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Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Titel: Princess 01 - Widerspenstige Herzen
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handgeschöpfte Bütten, und die Alte unterhielt sie derweil mit einer absurden Geschichte über die vornehme und blutbefleckte Herkunft der Schreibschatulle. Evangeline hatte ihr natürlich nicht geglaubt, aber nach kurzer Zeit hatte der Holzkasten gegen einen stattlichen Betrag die Besitzerin gewechselt.
    Nun hielt dieser Wahnsinnige das Papiermesser in der Hand, und Evangeline fürchtete seine Absichten.
    Sie wollte wieder zur Tür, aber der Fremde wandte sich sofort um, und sein grimmiger Blick ließ sie erstarren.
    Mit gekünsteltem Lächeln bewegte sie sich in die andere Richtung. Auf die Fensterflügel zu. »Tatsächlich handelt es sich bei dem Geld um eine Erbschaft.«
    »Von einem Verwandten?« Er beobachtete sie unablässig. »Dem Großvater vielleicht?«
    Sie umrundete das riesige Bett, warf Handschuh und Stola auf die Tagesdecke und behielt dabei den Fremden im Auge. »Oh, nein.«
    »Ihr Vater? Die Mutter?«
    Sie entsann sich des unverhohlenen Geredes im Speisesaal, schleuderte ihm ein triumphierendes »Von meinem Ehemann!«, entgegen und drehte sich zum Fenster um, damit er ihren schuldbewussten Gesiehtsausdruck nicht sehen konnte. Seit dem Tag ihrer Ankunft hatte sie diese Aussicht genossen. Von ihrem Gemach aus konnte sie die ganze Gartenanlage und das Tal überblicken, und jetzt war der erhabene Gebirgszug, der das ehemalige Fürsten-schloss vor den heftigen Winterstürmen schützte, in fahles Mondlicht getaucht. Wären die Festungsmauern nur nicht so hoch gewesen. Sie konnte nur hoffen, dass sie sich beim Sprung aus dem Fenster kein Bein brechen würde.
    »Ah, Sie sind verwitwet.«
    »M-hm.« Auf den gewundenen Gartenwegen ging ein Mann spazieren. Er blieb stehen und blickte zu ihr hinauf, das Gesicht im Schatten seines breitkrempigen Hutes verborgen. Evangeline hob ihre Hand und winkte ihm vorsichtig zu. Vielleicht würde ja dieser Mann ihr helfen, wenn sie schon Henri, dieser Verräter, im Stich gelassen hatte.
    »Oh, wie tragisch«, sann der Fremde vor sich hin. »Aber Sie tragen gar keinen Ehering.«
    Der Mann im Garten hatte sich in der Dunkelheit verdrückt, und Evangeline begriff, dass sie keine Hilfe erwarten konnte. Wild entschlossen schob sie die Fensterflügel auf, schwang ihr Bein über die Brüstung und hörte den Fremden brüllen: »O nein, das werden Sie nicht tun!«
    Sie hatte keine Zeit mehr, graziös hinauszuklettern, also warf sie sich einfach mit ihrem ganzen Körper nach draußen.

3
     
    Bevor sie hinabstürzen konnte, rissen starke Hände sie zurück. Evangeline kreischte laut und schrill, als der Fremde sie wieder hereinzog. Ihre Röcke waren nur noch ein wildes Durcheinander. Mit einem harten Aufprall, der ihr die Luft nahm, fiel sie auf ihr Gesäß. Der hünenhafte Fremde hatte die Fensterflügel wieder zugeschlagen, und eine unheilvolle Stille erfüllte den Raum.
    Sie blickte nach oben, um ihn erneut über sich aufragen zu sehen. Evangeline rutschte nach hinten, doch er packte ihren Arm und zerrte sie hoch. Als sie mit der Faust auf seine Brust einschlagen wollte, packte er ihre beiden Handgelenke und hielt sie mit einer Hand fest.
    Sie hasste ihre Hilflosigkeit, all den sinnlosen Widerstand und ihre Furcht. »Wer sind Sie?«, wollte sie erneut wissen.
    Er ignorierte ihre Frage genauso wie ihren erneuten Fluchtversuch, als sei beides nicht wert, überhaupt bemerkt zu werden. Nun hob er ihre linke Hand ins Licht und dachte laut vor sich hin: »Henri hat gesagt, und er hatte Recht, Sie seien nie verheiratet gewesen, weil jede Spur eines Eheringes fehlt.«
    Sie spannte ihre Fußmuskeln, doch welchen Sinn machte es, mit Seidenschuhen nach einem Männerbein zu treten? Sie würde sich an seinen Stiefeln höchstens selbst wehtun. »Was für eine Spur?«, fragte sie atemlos und gepresst. Es tat weh, die eigene Stimme so ängstlich zu hören.
    »Ein Streifen blasserer Haut. Ein Abdruck.« Er schüttelte ihre Linke, bis sie die Faust öffnete. »Irgendein Anzeichen dafür, dass ein Goldreif an diesem Finger steckte, wie ihn eine Ehefrau nun einmal trägt.«
    »Ich war nicht lange verheiratet.«
    »Das kann ich mir auch kaum vorstellen. Keine einigermaßen erfahrene Frau wäre in solcher Hast aus dem Speisesaal geflohen.« Er beugte sich über sie, und Evangeline musste ihren Kopf zurückbiegen, bis ihr Nacken wehtat, um sein Gesicht zu sehen. »Nur weil ich sie angesehen habe.«
    Was hätte sie darauf antworten sollen? Je genauer sie diesen Mann betrachtete, um so heftiger war ihr
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