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PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten

PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten

Titel: PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten
Autoren: Perry Rhodan
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gehen müssen?« erkundigte
sich das Mädchen und betrachtete den Robothund, der in langsamen
Kreisen um unser Versteck herumrannte und nach Spuren suchte: »Etwa
eine Stunde«, sagte ich.
    Wir verließen das Versteck, ich half Alexandra die Böschung
hinunter, die mit trockenen Ästen, angeschwemmten Knochen und
dem Laub vom letzten Jahr bedeckt war. Wir wanderten langsam und
schweigend in der Mitte des Flußbettes auf die Holzbrücke
zu. Je näher wir Almeria kamen, desto mehr verwandelte sich das
Bild einer Stadt aus weißen, hellroten und braunen Mauern in
eine Szene des Verfalls. Mauerwerk bröckelte, Verputz fiel in
großen Flächen ab, Dächer zeigten Lücken und
Löcher, und die Mauer verwandelte sich in einen Wall, dessen
Krone und Basis ausgefressen waren wie von Geschwüren. Die
Glocke schickte noch immer ihren dünnen Klang durch die Luft,
und ein fernes Echo brach sich an Felswänden. Dann schob sich
das Geräusch der Brandung näher heran. Der Gestank nahm zu.
    »Es riecht nach Tod!« sagte Alexandra.
    Als wir uns der Brücke näherten, die ebenfalls die
Zeichen des Zerfalls trug, hörte die Glocke auf zu läuten.
-Ein Esel mit räudigem Fell zog einen Karren mit zwei riesigen
Rädern, die größer als der Esel waren. Auf diesem
Wagen lagen vier oder fünf Gestalten, in weiße
Leinentücher gewickelt. Ein Priester und wenige vermummte
Gestalten trotteten mit gesenkten Köpfen hinter dem Wagen
einher. Die Eisenreifen der Felgen riefen auf den Bohlen ein
mahlendes Geräusch hervor. Von den Gestalten auf dem Wagen, ging
ein stechender Geruch nach Fäulnis und Eiter aus.
    »Opfer der Pest!« sagte Alexandra leise.
    Die Personen bemerkten uns nicht. Nur der Esel, dessen eines Ohr
nach unten hing, warf uns einen Blick voller stummer Verachtung zu.
Die Räder holperten und knarrten weiter, verließen die
Brücke und bogen auf einen felsigen Weg ein. Dort hinten hatten
die Einwohner Almerias eine tiefe Grube ausgehoben, in die sie die
Toten warfen und mit Steinen, Erde und Kalk bedeckten.
    »Wir versuchen, die Stadt zu betreten und in einer Herberge
abzusteigen«, sagte ich. »Vielleicht
    befindet sich der Gesuchte noch hier.«
    »Vielleicht. Trotzdem ... ich beginne, mich zu fürchten.«
Sie legte ihre Hand in meine, und wir umrundeten einen Teil der Stadt
und kamen an ein halbverfallenes Stadttor, dessen linker Flügel
weit offen stand. Die Bohlen, mit Eisennägeln und Kupferblech
verstärkt, hingen windschief in den Angeln. Alles in allem bot
Almeria den Anblick einer sterbenden Stadt, obwohl die Pest erst zwei
Wochen hier wütete.
    Ich ließ Alexandras Hand los - ab jetzt waren wir reisende
Scholaren. Wir zogen die Kapuzen tief in die Stirn, hefteten unsere
Augen auf den staubigen Boden und näherten uns dem Stadttor. Die
Größe der Siedlung hatte mich zu einer Schätzung
veranlaßt: Hier lebten nicht viel mehr als zehntausend
Menschen. Die Gasse, in die wir hineinsahen, war leer, und unter den
gekappten Wipfeln ,der alten Platanen wirbelte der Seewind kleine
Sandfontänen hoch.
    »Zwei fahrende Scholare bitten um Einlaß!« rief
ich laut.
    Niemand antwortete. Aus der Mauer zu unseren Köpfen löste
sich ein handtellergroßes Stück Putz und fiel in den Sand.
Wir erschraken.
    »Gehen wir weiter, Bruder Atlantreas!« sagte Alexandra
laut. »Wir werden eine Herberge finden.«
    Mein Robothund rannte an uns vorbei, sicherte nach allen Seiten
und blieb dann zwanzig Meter jenseits des Tores stehen.
    »Eigentlich sollten wir im Kloster übernachten. Aber
sie werden Angst vor fremden Wanderern haben, Bruder Alexander! «
sagte ich.
    Wir gingen weiter. Über uns knisterten in der feuchten Hitze
die Balken der Torkonstruktion. Ich erinnerte mich an meine Karte,
eine scharfe Luftaufnahme, und wir wandten uns nach links. Nach
dreihundert Metern, die uns ausnahmslos durch ausgestorbene Gassen,
an leise plätschernden Brunnen und an runden Plätzen vorbei
brachten, gingen wir eine breite Treppe hinunter. Wir hatten noch
nicht einen einzigen Menschen gesehen. Alle versteckten sich vor dem
Schwarzen Tod.
    »Dort ist eine Herberge!« sagte ich.
    Wir hingen langsam durch glühendheißen Sand, durch die
Schatten der Platanen und Palmenwedel, über einen Boden aus
zusammengetretenem Mosaik, dessen Steine zerbrochen waren und an
vielen Stellen fehlten. Die Klänge einer stümperhaft
gespielten Laute klangen wie das Zirpen rätselhafter Insekten,
als wir uns der Tür der Herberge näherten.
    Keine Gefahren, die dich ernsthaft
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