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PR TB 227 Wolken Des Todes

PR TB 227 Wolken Des Todes

Titel: PR TB 227 Wolken Des Todes
Autoren: Perry Rhodan
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wieder zwischen den Bäumen des
jenseitigen Ufers. Eine schreckliche Hoffnungslosigkeit und die
Ahnung des qualvollen Todes lagen über den Menschen. Jeden Tag
starben mehr von ihnen. Die Jäger schwärmten aus und
erlegten eine kranke Gazelle. Das Fleisch wurde heruntergeschlungen,
noch ehe es richtig gebraten war. Die Gräber wurden zahlreicher
und flacher. Rücksichtslos trieben die Krieger die Menschen
vorwärts. Schwangere Frauen brachen zusammen und brachten
sterbende Kinder zur Welt. Noch ehe der Zauberer eingreifen konnte,
sonderte sich eine Gruppe ab und fing an, Menschenfleisch zu essen.
Die Krieger speerten die Abtrünnigen.
    Unbarmherzig wurden die Menschen von Malemba weitergetrieben. Sie
schleppten sich im trüben Tageslicht dahin, wanderten im
flackernden Licht der Fackeln in der Nacht, erfrischten sich im Strom
und versuchten, glitschige Tiere mit den Händen zu fangen.
Wieder starb ein Handwerker, ein Händler, ein Künstler, der
die schönsten Plastiken geschaffen hatte. N'seragi, noch immer
im letzten Teil der Elendskarawane, schluckte die Furcht und das
Entsetzen herunter und schwieg. Hunderte waren schon gestorben, noch
viele andere würden auf dem langen Weg sterben.
    Am sechzehnten Morgen erwartete eine Überraschung die
Verhungerten. Die ausgeschickten Jägerkommandos hatten Tiere
gefangen und gebraten, hatten Fische gefunden - und sie schrien
aufgeregt der Spitze des Zuges entgegen.
    Bratengeruch erfüllte die Luft.
    Die Bäume trugen, obwohl über den krausen Scheiteln der
Menschen sich der Himmel in eine blaue, wolkenreiche und eine
dunkelrote, ausufernde Hälfte spaltete, grüne Blätter.
Die Luft roch frisch und kühl. Es lagen keine Hagelschloßen
unter den Bäumen. Wie die Rasenden stürzten sich die
Menschen auf den Braten. Trotz des Essens starben noch immer
entkräftete Menschen. Schwärende Wunden waren überall
zu sehen, denn der Weg war mehr als beschwerlich gewesen, und die
Menschen ließen sich kraftlos zu Boden fallen.
    Der König stapfte durch die Reihen und trieb die Stärksten
mit Tritten und Hieben des Speerschafts hoch.
    „Weiter! Noch einen Tag weiter! Dort werden wir die neue
Stadt bauen!"
    N'seragi war sicher, daß die Wolke wuchs und sie bald wieder
eingeholt haben würde. Auf ihrem schlimmen Weg waren sie durch
die Gebiete von vier Stämmen gekommen. Sie waren ebenso leer und
verwüstet wie Malemba und seine Umgebung. Aber nur wenige Männer
waren so stark, daß sie den Kriegern und N'seragi folgten.
    „Auf die Beine! Es geht um unser Leben! Und um unsere
Kinder!" schrie der König und versammelte einige hundert
Männer und junge Frauen um sich.
    Sie gingen entlang des Ufers weiter. Das Wasser wimmelte von
Fischen. Immer wieder schoben sich Jäger zwischen den Zweigen
hindurch, Jagdbeute auf den Schultern. Wieder schwelten und flammten
neue Feuer auf. Endlich überschritten die ersten Flüchtlinge
die scharfe Grenze zwischen Schatten und Sonnenlicht, zwischen
fahler, nasser Kälte und warmer, wohltuender feuchter Wärme.
Sie blinzelten halb erschrocken, halb voll neuer Hoffnung in der
grellen Lichtfülle.
    „Gehorcht! Oder meine Krieger treiben euch vorwärts!"
hallte die Stimme N'seragis unter den Ästen.
    Je weiter sie nach Süden vorstießen, desto mehr wuchs
ihre Hoffnung. Es würde lange dauern, bis die ersten Hütten
standen, bis wieder die ersten Holzkohlenfeuer unter den Schmelzen
loderten.
    Der Zauberer, dessen zäher Körper den langen
Verzweiflungsmarsch am besten überstanden hatte, stützte
sich schwer auf seinen abgewetzten Speer.
    „Es scheint, als hätte Natgonflake erlaubt, daß
wir uns retten!" brummte er heiser. Der Häuptling nickte.
„Aber nicht einmal du weißt, wie die nächsten Monde
sein werden. Wir müssen erwarten, daß noch viele sterben
werden."
    Die Blicke, mit denen sich die zwei erfahrensten und mächtigsten
Männer des gestraften Knotenpunktes vieler Handelskarawanen
maßen, zeigten die wahren Gedanken, die ohne Barmherzigkeit
schienen. Niemand würde die Wahrheit aussprechen. Die Wolke
wuchs weiter, unaufhörlich. Sie würde die Leute von Malemba
einholen, selbst wenn sie eine neue Stadt errichtet hatten.
Natgonflake, der Götze Malembas, vergaß niemals.
Hungersnot und Tod breiteten sich abermals aus. Alle Menschen, nicht
nur N'seragis Stamm, hier im Herzen der Dunklen Welt mußten auf
eine endlose Wanderschaft gehen, und die Suche nach neuem Lebensraum
war der Todfeind jeglicher Kultur. Die Wanderungen würden
niemals enden,
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