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PR2606-Unter dem Stahlschirm

PR2606-Unter dem Stahlschirm

Titel: PR2606-Unter dem Stahlschirm
Autoren: Hubert Haensel
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(I)
     
    Seit dem Hyperimpedanz-Schock in der Nacht vom 10. auf den 11. September 1331 NGZ wird der 2000 Lichtjahre durchmessende Innensektor der LFT von einem permanenten Hypersturm heimgesucht. Er hat sich mit Mittelwerten zwischen 50 und 100 Meg förmlich »festgesetzt«; sein Epizentrum ist beim 172 Lichtjahre von Sol entfernten »Antares-Riff«.
    Störungen vielfältiger Art sind seither leider normal. Zu unterscheiden sind die Primäreffekte der erhöhten Hyperimpedanz selbst von den Sekundäreffekten der Hyperstürme, deren Intensität seit Anfang 1466 NGZ nochmals zugenommen hat. Die Transferkamin-Verbindungen zu den übrigen Polyport-Galaxien haben gezeigt, dass zumindest diese – ähnlich wie zur Zeit der Ersten Hyperdepression vor rund zehn Millionen Jahren – ebenfalls betroffen sind. Inwieweit es sich um ein allgemeines Phänomen handelt, lässt sich derzeit mangels Kontakten zu anderen Sterneninseln nicht sagen.
    Hyperimpedanz-Erhöhung und Hyperstürme können sich gegenseitig aufschaukeln. Das hat zur Folge, dass unter Umständen gar nichts mehr funktioniert – bis hin zu extremen Verzerrungen der Raum-Zeit-Struktur und absonderlichsten Phänomenen wie das Aufklaffen von Tryortan-Schlünden. Sekundäreffekte betreffen normale physikalische Störstrahlung oder gleichen beispielsweise einem starken EMP, also einem elektromagnetischen Puls, sodass auch konventionelle Technik und Geräte lahmgelegt oder zerstört werden können.
    Bei den Tryortan-Schlünden, die schon gehäuft zu Beginn und am Ende der Archaischen Perioden zwischen 16.884 bis 15.985 vor Christus beobachtet worden waren und zu dem arkonidischen Ausruf: »Bei allen Dämonen des Tryortan-Schlundes!« führten, kann die »Öffnung ins Nichts« sämtliche Materie mit unbekanntem Ziel entstofflichen und somit einer Zwangstransition unterwerfen oder aber in der Art eines Paratronaufrisses im übergeordneten Kontinuum »verwehen« lassen. Je stärker die Hyperstürme oder gar Hyperorkane sind, desto häufiger und intensiver erweisen sich die Tryortan-Schlünde, sodass sogar ganze Sonnensysteme vernichtet oder versetzt werden können.
    Vor diesem Hintergrund ist es also kein Wunder, dass die Ereignisse vom 5. September 1469 NGZ zunächst in diese Richtung interpretiert wurden. Beim Antares-Riff tobt immerhin ein starker Hyperorkan der »Kategorie 10« mit 150 und mehr Meg. Die im Solsystem angemessenen Raumbeben sind für solche Verhältnisse alles andere als ungewöhnlich.
    Hätte es nicht die vom Swoon Dschingiz Brettzeck gelieferten exklusiven Bilder des Senders Augenklar gegeben, welche zeigten, dass eine violett pulsierende Energieblase von fast einem Lichtjahr Durchmesser das Solsystem blitzschnell abschottete, immer heftiger pulsierte und dann mit vielfacher Überlichtgeschwindigkeit implodierte, wäre das spurlose Verschwinden des Solsystems um exakt 18.31 Uhr Terrania-Standardzeit zweifellos als Folge des Hyperorkans eingeschätzt worden.
    Selbst jetzt kann eine wie auch immer geartete »Mitwirkung« dieser Naturkräfte nicht ausgeschlossen werden – immerhin basiert ja die von den Anthurianer geschaffene Technik des Polyport-Netzes genau darauf, diese Naturkräfte zu kanalisieren und zu kontrollieren. Alles deutet aber darauf hin, dass die Deportation des Solsystems ein gezielter Akt war.
    Für Bull, Ybarri & Co. im Solsystem selbst stellt sich die Angelegenheit nochmals anders dar; als Betroffene ist ihr Blickwinkel auf die direkte Umgebung beschränkt – und diese hat sich abrupt verwandelt. Umschreibungen wie eine alarmierende Art von Raum, Irr-Raum, Anarchischer Raum oder Anomalie für die Gestalt gewordene Nicht-Normalität eines Raums, der ständig sein Verhalten wechselt und neue Überraschungen bereithält, können da nur Krücken sein.
    Die ersten Auswertungen ergeben ein durchaus beunruhigendes Bild: Das Solsystem befindet sich im Zentrum einer nur 143 Lichtjahre durchmessenden Raumblase im Sinne eines fast sternlosen separierten Miniaturuniversums. Ob diese Raum-Zeit-Blase regelmäßig geformt ist oder nicht, lässt sich noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Von der Hyperortung angemessen werden 47 Sonnen, von denen die Sol am nächsten befindliche rund 17 Lichtjahre entfernt ist. Inwieweit andere Sonnen oder stellare Objekte der Ortung entzogen sind, bleibt abzuwarten.
    Die Anomalie ist offenbar ein Raum, in dem sich die Naturgesetze neu gestalten oder neu gestaltet werden – von wem oder was, bleibt vorerst eine
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