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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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nicht, ähm, ob Sie mich hören können. Wenn Sie mich hören, dann möchte ich Ihnen gern sagen, dass das ganze Team Sie vermisst und Ihnen baldige gute Besserung wünscht.« Direkt von irgendeiner doofen Grußkarte geklaut. »Und warten Sie mal … ähm … Janet hat ihr Zielgewicht bei den Weight Watchers erreicht, und … und … oh, das wird Ihnen bestimmt gefallen! Sie kennen doch diesen jungen Typen, der so ein bisschen vertrottelt ist … jedenfalls ist er neulich morgens auf den Parkplatz marschiert, nachdem gerade ein Auto durchgefahren war, aber er hatte die Schranke total vergessen – die ja eine Sekunde vorher wegen dem Auto hochgegangen war –, und da knallte sie runter und dem Jungen direkt auf den Schädel. Hat seine Nase gebrochen und den Schädel auch. Na, wie man so schön sagt, ein Schlag auf den Schädel erhöht die Intelligenz!«
    Herzlichen Dank, Brian. Einer Frau, die wegen einer Kopfverletzung in Lebensgefahr schwebt, zu erzählen, wie ein anderer eins drübergekriegt hat … Kein Wunder, dass man dich nicht in die Nähe der Klienten kommen lässt.
    »Also, Laura, Sie kennen ja den Termin für Acideeze – na klar, schließlich haben Sie ihn ja selbst gemacht! Tja, die Zeit vergeht, und wir zählen alle auf Sie, Laura. Sie sind unsere beste Arbeitskraft, niemand kann diese Ärzte so um den Finger wickeln wie Sie. Die anderen geben ihr Bestes und stellen alle Vorzeigeprojekte zusammen, so gut sie es eben können, aber wir brauchen Sie . Kommen Sie zurück, Laura, bitte!«
    Ich spüre, dass die anderen im Raum von seiner schwungvollen Rede schwer beeindruckt sind. Die wird mich bestimmt dazu bringen, aus dem Bett zu springen und mir sofort die Arbeitsklamotten überzuziehen, denken sie jetzt.
    Aber auch ich mache mir hinter meinem starren Gesicht so meine Gedanken. Hmm, lassen Sie mich mal überlegen, Brian.
Was bieten Sie mir denn an, welche Alternativen habe ich? Mit gebrochenem Schädel zurück an die Arbeit, wo ich mir den Hintern aufreiße, um ein neues Mittelchen gegen Sodbrennen auf den Markt zu bringen? Damit Sie wieder mal die Lorbeeren einheimsen, wenn es ein Renner wird, während ich die Schuld zugeschoben kriege, wenn die Sache in die Binsen geht? Oder bleibe ich lieber hier, wo es die meiste Zeit über ruhig und friedlich ist, außer wenn Sie auftauchen und mich nerven? Na, lassen Sie mich mal überlegen …
    Ich denke, du musst diese Suppe allein auslöffeln, Freundchen.
     
    Chris ist wieder da. »Laura, erinnerst du dich an das Wochenende in Galway, als wir die Delphine gesehen haben? Weißt du noch, da waren eine ganze Menge, vielleicht zwanzig, die haben miteinander gespielt, sind gesprungen und getaucht, als würden sie extra für uns eine Show machen. So ein schöner Tag, und wir hatten den ganzen Strand für uns allein! Weißt du das noch, Laura? Wir hatten das Gefühl, als wäre dieses kleine Wunder eigens für uns inszeniert worden.«
    Ich erinnere mich, Chris, natürlich erinnere ich mich. Allerdings erinnere ich mich noch besser an das, was als Nächstes passiert ist. Ich weiß noch, wie wir zur Pension zurückgefahren sind und uns unterwegs verfahren haben und das dann irgendwie meine Schuld war, und du hast mir fast nebenbei den Arm ins Gesicht geschlagen, und zwar so heftig, dass das Blut aus Nase und Mund übers Armaturenbrett gespritzt ist. Erinnerst du dich, Chris? Ich weiß es nämlich noch gut. Den Leuten in der Pension musste ich erzählen, dass ich beim Klettern auf den Felsen ausgerutscht bin. Und die haben sich gewundert, was ich für ein Pechvogel bin, weil ich erst am Tag davor den Unfall auf dem Segelboot hatte, bei dem mein Auge zugeschwollen ist. Wenn man mich so anschaut, würde man es nicht denken, nicht mal, wenn ich mit Kratzern und blauen Flecken übersät bin. Ich trage hohe Absätze, ich setze mich durch am Arbeitsplatz und meine Haare sehen immer gut aus (außer wenn gerade ein paar Büschel ausgerissen worden sind). Ich schaffe es, meine Blessuren mit meinem sportlichen Lebensstil wegzuerklären, was die Leute mir nur zu gern abkaufen, weil die Wahrheit ein Schock wäre. Und natürlich lieben alle Chris. (Na ja, fast alle; ich glaube, Fiona hat ihre Zweifel.) Sie sagen mir dauernd, wie nett er ist. Wie sehr er mich liebt. Er liebt mich so, dass er mich, wenn ich zehn Minuten zu spät nach Hause komme, mit dem Gesicht gegen die Wand stößt oder mich in die Nieren tritt oder mir die Schulter ausrenkt.
    Von außen betrachtet hätte
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