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PR2602-Die Todringer von Orontes

PR2602-Die Todringer von Orontes

Titel: PR2602-Die Todringer von Orontes
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Awkurow?«, fragte Einzahn und trat von einem Tentakel auf den anderen. »Denkst du dasselbe wie die anderen?«
    Warum konzentrierte sich Gucky ausgerechnet auf ihn? Warum stand er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit?
    Er blähte sich auf. Sein Gemütsteil zeigte die gelbe Farbe der Unsicherheit, wie er sich bewusst wurde. »Ich helfe euch.«
    »Das kannst du nicht tun!« Dorjanpol machte Anstalten, über ihn zu rollen. Er prallte gegen eine unsichtbare Mauer und wälzte benommen zurück, hin zu den anderen Todringern, die sich nun eng aneinanderdrängten, furchtsam und völlig überfordert.
    »Eine gute Entscheidung«, sagte Gucky. »Dann machen wir uns auf den Weg.« Er wandte sich seinen beiden Gefährten zu. »Wie wollt ihr in der Zwischenzeit mit diesen sturen Kerlen verfahren? Sie paralysieren?«
    »Wenn es notwendig sein sollte«, sagte Sinaid Velderbilt. »Doch nachdem du den Todringer mit der stärksten Begabung mit dir nimmst, denke ich, dass wir auf die Künste unseres charmanten Musikers vertrauen können.«
    Awkurow sank zu einem Roll zusammen, und den anderen Mitgliedern seiner Gruppe ging es nicht viel besser.
    Darjonpol wälzte quer. Es kostete ihn sichtlich große Anstrengung, als er fragte: »Dürfen wir um die Gnade bitten, paralysiert zu werden?«
     
    *
     
    Die Teleportationen erfolgten so schnell aufeinander, dass Awkurow befürchtete, die Übersicht zu verlieren. Einzahn machte diese seltsamen Sprungbewegungen stets auf kurze Distanz und holte sich, wie er sagte, die Informationen, wohin er sich bewegen sollte, aus Awkurows Gedächtnis. Aus seinen Erinnerungen.
    »Unter anderen Umständen wäre das keine große Sache«, erklärte Einzahn. »Doch das Gestein ringsum zwingt mich zu Fehlern. Ich darf keine allzu weiten Strecken springen.«
    Der Vorgang selbst blieb Awkurow unerklärlich. Er hatte gerüchteweise gehört, dass Vorfahren eine derartige Fähigkeit gehabt hätten. Doch er hatte diese Erzählungen stets ins Reich der Phantasie verschoben.
    Kurze Eindrücke.
    Eine Wand, benetzt mit Hitzenässe.
    Sprung.
    Ein langer dunkler Gang, kaum lumineszierend. Am Ende eine Markierung, die Awkurow half, die Orientierung wiederzufinden.
    Sprung.
    Sie standen unweit eines breiten Feuerstroms. Er kannte diesen Teil des Vernbir-Riffs nur zu gut; dort hielten sich bevorzugt Diabrang-Einzelgänger auf.
    Sprung.
    Ein weiterer Korridor, leicht abschüssig und sorgfältig gereinigt. Sie näherten sich dem Stadtviertel.
    Sprung.
    Ein Sicherungsgraben, der die Vorhöhlen des eigentlichen Siedlungsgebiets umgab. Hier wohnten Alleingänger und Außenseiter. Solche, die keinem Klan angehören wollten und lieber in elender Armut darbten.
    Sprung.
    Eine Schlafhöhle! Sie gehörte zu einer Konkurrenzschule des Lehrvaters. Das Ziel war nahe, ganz nahe ...
    Sprung.
    Die Vorhalle des Regierungs- und Betreuungsbereichs.
    »Gut gemacht, Awkurow«, sagte Einzahn.
    »Du hast mich dazu gezwungen!«, protestierte er.
    »Lüg dir nicht selbst ins ... ähm ... Gemütsdrittel! Du hast dich nicht sonderlich dagegen gewehrt, mir die Informationen zu überlassen. Du weißt, dass ich die Wahrheit sage und womöglich eine Katastrophe bevorsteht.«
    »Ich weiß gar nichts mehr«, gab Awkurow unumwunden zu. »Mag sein, dass du recht hast. Mag aber auch sein, dass mich mein Klan ausstoßen wird.«
    »Kopf hoch, Kleiner. Vertraue mir: Nach einigen Jahrtausenden gewöhnt man sich ans Junggesellen-Dasein.«
    »Wie bitte?«
    »Ach, nichts. – Wenn ich dich nun ersuchen darf, an deine Klanmutter zu denken ... sehr freundlich, danke schön.«
    Ein weiterer Sprung. Sie stießen unmittelbar nach der Rematerialisation gegen eine Wand, Einzahn fluchte unterdrückt.
    Awkurow rollte im Kreis. Tatsächlich. Sie befanden sich im Brutgebilde – und die Klanmutter war anwesend, wie auch Batritza, ihr Berater und derzeitiger Favorit. Er hatte die Erhalterin eben bestiegen und kam seinen Pflichten nach.
     
    *
     
    Batritza war in die Begattungsstarre verfallen; die Klanmutter hingegen war bei Sinnen. Sie wälzte ihren mächtigen Körper hin und her und wollte den Mann abschütteln; doch sie schaffte es nicht, sich aus der Kuhle zu bewegen.
    »Ich vermute, dass dies ein etwas unpassender Moment ist, Madame zu stören«, sagte Einzahn, und es klang verwirrt.
    »Warum?« Awkurow wunderte sich über das Verhalten des Fremden, der erstmals so etwas wie Scheu oder Angst zeigte.
    Er demonstrierte ehrfürchtig einen Halbroll vor der Klanmutter und klackerte
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