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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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man ihm, sich zu verändern. Eine Ehe soll fürs ganze Leben halten – und in zehn, zwanzig, dreißig Jahren bin ich wahrscheinlich ein ganz anderer Mensch. Wie wirst du das verkraften, Mikey?«
    »Ich liebe dich«, beteuerte er.
    »Aber nicht genug«, sagte sie traurig.
    Einen Augenblick lang sah er sie an wie betäubt, dann wurde er endlich wütend. »Du liebst mich nicht!«
    »O doch, ich liebe dich. Du hast keine Ahnung, wie sehr.« Ihre Stimme klang ruhig und fest. »Aber ich bin nun einmal, wie ich bin.«
    »Seit wann?« Michael konnte seine Überraschung nicht verbergen.
    »Ich weiß auch nicht.« Auch Ros klang überrascht. »Vielleicht seit ich hier bin.«
    »Hat das was mit Lenny zu tun? Läuft da was zwischen euch?«
    Ros’ ungläubiges Lachen reichte als Antwort.
    »Hab ich das richtig verstanden?«, erkundigte sich Michael mürrisch und verärgert. »Du kommst also nicht mit mir nach Hause?«
    »Ich hab hier noch meinen Job zu erledigen«, erwiderte Ros leise. »Ich fliege morgen Abend.«
    »Dann rechne nicht damit, dass ich dich abhole.«
    Und mit großem Machogehabe, das Bib trotz allem bewunderte, verschwand Michael aus dem Zimmer.
    Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, die Stille summte, und dann – wer kann ihr das vorwerfen, dachte Bib verständnisvoll – brach Ros in Tränen aus.
     
    Kein Michael mehr. Der Gedanke war nahezu unerträglich. Sie lag auf dem Bett und dachte daran, wie sich sein Haar anfühlte, so fest und doch so erstaunlich weich. Sie würde es nie wieder fühlen. Nie, nie wieder. Was für ein Gedanke. Sie konnte ihn noch riechen, als wäre er immer noch im Zimmer, die eigenartige herbe Moschuskombination, die so typisch für Michael war. Sie würde das so vermissen! Genauso wie die Stenosprache, mit der sie sich manchmal verständigten und in der sie einen Satz und manchmal sogar ein Wort nicht zu vollenden brauchten, weil sie einander so gut kannten. Jetzt würde sie sich jemand anderes suchen müssen, mit dem sie alt werden konnte.
    Es war vorbei, da war sie ganz sicher. Keine Kräche mehr, keine weiteren Versuche, den anderen umzustimmen.
    Sie hatten so viele wütende, bittere Auseinandersetzungen gehabt, aber was jetzt in der Luft lag, war die Stille der Traurigkeit. Die Ruhe, wenn man nichts mehr zu verlieren hatte. Ros war durch die Turbulenzen von Wut und Zorn in die stillen Gewässer gelangt, von denen es kein Zurück gab.
    Was werde ich mit dem Rest meines Lebens anfangen?, fragte sie sich. Wie werde ich die ganze Zeit füllen, die zwischen dem jetzigen Augenblick und meinem Tod liegt?
    Inliner fahren , ging es ihr plötzlich durch den Kopf. Sofort wollte sie es sich ausreden, das war doch albern! Wie konnte sie jetzt an so etwas denken?
    Aber warum eigentlich nicht? Was sollte sie sonst machen, bis es Zeit war, ins Bett zu gehen? Trotz allem, was an diesem Abend geschehen war, zeigte die Uhr erst halb neun. Rasch zog sie ihre Leggings über, obwohl sie schon Risse in den Knien hatte, und rannte über den Sand. Sie war überrascht, wie sehr es ihre Stimmung hob, wenn sie auf ihren Inlinern hin und her flitzte. Es hatte etwas damit zu tun, dass sie stolz darauf war, wie gut sie schon fahren
konnte – sie war wirklich ganz hervorragend, wenn man bedachte, dass sie es erst zum zweiten Mal probierte. Besonders gut war ihr Gleichgewichtssinn.
    Tod, der kleine Junge, den sie am Abend vorher kennen gelernt hatte, war auch wieder unterwegs, samt seiner geduldigen Mutter Bethany. Sie war rot im Gesicht und atemlos, weil sie schon eine ganze Weile hinter Tod hergelaufen war und ihn festgehalten hatte, und Ros schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln.
    Schließlich ging sie zurück in ihr Zimmer und schlief wider Erwarten schnell ein. Als der Morgen kam, wachte sie auf und ging zu dem Meeting, wo sie mit einer Bestimmtheit, die in der L.-A.-Firma einen Schock auslöste, einen Rabatt von dreißig Prozent aushandelte, obgleich sie eigentlich nur zwanzig angestrebt hatte. Dann blies sie den Rauch von ihrer imaginären Pistole, drückte allen so fest die Hand, dass sie zusammenzuckten, und segelte zurück zum Hotel, um zu packen. Mission erfolgreich beendet.
     
    Bib litt Höllenqualen. Was sollte er jetzt machen? Sollte er mit Ros nach England fliegen oder nach Hause auf seinen Planeten? Obwohl er Ros sehr lieb gewonnen hatte – allzu lieb –, hatte er das Gefühl, dass er einfach nicht ihr Typ war und dass es eine sehr, sehr schlechte Idee wäre, sich ihr in all seiner
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