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Prinzessin

Prinzessin

Titel: Prinzessin
Autoren: John Aysa
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unerbittlichen Konsequenz.
    Sie atmet vorsichtig ein, bläst den Atem genauso bedächtig aus. Die flüchtende Frau macht alles verkehrt, was vorstellbar ist. Möge dieser Unverstand ihr selbst zum Vorteil gereichen.
    Laufen facht den Jagdinstinkt der Bestien an. Die Droole schnellen vorwärts. Im Gegensatz zum Menschen sind sie in der Lage, mit dem ersten Satz ihre Höchstgeschwindigkeit zu erreichen. Sie beherrschen den Blitzstart wie kein zweites Lebewesen auf dieser Welt.
    Dazu besteht in diesem Fall nicht die geringste Notwendigkeit. Vier, fünf, sechs, ein Dutzend Sprünge auf ihren abartig gelenkigen und muskulösen Gliedmaßen, und sie haben ihre Beute erreicht.
    Der erste Drool springt der Frau beinah sanft auf den Rücken. Sie stolpert vorwärts, gerät aus dem Gleichgewicht und stürzt mit einem Aufschrei, das Kind noch im Arm. Die beiden schlagen am Boden auf, das Kleine heult los. Es spürt den Schmerz und die Angst der Mutter, übernimmt die Panik automatisch, ohne zu ahnen, was ihm bevorsteht.
    Die Droole haben sie umzingelt, und das ungeduldige Jungtier schnappt als Erstes zu. Der Rest der Meute folgt ihm einen Augenaufschlag danach.
    Das Schreien beginnt. Zwei Stimmen, schrill, erfüllt vom absoluten Terror, den es verheißt, bei lebendigem Leib die Eingeweide aus dem Bauch gerissen zu bekommen. Es ist ihr unmöglich, sich vorzustellen, welch abartiges Grauen das Kind in diesen letzten Augenblicken seines Lebens durchmacht. Das Unverständnis, was ihm geschieht, gepaart mit Schmerzen, die es nicht im Ansatz erfassen kann. Das höllische Ende eines kurzen Daseins.
    Die Schreie erreichen einen schmerzhaften Höhepunkt und reißen schlagartig ab. Der Lärm reduziert sich auf die aufgeregten, glücklichen Laute der gierigen Befriedigung der Kreaturen, die sich in dieser Nacht die Bäuche vollschlagen.
    Zu diesem Zeitpunkt ist She schon fort. Sie hat sich den Radau der Schlachtung zunutze gemacht und den geordneten Rückzug angetreten.

Kapitel 01
    She blickt den Mann ihr gegenüber reglos an. Es regnet unaufhörlich. Wasser, leicht gefärbt und alles andere als frisch riechend, rinnt über ihr Gesicht. Sie hat die Kapuze ihrer regenfesten Jacke zurückgeschoben.
    Es schüttet seit Tag und Nacht und Tag und Nacht.
    Der dritte Tag ist angebrochen, immer noch gießt es ungebrochen wie aus Eimern. Wenigstens wird jede Menge Dreck aus der Luft geschwemmt und versickert im Boden, um irgendwann zurück in den Menschen zu gelangen.
    Kein Entkommen vor der Scheiße, die losgelassen wurde. Nicht in den kommenden Jahrhunderten.
    Der Kerl hat ein Gewehr auf sie gerichtet, eine verdreckte, zerschrammte Waffe. Sie kennt das Modell nicht, doch sie weiß, dass es genügend Schießeisen gibt, denen Verunreinigung und mangelnde Pflege nicht viel ausmachen.
    Das sind die wertvollen Kampfgeräte dieser Welt, und sie ist sicher, ihr Gegenüber hat so ein Teil in den Händen. Es sieht zwar so aus, als würde es ihm beim Betätigen des Abzugs ins Gesicht explodieren, aber sie kann getrost davon ausgehen, das dem nicht so sein wird.
    Er deutet mit dem Lauf der Mündung genau zwischen ihre Augen.
    She wartet ab. Sie bewegt sachte die Finger, hält sie geschmeidig, während sie den Griff ihres Messers umfasst.
    Die Klinge ist knapp drei Handspannen lang, schwarz gefärbt, eine Tarnung, die nach Jahren intensiven Gebrauchs abgeht und den glänzenden, zerkratzten Stahl entblößt. Die Oberseite weist scharfe Sägezähne auf. Der Knauf besteht aus aufgerautem Kunststoff und ist mit Leder umwickelt, noch nie aus ihrer Hand gerutscht.
    Sie lockert die Finger, packt erneut zu. Der Mann ist unsicher, was er tun soll, wie er ihrer habhaft werden kann, bevor die anderen zu ihm stoßen.
    Er ist überfordert mit der Situation, denn ihm steht kein Opfer gegenüber, wie er es gewöhnt ist. Er überlegt, wie er am besten vorgehen soll, und sie ist zu 100 Prozent sicher, er sieht sich das erste Mal im Leben mit jemandem wie ihr konfrontiert. Mit einer Frau, die sich von Aggressivität nicht einschüchtern lässt.
    She weiß, er ist ein Späher, ein Kundschafter, ein Laufbursche mit Knarre. Der mickrige und entbehrliche Vorbote einer kämpferischen Gruppe. Er ist ein Köder, lästig und gefährlich.
    Selbstredend gehört er erledigt. Kerle wie dieser, im Grunde des Herzens Feiglinge und Schwächlinge, brauchen die Rückendeckung anderer Typen, eines Rudels, eines dominanten Alphatiers.
    Sie neigt den Kopf. Woran mag es wohl liegen, dass die
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