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Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Titel: Princess 01 - Widerspenstige Herzen
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Verdacht, er könne Recht haben. Die Frauen liefen nicht davon, sobald er sie anblickte, sie liefen ihm entgegen. Er hatte diese gewisse, animalische Ausstrahlung, gab sich einen wohlerzogenen Anstrich und roch nach warmem Leder und frischer Luft.
    Und er hatte sie immer noch nicht umgebracht.
    »Wie viel haben Sie Henri bezahlt?«
    »Genug, um zu erfahren, was ich wissen wollte.« Er blickte auf ihre Hände, die in seinen lagen. »Sie müssen wissen, Henri verehrt Sie sehr.«
    Möglicherweise hatte der Fremde nicht vor, sie zu töten. Genau genommen sah er gar nicht wie ein Verbrecher aus. Nein, er wirkte eher wie die Männer, von denen Leona ihr erzählt hatte. Stark, männlich und ungeduldig, sobald ein Mädchen sich ihnen widersetzte. Möglicherweise war er nur auf eine Eroberung aus; dann war sie gut beraten, sich zu fügen.
    Am Ende würde sie ja doch nach England zurückkehren, und sie wollte irgendetwas erlebt haben, an das sie zurückdenken konnte. »Henri verehrt mich?«
    »Ja. Es bedurfte mehr als nur des Geldes, um ihn zur Mitarbeit zu bewegen.«
    »Und was?«
    »Meine Leibwächter mussten ihm erst Prügel androhen.«
    Sie wand ihre Hände aus seinem Griff. Was dachte sie eigentlich? Dass dieser Mann sie verführen wollte, nur weil er sie festhielt? Sie musste herausfinden, was dieser barbarische Wahnsinnige von ihr wollte, bevor sie doch noch von den Klippen in den Tod gestürzt wurde.
    Hätte sie sich nur nicht selbst in diese ausweglose Lage gebracht; hinter ihr die Wand, vor ihr das Bett und dazwischen er.
    »Das Einzige, das Henri davon abhält, Hilfe zu holen, sind Rafaello und Victor - und ihre großen, schnellen Fäuste.«
    Sie starrte auf seine Hände. Sie waren bemerkenswert entspannt. Seine Fingernägel waren sauber und gepflegt. Dunkle Härchen auf gebräunter Haut, kräftige Adern und Sehnen. Große, begehrenswerte Hände, wenn das, was Leona ihr erzählt hatte, stimmte. Sie errötete, als ihr bewusst wurde, wohin ihre Gedanken gewandert waren. Und sie erblasste sofort wieder, als ihr klar wurde, dass dieser Mann sie wie eine Laus zerquetschen konnte.
    Dass er Henris Ängstlichkeit erwähnt hatte, ließ ihre eigene Angst wieder stärker werden, und sie sagte: »Ich verstehe. Sie wollen mich einschüchtern.«
    »Wer sollte eine Prinzessin von Serephina einschüchtern können«, gab er hochmütig zurück.
    »Dann ist damit bewiesen, dass ich keine Prinzessin bin.«
    Er schenkte dem keine Beachtung. »Ich habe Ihnen nur davon erzählt, weil Sie so verloren aussahen, als Sie sich von Henri verraten fühlten.«
    Verloren und bemitleidenswert. Ja, das war sie. »Ich bin keine Prinzessin.«
    »Dann müssen Sie eine Hure sein.«
    Evangeline starrte ihn schockiert an.
    »Eine sehr teure Hure.« Sein Gesicht nahm einen eiskalten Zug an. »Welche Frau reist schon allein in einen Kurort, ohne Anstandsdame, ja sogar ohne Zofe?«
    Eine Frau, die niemals eine Zofe hatte und die sich von niemandem in die Karten schauen lassen wollte.
    »Und als Hure haben Sie mir zu Willen zu sein.« Die starken Hände, die sie so bewundert hatte, griffen nach ihren Ellenbogen. Er zog sie zu sich, beugte sich über sie wie ein Wolf, der seine Gefährtin beschützt und neigte sich zu ihr herab. Evangeline duckte sich.
    »Nein«, flüsterte er, drückte sie gegen die Fensterscheiben und hob mit den Fingerspitzen ihr Kinn an.
    Viel zu spät erinnerte sie sich ihrer chinesischen Kampftechniken. Sie versuchte, ihm mit der Stirn das Nasenbein zu zertrümmern. Doch er hatte ihren ersten Versuch offensichtlich nicht vergessen und hielt ihr Kinn unerbittlich fest.
    »Ich habe genug Geld, um Ihnen jede Summe zu zahlen«, sagte er. »Und eine Hure kann es sich nicht leisten, ein solches Angebot abzulehnen.«
    »Ich aber schon!«, schrie sie.
    »Aber Sie können es sich nicht leisten, dass die anderen Reisenden erfahren, welchem Gewerbe Sie nachgehen.«
    Der Gedanke, ihre sorgsam kultivierte, mystische Ausstrahlung könne sich in Luft auflösen, ließ sie erstarren.
    Er lachte mit dunkler, weicher Stimme vor sich hin. Sein Lachen schmerzte sie wie ein Messerstich. »Man redet bereits über dich, kleines Mädchen. Sie fragen sich, woher du kommst. Wäre da nicht Henri mit seiner standhaften Treue, dann hätten die Herren längst an deiner Tür geklopft. Hast du das nicht bedacht?«
    Hatte sie nicht, und sie wünschte, er hätte ihr nichts davon gesagt.
    Er wandte sich ihr zu, und sein Mund berührte den ihren wie ein schüchterner,
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