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Prinz Rajin - Der Verdammte

Prinz Rajin - Der Verdammte

Titel: Prinz Rajin - Der Verdammte
Autoren: Alfred Bekker
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Welt geführt hat“, erklärte er. „Das Material kam aus dem Innersten der Erde, regnete glühend auf die alten Drachen des Ersten Äons herab und begrub so manchen unter sich. Viele wurden in die erkaltende Lava eingeschlossen, die zurück in die Erdspalten fiel und erneut zum heißen Höllenkern hinabsank. Dort wurde auch dieser Stein geformt und gebrannt. Das Gestein eines ganzen Gebirges wurde zusammen mit einem ausgewachsenen Erstäon-Drachen in diesen Quader gepresst, dem ein Zauber, wie er nur diesen uralten Geschöpfen innewohnte, die Form gab. Wenn du genau darauf achtest, kannst du die innere Kraft dieses Erstäon-Drachen noch ausmachen, Rajin. Und wenn du deine eigenen inneren Sinne darauf konzentrierst, kannst du sogar einen Rest der Erinnerungen dieses Drachen spüren, der eingeschlossen und zu Stein zusammengepresst wurde. Du riechst den Geruch der verbrannten Erde, du fühlst die mörderische Hitze der Höllenschlunde in den aufgerissenen Erdspalten, aus denen eine unvorstellbar heiße Glut quillt, wie zähflüssiges Drachenblut aus einer Wunde. Dieser Kraft musst du deine eigene entgegensetzen.“
    Eine Zornesfalte bildete sich auf Rajins Stirn. Er hatte mannigfache Gründe für seinen Zorn. Es war der Zorn über sein offensichtliches Versagen, der Zorn darüber, dass er trotz aller Anstrengung bisher den Anforderungen nicht gerecht geworden war, die seine Bestimmung an ihn stellte, die zu erfüllen er sich nach anfänglichem Zögern entschlossen hatte.
    Und nicht zuletzt war es der Zorn über ein gnadenloses Schicksal, das die Seele seiner Geliebten in Gefilde verbannt hatte, zu denen er keinen Zugang hatte.
    „Es liegt am Schwert“, sagte er. „Mit einem seemannischen Anderthalbhänder kann man Seemammuts erlegen. Ich habe oft genug mit einer solchen Klinge gekämpft. Mit ihr hätte ich den Block aus Drachenbasalt gespalten“, behauptete er unwillig.
    Er warf das schlanke, leicht gebogene drachenische Matana-Schwert voller Wut von sich. Laut klirrte es auf die Mosaike, die den Boden des Gewölbes bedeckten. Prinz Rajin fühlte sich leer und ausgelaugt.
    Ungezählte Versuche hatte er schon unternommen und ebenso ungezählte Stunden in den Kellern unter der Festung Sukara damit verbracht, sich darauf zu konzentrieren, die in dem Gesteinsblock schlummernden Kräfte zu bezwingen. Jede noch so verborgene Reserve an innerer Kraft hatte er dafür zu sammeln versucht. Jetzt schien nichts mehr da zu sein, was man hätte sammeln können. Nicht einmal zu einem klaren Gedanken war er noch in der Lage. Schmerzende Arme und ein leerer Geist – das war letztlich das Ergebnis seiner Anstrengungen.
    „Es liegt nicht am Schwert“, widersprach der Weise Liisho. „Das Schwert ist nur ein Werkzeug des Geistes und der inneren Kraft – genau wie ein Drachenstab, der ja auch die Kraft, die den Drachen unter den Willen seines Reiters zwingt, nur bündelt, aber keineswegs erzeugt. Wenn der Geist stark genug ist, kann man sogar ganz auf das Werkzeug verzichten. Doch das dürfte weder bei dir noch bei mir der Fall sein.“ Liisho zog den Drachenstab aus seinem Gürtel. Er hielt die ellenlange, metallische Röhre, mit der ein jeder Drachenreiter sein Reittier zu lenken pflegte, auf jene Weise, die der Grundhaltung eines drachenischen Schwertkämpfers entsprach. „Du könntest diesen Drachenstab nehmen und damit den Block genauso gut spalten wie mit deinem Matana-Schwert“, behauptete er. „Aber dazu müsstest du alle deine inneren Kraftreserven sammeln – und das hast du bisher nicht getan!“
    „Ich habe versucht, was ich konnte“, behauptete Rajin.
    „Dann genügt das offenbar nicht. Wenn du die in diesen Drachenbasalt gepressten Seelenreste eines Erstäon-Drachen nicht unter deinen Willen zu zwingen vermagst, wie willst du dann dem Urdrachen Yyuum gegenübertreten und von ihm die Herausgabe des Drachenringes erzwingen?“
    Die Begegnung mit dem Urdrachen – das war die nächste und entscheidende Prüfung, die Rajin vor sich hatte. Er musste Yyuum den dritten Drachenring entreißen, nur dann konnte er der Macht des Usurpators etwas entgegensetzen, der nach wie vor die beiden anderen Ringe an seiner Hand trug. Diese Ringe, die der erste Drachenkaiser Barajan einst geschmiedet hatte, waren nicht nur der ihnen innewohnenden besonderen Kräfte wegen von Bedeutung, sie waren darüber hinaus auch eine wichtige Insignie der kaiserlichen Macht. Wer die Drachenringe besaß, dem folgten die Drachenreiter-Samurai,
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