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Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Titel: Princess 01 - Widerspenstige Herzen
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Leonas Vorstellung von Männern entstammte ihrer eigenen Jugend. Glaubte man Leona, dann waren Männer nichts anderes als Primitivlinge, die alles daran setzten, eine Frau um ihrer Schönheit willen zu erobern. Evangeline wollte nur noch davonlaufen, und sie bereitete sich darauf vor, es wieder mit chinesischer Kampftechnik zu versuchen. Doch etwas, das der Fremde gesagt hatte, ließ sie innehalten.
    »Die Prophezeiung? Sie meinen die Prophezeiung, in der es um Baminia und Serephina geht?«
    Er wirkte jetzt noch imposanter als zuvor. »Sie wagen es, Witze über mich zu machen?« Er hatte die Hände gegen sie erhoben, als wolle er sie würgen, doch dann wandte er sich ab, eilte ans andere Ende des Raumes und blieb vor dem zierlichen Schreibtisch stehen.
    Evangeline versuchte, sich zur Tür zu schlängeln, aber ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, sagte er: »Wenn Sie sich bewegen, gebe ich meinen niedrigsten Instinkten nach.«
    Welche Instinkte er meinte, sagte er nicht, und das musste er auch nicht, denn Evangelines Phantasie galoppierte los wie ein durchgehendes Pferd.
    Sie hielt inne.
    »Ich hatte Ihre Würdenträger darum gebeten, Sie nicht ins Ausland zu schicken«, sagte er auf Baminianisch. »Man hätte Sie in Serephina behalten sollen, wo Sie vor diesen gewöhnlichen Ausländern in Sicherheit gewesen wären.«
    Sie antwortete auf Englisch. »Hier liegt ein Missverständnis vor. Ich bin nicht die, für die Sie mich halten. Das heißt , wenn ich richtig verstanden habe, wen Sie suchen ..,«
    Sein Blick ließ sie verstummen.
    »Sie wagen es, zu bestreiten, Prinzessin Ethelinda von Serephina zu sein?«
    Wäre die Wahrheit nicht so armselig gewesen, hätte sie beinahe gelacht. »Ich bin nichts von alledem, was Henri oder die Hotelgäste erzählen. Ich bin nur Miss Evangeline Scoffield aus East Little Teignmouth in Cornwall.«
    Ihre Erklärung schien keinen großen Eindruck zu machen. »Was für ein Unsinn.«
    Evangeline beruhigte sich langsam wieder und bückte sich betont lässig nach ihrem langen Handschuh und der Spitzenstola. »Seit wann haben Sie diese Prinzessin nicht mehr gesehen?«
    »Ich habe Sie zuletzt an Ihrem zehnten Geburtstag gesehen. An dem Tag, an dem Sie zu Ihrer Schule nach Spanien abgereist sind.«
    »Da haben wir es ja!« Sie musste lachen und war erleichtert, das Missverständnis endlich aufgeklärt zu haben. »Sie haben die Prinzessin seit wie vielen Jahren nicht mehr gesehen?«
    »Zwölf.«
    »Es muss da eine gewisse Ähnlichkeit zwischen mir und ihr geben und es schmeichelt mir, für eine Prinzessin gehalten zu werden, aber in Wirklichkeit bin ich ...« - ihr Lachen erstarb - »ein Niemand.«
    »Aha. Was für ein peinlicher Fehler.« Er widersprach ihr nicht und begann auch nicht, hysterisch zu lachen oder sonstige Anzeichen des Wahnsinns zu entwickeln. Aber er machte auch keine Anstalten, sich hinauszubegeben. Stattdessen öffnete er Evangelines neue Schreibschatulle und griff nach dem Inhalt.
    »Könnten Sie dann vielleicht ein paar Ungereimtheiten aufklären?«
    »Möglicherweise kann ich das.« Wonach suchte er nur?
    »Wie kommt ein Niemand wie diese Evangeline Scoffield aus East Little Teignmouth in Cornwall an diesen Kurort in den Pyrenäen, und woher nimmt sie die Mittel, um hier - ich wage zu sagen - wie eine Prinzessin zu residieren?«
    Vor Schreck klappte ihr der Unterkiefer herunter. Er glaubte ihr nicht. Er hielt sie immer noch für eine serephinianische Prinzessin. »Ich habe die Wahrheit gesagt!«
    »Habe ich gesagt, Sie hätten gelogen?«, fragte er sanft. »Ich war nur neugierig, woher dieser Reichtum stammt, der unseren kleinen Henri so beeindruckt hat. Oder sagen wir, seine wohl gefüllten Taschen.« Der Fremde nahm das verzierte Papiermesser aus der Schatulle und rollte es mit einem seltsamen Lächeln zwischen seinen Fingern hin und her.
    Evangelines anfänglicher Argwohn kam mit voller Wucht zurück. Sie hatte die Schreibschatulle an einer Kutschenstation auf der Fahrt zum Chäteau gekauft. Eine alte Frau hatte dort an einem Verkaufsstand viele ausgefallene Dinge angeboten, und der hölzerne Kasten war Evangeline gleich aufgefallen. Sie hatte ihre Finger über die maurisch anmutenden Schnitzereien gleiten lassen, und die gerissene Händlerin war sofort aufmerksam geworden. Sie hatte den Kasten für Evangeline geöffnet und den Inhalt herausgenommen. Federhalter, Federkiele, Tintenfässchen und Papiermesser glänzten im Sonnenschein. Evangeline befühlte das
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