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Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Titel: Princess 01 - Widerspenstige Herzen
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vorbeigehen wollte. »Ich will Ihnen sagen, was ich glaube. Ich glaube, Sie sind die verwöhnte Tochter des Hauses von Chartrier.«
    Sie hätte sofort widersprochen, aber seine erhobene Hand gebot ihr Einhalt. »Ich habe Ihnen zugehört«, erinnerte er sie.
    »Aber Sie glauben mir nicht. Sie haben diese Prinzessin seit zwölf Jahren nicht gesehen, trotzdem wollen Sie sie wieder erkannt haben.«
    »Alle Fakten weisen auf Ihre wahre Identität hin. Sie haben die Klosterschule in Viella besucht, gleich hier über der spanischen Grenze. Sie haben mich im Speisesaal wieder erkannt und sind daraufhin in Ihr Zimmer zurückgelaufen, um über eine Lösung nachzudenken. Schließlich haben Sie sich eine völlig unzureichende Lebensgeschichte zusammengebastelt, die Sie dann auch kaum über die Lippen gebracht haben.«
    »Ich habe keine Veranlassung gesehen, mich einem Wahnsinnigen zu erklären. Aber warum sind Sie eigentlich so verzweifelt hinter dieser Prinzessin her?«
    »Ich sehe keine Veranlassung, das Offensichtliche zu erklären«, äffte er sie nach. »Sie wissen genau, warum Sie in
    Panik geraten sind, als Sie mich mit dem Papiermesser sahen. Dem Papiermesser, das ich Ihnen zum fünfzehnten Geburtstag geschenkt habe.« Er wies zum Schreibtisch hinüber, wo der Inhalt ihrer Schreibschatulle verstreut war.
    »Ich hatte Angst. Ich dachte, Sie wollten mich erstechen.«
    Er lächelte. »Nur ein Verrückter würde Ihnen wehtun.«
    Oh, wie sie das hasste. Er klang so einfühlsam, so ... so ... gar nicht wahnsinnig. Wenn er so weitermachte, würde er sie noch davon überzeugen, dass sie wirklich Ethelinda von Serephina war.
    Aber - einmal unterstellt, dass er kein Wahnsinniger war - wer war er dann? Evangeline wählte ihre Worte vorsichtig. »Wenn ich tatsächlich die Prinzessin wäre und Sie im Speisesaal erkannt hätte, warum hätte ich dann in Panik davonlaufen sollen?«
    »Ich bin Ihre idiotische Fragerei langsam leid«, antwortete er verächtlich.
    »Dann spielen Sie doch einfach mit.«
    »Sie wären davongelaufen«, sagte er mit gequälter Stimme, »weil Sie gewusst hätten, dass ich Danior bin. Danior aus dem Hause der Leon.«
    Als ihr klar wurde, dass ihr dieser Name vertraut war, schwand ihr der Mut. »Danior von Baminia?«
    Er nickte. »Ihr Verlobter.«

4
     
    Evangeline bewegte sich nach hinten zur Zimmerecke.
    »Ein Prinz? Das kann nicht sein! Unmöglich!«
    Danior zog seine dichten, dunklen Augenbrauen hoch. »Warum nicht?«
    »Sie sind viel zu ... zu ...« Groß, breitschultrig, muskulös.
    Sie hatte in ihren Büchern Bilder von wirklichen Prinzen gesehen. Viele Bilder. Prinzen trugen Umhänge, die mit taubenblauer Seide verbrämt und achtlos über die Schulter geworfen waren. Sie trugen Samtkappen mit Federverzierung und bewegten sich so leichtfüßig, dass sie kaum den Boden berührten. Sie waren grazil, anmutig und bezaubernd.
    Ein Prinz kleidete sich nicht ganz in Schwarz und Weiß wie jeder normale, modebewusste Gentleman. Er hatte keine Oberschenkel, die robust und massiv wie romanische Säulen waren, und auch keine Arme, die einem römischen Zenturio hätten gehören können. Und ganz bestimmt trampelte er nicht herum wie ein Riese, sodass der Boden knarrte und das Geschirr schepperte.
    Und wirklich schepperte das Waschgeschirr, als Danior jetzt auf sie zukam. Er war ganz offensichtlich nicht erbaut. Seine Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst. »Warum nicht?«, polterte er los.
    »Sie haben ja gar keinen Hals«, platzte es aus Evangeline heraus.
    Er griff nach dem Knoten seiner schlichten, weißen Krawatte. »Natürlich habe ich einen Hals! Wie würde ich denn sonst schlucken?« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie reden Unsinn, und ich verteidige mich auch noch.«
    Er blickte auf sie herab. »Es sind nun zwölf Jahre vergangen, seit ich Sie zum letzten Mal gesehen habe, aber ich war damals schon vierzehn Jahre alt, und mein Aussehen hat sich seit damals nicht mehr großartig verändert. Wenn ich Ihnen missfalle, tut mir das Leid. Aber das ist kein Grund, sich vor Ihrer Pflicht zu drücken. Ich bin sicher, im Laufe der Zeit werden wir uns schon an den Anblick des anderen gewöhnen.«
    Evangeline hatte zwei Möglichkeiten. Sie konnte zu ihrer »Er ist wahnsinnig«-Theorie zurückkehren oder akzeptieren, dass dieser gut gebaute Mann tatsächlich Danior von Baminia war. Sie fürchtete, dass Letzteres die Wahrheit war, und seufzte, als wieder eine ihrer Phantasien - die vom eleganten,
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