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Prinzessin

Prinzessin

Titel: Prinzessin
Autoren: John Aysa
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ich mich mit dem Ballast des Gewesenen herumschlagen.«
    »He, es war auch dein altes Dasein, ignorier das mal nicht. Du glaubst, du kannst mir mit derartigen Argumenten kommen, weil du einmal im Leben einen tiefgründigeren Text gelesen hast? Eingebildete Zicke, unbeleckt und ahnungslos. Du bist ein kleiner, überheblicher Trampel ohne Wissen und Kenntnis. Noch mal: Die Vergangenheit hat dich zu dem gemacht, was du bist, vergiss das nicht. Und im Übrigen: Achte gefälligst auf deine Wortwahl, ich sehe nicht ein, warum ich mich von dir durchgeknallter Fotze beleidigen lassen soll.«
    Die zweite She blinzelte sie verblüfft an. »Du nennst mich ignorant und ungebildet? Du glaubst wohl, du hast die Weisheit mit Löffeln gefressen, wie? Und bevor du noch mal an mir rummeckerst: Deine Wortwahl lässt genauso stark zu wünschen übrig.«
    »Ich weiß zumindest, dass ich mich mit der Gesamtheit meiner Person befassen muss. Einzelne Aspekte sind vielleicht interessant, aber keiner davon würde ohne den anderen existieren – also, alles zusammen zählt, nicht bloß die Einzelteile.«
    »Gesamtheit deiner Person - wow, da versucht jemand, besonders schlau zu klingen«, verhöhnte sie sich.
    »Du tust mir leid.«
    »Ich brauche kein Bedauern, ich mag kein Beileid. Spar dir das. Anteilnahme ist Verschwendung.«
    »So was Dummes habe ich noch nie gehört. Weißt du überhaupt, was Mitgefühl, was Teilnahme ist? Es ist Interesse an dir und deiner Person. Es ist ein Gefühl, das dir, wärst du nicht ein derartiger Strohkopf, eigentlich sagt, dass es jemanden gibt, dem du etwas bedeutest und der sich deinetwegen Gedanken macht. Das bedeutet Mitleid. Wenn du das zurückweist, dann weist du auch jegliche Form von Zuneigung und der Möglichkeit zurück, Trost und Erleichterung zu finden.«
    »Bla, bla«, höhnte She.
    »Ja, bla, bla, du Hirnschiss. Das ist Dummheit in Reinkultur. Du solltest dich stattdessen daran erfreuen, dass du nicht allein auf der Welt bist, dass abseits all der Oberflächlichkeiten und Banalitäten, die dein Leben bisher bestimmt haben, all der Fehlentscheidungen, die du getroffen hast, tatsächlich eine Menschenseele existiert, die dich trotz oder gerade wegen all deiner Mängel ernst nimmt und Zuneigung für dich empfindet. Du bist wirklich eine beschissen blöde Fotze, weißt du das? Du bist so dumm, wie du geil bist – und du bist mächtig geil. Du bist blond, und du bist der lebende Beweis für die Gründe, warum blond eine aussterbende Haarfarbe ist.«
    »Bist, bist, bist du fertig, Mama?«, spottete die zweite She, um dann zornig fortzusetzen: »Du hirnlose Schlampe, du vergehst vor Selbstmitleid und suhlst dich darin und übersiehst dabei, worauf es ankommt: Auf das Hier und Jetzt. Deine Gefühle sind fehl am Platz, weil sie dich daran hindern, dich mit den wichtigen Aspekten deiner Selbst zu beschäftigen – mit den Momenten, in denen du gerade lebst.
    Du blockierst dich, darum will ich dein beschissenes Mitleid nicht. Es hindert mich an der Ausgestaltung meines Ich. Aber eine derart von sich eingenommene, aufgeblasene, selbstgerechte Klugscheißerin, wie du eine bist, kann das natürlich nicht verstehen.«
    »Ach ja? Wohin willst du dich gestalten? In die Waffen und Schwänze marodierender, raubender, mordender, vergewaltigender Banden? In Menschenfresserbäume? In die Eingeweide eines Drools? Sag mir, in welche Richtung du dich entfalten willst, und ich ebne dir den Weg, du blöder Trampel.
    Was glaubst du eigentlich, was du Besonderes kannst oder bist? Du bist doch nicht mal in der Lage, dir einen ordentlichen Kerl zu suchen, der keinen totalen Knall hat. Sieh dir die Liste deiner beschissenen Versager an. Wo stehst du denn, hä? Allein im Nichts. Hast es ja wirklich weit gebracht.«
    »Was? Was soll das?«
    »Jetzt weiß ich wenigstens, wer für diese Nieten verantwortlich ist, die ich andauernd gezogen habe, wer daran Schuld trägt, dass ich die richtigen Kerle, die mir gut getan hätten, immer ignoriert habe. Du bist das. Du mit deinem Hier-und-Jetzt-Scheißdreck, ohne Sinn und Verstand, ohne darüber nachzudenken, woher du kommst und wohin du willst. Du weißt nämlich gar nicht, wohin, weil du ignorierst, woher. Du hast keine Ahnung, was du willst, was du brauchst, obwohl du behauptest, es zu wissen. Du bist ein Bluff, ein hübscher, aber hohler Bluff. Du bist ungeheuer dämlich.«
    »Bist, willst, wohin, woher – ich scheiß auf dich!«
    Die zweite She schlug ihr die Faust ins Gesicht,
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