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Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Titel: Princess 01 - Widerspenstige Herzen
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Sie, Evangeline.«
    Evangeline schoss wieder diese alte Erinnerung durch den Kopf, als die Alte auf sie zuhumpelte und sie mit ihren blauen Augen fixierte.
    Eine alte Frau mit flammend blauen Augen, die auf Evangelines elfjähriges Kindergesicht herabblickte. Sie hatte ihr das Kinn angehoben, ihr Gesicht hin und her gewendet und es ernsthaft studiert. Dann hatte sie zu einer der alten Hexen gesagt: »Ich nehme sie.«
    »Leona!« Evangeline schössen die Freudentränen in die Augen, als sie ihre alte Lehrmeisterin umarmte. »Ich dachte, du wärst tot. Was ist passiert? Wie bist du hierher gekommen?«
    »Nicht Leona«, sagte Maria Theresia. »Santa Leopolda.«
    Unten auf dem Platz gingen die Festlichkeiten weiter, aber Evangeline hörte nichts mehr. Sie war an einem Ort, wo sich Realität und Fantasie, Wahrheit und Magie vermischten. »Ich verstehe nicht.«
    Leona nahm sie an der Hand. »Natürlich verstehst du. Du bist von überragender Intelligenz, wofür ich sehr dankbar gewesen bin.«
    »Willst du mir sagen, dass du tausend Jahre alt bist?«
    »So sagt es die Legende«, erwiderte Danior.
    »Du glaubst nicht an Legenden«, erinnerte ihn Evangeline.
    »Ich habe auch nicht an Magie geglaubt« - er griff an die Kanten seines Umhanges und wippte auf den Absätzen - »aber jetzt glaube ich nicht mehr an Stemmeisen.«
    Leona - für Evangeline war sie Leona - griff nach Maria Theresia und nahm die echte und die falsche Prinzessin an der Hand. »Sehr bald, nachdem Ethelinda in der Klosterschule in Viella eingetroffen war, war offensichtlich, dass das Kind für Gott bestimmt war. Was hätte ich tun sollen? Es blieb kaum noch Zeit, die Prophezeiung musste sich erfüllen, und ich musste eine andere Prinzessin finden. Du, Evangeline, warst die Einzige aus dem Haus der Chartrier, die das richtige Alter hatte, aber du warst im Aufruhr der Revolution verschwunden. Ich habe dich schließlich in England ausfindig gemacht und dich in viel zu kurzer Zeit auf deine Aufgabe vorbereitet. Ich musste deine Abenteuerlust wecken, dem Prinzen mitteilen, dass sich seine Prinzessin in Chäteau Fortune aufhielt, und es so aussehen lassen, als könntest nur du die Prinzessin sein.« Die alte Frau seufzte. »Ich hatte viel zu tun.«
    Evangeline dachte an die Kraftproben der letzten vier Tage und war empört. »Aber wozu all diese Ausflüchte? Warum hast du es mir nicht gesagt?«
    »Ich habe eine analytische Denkerin aus dir gemacht, Evangeline. Du kennst die Antwort. Ich erfinde die Prophezeiungen nicht, ich gebe sie nur weiter. Als Ethelinda geboren wurde, dachte ich, sie sei diejenige, die gemeint war. Aber sie war es nicht. Und ich war mir nicht sicher, ob du die Prinzessin warst, die Gott sich wünschte. Du musstest dich erst als würdig erweisen. Was Danior von Baminia angeht« - Leona lächelte, und ihre vielen Runzeln wurden noch tiefer - »er mag vielleicht in seine Rolle hineingeboren worden sein, aber auch er wurde geprüft, und bis letzte Nacht hielt ich es für unwahrscheinlich, dass er die notwendige Charakterstärke zeigen würde, um König zu werden.«
    Zu Evangelines Überraschung kniete Danior vor der alten Nonne nieder, und sie musste widerstrebend die Wahrheit anerkennen: Dies war Santa Leopolda, jene Heilige, die Gott dazu ausersehen hatte, die Prophezeiung zu verkünden, die Kronjuwelen in die Schatulle zu legen und über die beiden Königreiche zu wachen, bis sie wieder vereint waren.
    »Würdet Ihr mich segnen?«, fragte Danior.
    »Evangeline« - sie klang genau wie Evangelines alte Lehrmeisterin - »knie dich neben deinen Verlobten.«
    Evangeline war immer noch wie vom Donner gerührt und tat, wie ihr befohlen.
    Leona - Santa Leopolda - legte ihnen beiden die Hände auf die Stirn. »Gott segne euch beide. Möget ihr zusammen in Gesundheit und Weisheit bis ans Ende eurer Tage regieren.«
    Danior legte Evangeline den Arm um die Taille. Sie erriet gerade noch, was er vorhatte, und schon küsste er sie direkt vor den Augen Santa Leopoldas, Maria Theresias, des Erzbischofs, der ganzen Menschenmenge und - daran zweifelte sie nicht - Gott selbst. Es war kein höflicher Kuss, sondern eine leidenschaftliche Liebeserklärung seines ganzen Körpers, die Evangeline wünschen ließ, sie könne ihre Kleider abstreifen, um mit ihm ins Bett zu gehen.
    Er ließ sie erst wieder los, als er ihr auch noch den letzten Rest ihrer Förmlichkeit und ihres Wankelmuts ausgetrieben hatte.
    Der Lärm des Platzes kam mit einem Mal zurück, und sie
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