfaufstellung eingenommen und riegelten damit die Gasse ab. Körpersprache und offene Mäntel deuteten auf versteckte Waffen hin. Anführer in Reichweite, Hände entspannt an den Seiten herabhängend. Immer noch grinsend. Lippen und Nasenlöcher mit silbernen Ringen gespickt. Sie waren sieben gegen eine – entweder ein Einschüchterungsversuch oder Mangel an Ehrgefühl. Keiner von ihnen zeigte die auffälligen Merkmale eines Junkies – Gliederzittern, gerötete Augen.
    Konfrontation.
    Jet zwang sich zu einem dünnen Lächeln und sagte: »Vielen Dank für Ihre Anteilnahme, Bürger. Mir geht’s gut.«
    »Ist uns auch aufgefallen, Baby, dass du gut aussiehst«, sagte ein zweiter Bursche. Er war noch ein halbes Kind und verschwand fast in seiner Lederjacke. »Lecker.«
    »So richtig zum Anbeißen«, stimmte der Anführer zu.
    Eine andere Stimme fuhr fort: »Muss ganz schön heiß sein unter deinem Umhang. Schon der bloße Anblick bringt mich ins Schwitzen.« Eine Folge von Prusten und Glucksen begleitete seine Worte.
    Jet spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Ihr Gesicht war von der Kapuze verdeckt. Also musste sie sich keine Sorgen machen, dass die sieben ihre Verlegenheit bemerkten. Professionell, höflich, machtvoll – die drei Haupteigenschaften eines außermenschlichen Beamten. Mit glasklarer Stimme erwiderte sie: »Vielen Dank.«
    »Nein, wir danken dir, Heldin.« Das kam wieder vom Anführer. Er hatte immer noch sein Haifischgrinsen im Gesicht. »Meine Güte, bin ich froh, dass du hier bist. Als gute Bürger dieser Stadt müssen wir nämlich jemanden festnehmen.«
    »Ach ja?« Sie betrachtete ihn genauer. Seine schwarze Kleidung. Die Unmassen von Ringen im Gesicht. Wie er sie anstarrte, sie förmlich mit den Augen auszog. Aber so sehr er sich auch aufspielte, war er doch nur ein
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