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PR2606-Unter dem Stahlschirm

PR2606-Unter dem Stahlschirm

Titel: PR2606-Unter dem Stahlschirm
Autoren: Hubert Haensel
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Zeitraffer.
    Hieß es nicht, dass im Zeitpunkt des Todes ...?
    Der SERUN signalisierte ihr einen schnell ansteigenden Blutdruck. Ihr Puls raste.
    Einen Augenblick später erloschen die Spiegelungen.
    Jenke blieb wie angewurzelt stehen. Sie registrierte, dass ihre Gefährten aufschlossen, aber sie wandte sich nicht zu ihnen um.
    Sie hatten das Ende des kilometerlangen Weges erreicht. Daran konnte es keinen Zweifel geben. Der Schrein war das Grab einer Superintelligenz – ein transparentes, liegendes Ei, gut zehn Meter lang und mit einer größten Dicke von geschätzten sieben Metern.
    »ALLDAR ...«, flappte das Sprechsegel eines der Favadarei. »Die Schutzmacht unserer Ahnen.«
    Der Leichnam einer Superintelligenz. Jenke musste sich zwingen, langsam auf den Schrein zuzugehen. Jeder Schritt kostete sie größere Überwindung. Am liebsten hätte sie sich herumgeworfen und diesen Ort für immer verlassen.
    Das Leben, sagte sie sich, wäre einfacher und geradliniger ohne diese Wesenheiten. Aber wahrscheinlich war sie einer der wenigen Menschen, die so dachten. Alle anderen ...
    Sie stand nun dicht vor dem Schrein – und fragte sich, was sie eigentlich empfand.
    Ehrfurcht?
    Nein.
    Trauer oder gar Mitleid?
    Am Ende des Lebens stand der Tod. Auf gewisse Weise war er sogar das Ziel, denn er schuf Platz für Veränderungen und Neues. Ohne das Schreckgespenst des Todes würde sehr schnell alles stagnieren.
    Pia Aftanasia trat neben die Expeditions-Kommandantin. Mit den Fingerspitzen rieb sie sich über die Schläfen. »Ein seltsames Bild«, murmelte sie. »Verschwommen, irgendwie irreal ...«
    »Eher multidimensional«, korrigierte die Irmdomerin zögernd. »Eine Überlagerung von Zeit und Raum, ein Bild aus gestern und heute.«
    Was sich dem Auge darbot, war schwer zu interpretieren. Weil das menschliche Sehorgan zu träge reagierte; weil das Gehirn in gewohnten, eingeschliffenen Bahnen dachte und hin und wieder die Reize des Sehnervs nur so erfasste, wie es ihm opportun erschien – vor allem aber, weil der Mensch nicht für die optische Wahrnehmung höherer Dimensionen geschaffen war.
    Ob die beiden Favadarei, die nun ebenfalls an den Schrein herantraten, mehr oder anders als sie selbst wahrnahmen, vermochte Jenke Schousboe nicht zu sagen. Sie sah ein aus unendlich vielen nanofeinen Fäden gesponnenes Netz – hauchzart, aber dennoch gut erkennbar. Dieses Netz erschien ihr wie ein Schattenwurf aus mehreren Dimensionen, der Schatten eines sterblichen Korpus'.
    ALLDAR war tot!
    Das traf auf die Vergangenheitsdimension zu. Der dreidimensionale Bereich aber zeigte Jenke nach wie vor nur das leere Innere des Schreins.
    Sie stützte beide Hände auf und beugte sich weiter nach vorn.
    Gähnende Leere im Hier und Jetzt. Der Leib der toten Superintelligenz existierte nur in der Vergangenheit, in der Gegenwart des 22. September 1469 NGZ gab es ihn nicht mehr. Jedenfalls nicht an diesem Ort.
    Der Leichnam war ... zerfallen?
    Auferstanden?
    Geraubt?
    Schlagartig wurde Jenke Schousboe sich der Tatsache bewusst, dass die Allgegenwärtige Nachhut verzweifelt versuchte, diesen für sie unersetzlichen Verlust zu verbergen – ihr großes und unumkehrbares Versagen als Grabwächter der Superintelligenz ...
     
    ENDE
     
     
    Die Planetenbrücke hat zumindest ein Geheimnis enthüllt – aber was bedeutet das für das Solsystem und seine Bewohner? Wurden die Planeten samt Sonne nur wegen des psimateriellen Korpus' von ARCHETIM entführt?
    Wim Vandemaan liefert erste Antworten und einen Bericht über die Ereignisse im Solsystem in Band 2607, der in einer Woche überall im Zeitschriftenhandel unter folgendem Titel erscheinen wird:
     
    DER FIMBUL-IMPULS

Illustration
    2606
     

     
    »Käfer« in Not
     
    gezeichnet von Dirk Schulz / Horst Gotta

Ein Leichentuch lag rund um den SKARABÄUS ausgebreitet - eine leblose und scheinbar unberührte Wildnis.
In Agonie erstarrt; zeitlos. Die Sicht reichte höchstens einige Dutzend Meter weit.
Flughöhe?
Die Anzeige vor ihr schwankte zwischen zehn und zwanzig Metern. Es gab kaum Messreflexe, und wenn, hatten sie lediglich etwas schemenhaft Unwirkliches.
Geschwindigkeit?
Fast schon Stillstand über Grund. Der »Käfer« war flügellahm geworden; mit wenigen Metern in der Sekunde kroch er dahin.
Wieder hörte Jenke den Schrei, eisig kalt und durchdringend. Sie presste sich die Hände auf die Ohren: Dieser Schrei war voll ungezähmter Wildheit und hungriger Gier ...

 
     
    Eine alarmierende Art von Raum
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