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PR TB 227 Wolken Des Todes

PR TB 227 Wolken Des Todes

Titel: PR TB 227 Wolken Des Todes
Autoren: Perry Rhodan
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jagte ein eisig kalter, kreiselnder Wind durch die Stadt.
Er riß Staub mit sich und jagte die Körner gegen die Wedel
der graubraunen Palmen. Mit einem knallenden Laut fiel eine Nuß
zu Boden und zersprang mit hölzernem Klappern.
    „Natgonflake rächt sich an uns. Wir haben ihn
beleidigt. Was haben wir getan, daß er uns so grausam straft?"
fragte sich der König. Er zog das Leopardenfell um seine
Schultern. Er sah, daß in der Stadt die Laternen voller Palmöl
angezündet wurden. Aber die Dunkelheit griff nach jedem Licht
und machte es bedeutungslos. Aus den Wäldern kam das Rasseln der
lakoli, der Signaltrommeln. Schweigend hörten die beiden Männer
zu, die nach ihrer Erfahrung uralt waren, nicht aber nach Jahren.
    „Was sagen sie, die Signaltrommeln?"
    Die Ziegen geben keine Milch mehr. Unendlich viele Krokodile
wandern nach Süden. Sie töten alles, was sie auf ihrem Weg
finden. Die Feuer der Gußöfen sind erloschen. Zehn Kanus
sind gekentert. Die Flußpferde haben die Männer gefressen
und unter das Wasser gezogen. Helft uns. Wir hungern. Alles verdorrt.
Fremde haben berichtet, daß auch ihr Stamm im Sterben liegt.
    In der Stadt blinkten noch mehr Palmöllampen. Ein
undeutliches Murmeln aus den vielen Hütten drang bis hier
herauf. Die beiden Männer standen auf einem nasenförmigen
Felsen, dessen Oberfläche von den knorrigen Wurzeln einiger
Urwaldriesen bedeckt war. Die letzten Sonnenstrahlen schössen,
riesigen Balken gleich, zwischen den Wolken hoch und leuchteten die
Unterseite der Todeswolke an. Feuerrote Male und Muster erschienen
genau über den Scheiteln der zwei Männer. Es war etwas
Abschreckendes, Lähmendes an diesen intensiven Farben. Die Farbe
strömenden Blutes, dachte der König. Natgonglake, der Götze
des Stammes, strafte sie mit schweigender Wut, verfolgte sie mit dem
Haß eines enttäuschten Gottes. Warum? Was hatten sie ihm
angetan? Warum starben die Kinder? Warum vertrockneten die Brüste
der Frauen?
    Warum fanden die Jäger in den Wäldern nur Schlangen und
Eidechsen, nichts sonst?
    „Gehen wir zu den Feuern zurück!" bestimmte der
König.
    Er sprach seine Gedanken nicht aus. Nur ein winziger Funken von
Hoffnung brannte noch in seinem Herzen. Er sagte sich, daß er
eines Tages, an einer anderen Stelle, mit den Resten seines Volkes
neu anfangen mußte. Aber was sie hier zurückließen,
war viel - war zuviel. Es waren alle Bestandteile einer großen,
blühenden Stadt, die reichen Handel mit allen anderen 'Stämmen
trieb, die zu Fuß oder mit Kanus auf dem Großen Strom zu
erreichen waren. Seit sein Geschlecht über Malemba herrschte,
waren die Hütten prächtiger, die Handwerker reicher und die
Sklavinnen jünger geworden.
    „Gehen wir. Ehe wir uns die Beine brechen in der
Finsternis", erwiderte der Zauberer.
    Die zwei Männer packten einander an den Handgelenken und
halfen sich gegenseitig über den schmalen Pfad, bis sie
schließlich unter den mächtigsten Ästen des Baumes
standen, der den Mittelpunkt des Platzes bildete. Überall
brannten Öllampen und loderten Feuer. Aber die Menschen, die
sich im Bereich der zuckenden Flammen bewegten, schlichen leise
dahin, als wären sie die Geister von Verstorbenen.
    N'seragi ließ sich auf einen Schemel fallen. Seine großen
Augen glitten hierhin, dorthin, hefteten sich auf die Fronten der
Hütten und auf die träge hängenden Netze der Fischer.
Niemand wagte es, sich dem Häuptling zu nähern. Hinter
N'seragi stand der Zauberer M'cobo in all seinem Schmuck: den
Affenfellen und Messingringen, den weißgekalkten Stiefeln mit
dem magischen Binsengeflecht, den Rasseln, Federn und dem
Jaguarschädel, der seinen Kopf halb bedeckte. Der König und
sein Freund wirkten wie eine Gruppe geschnitzter und geschmückter
Totemgestalten.
    Wieder hämmerten einige Krieger auf die ausgehöhlten
Baumstämme. Scharf und hell wie das Geräusch brechender
Äste klangen die Antworten der lakoli durch den nachtdunklen,
verlassenen Wald zwischen Strom und Gebirge.
    Wir können nicht helfen. Unsere Kanus brauchen wir selbst.
Wir verlassen in langen Karawanen Malemba. Unsere Messingöfen
sind kalt, unsere Kinder sterben. Wir gehen nach Süden.
Natgonflake straft uns grausam...
    Die Nächte waren ebenso furchtbar wie die Tage. Alles hatte
sich umgekehrt. Weder Tag noch Nacht verdienten ihre Namen. Über
dem Land lag die Wolke, und sie wuchs von Tag zu Tag. Tagsüber
senkte sie sich herunter, bis sie über den Wipfeln der
Urwaldriesen zu schweben schien. In den
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