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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht
Autoren: Hubert Haensel
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hast die Jahre abgehakt, ohne sie wirklich zu leben«, wandte van Küspert ein. »Es würde mich wundern, wenn es anders wäre.«
    Levian antwortete nicht sofort. Sein Blick verlor sich in der Ster-nenpracht auf den Schirmen. Langsam fuhr er sich mit beiden Händen über das kurz geschnittene graue Haar und massierte seinen Nacken. »Es ist, als hätte ich jeden Bezugspunkt verloren«, gestand er zögernd ein.
    »Damit stehst du ganz sicher nicht allein«, stellte Icho Tolot fest. Als Levian ihn überrascht anblickte, deutete er auf die Zeitgerechten. »Sie wurden für den Krieg gezüchtet, dennoch haben sie uns geholfen. Ich frage mich warum.«
    »Sind die Haluter nicht ebenfalls ein friedfertiges Volk geworden?«, wandte Lev Utan ein.
    »Das war ein langer Entwicklungsprozess unter dem Einfluss des lemurischen Formungsstrahlers«, bestätigte Tolot. »Unsere Psyche wurde von außen verändert. Aber es gibt keine Psycho-gen-Regeneratoren mehr, die auf die neuen Zeitgerechten einwirken könnten.«
    »Vielleicht sind wir dennoch davon betroffen«, vermutete Ion Lis-sos.
    Tolot taxierte ihn abschätzend.
    »Ich glaube sogar, dass ein Teil von uns denselben Veränderungen
    unterlag, die auf Halut einwirkten«, fuhr der Zeitgerechte fort.
    »Die Formungsstrahler waren schon während der letzten Kriegsjahre im Einsatz«, bemerkte die akonische Historikerin. »Über den Umfang ist wenig bekannt, aber ich halte es für denkbar, dass sie an allen neuralgischen Positionen verbreitet waren.«
    »Du übersiehst, dass sich die Zeitgerechten nicht über Zehntausende von Jahren hinweg entwickelt haben können«, wandte Shimon ein. »Die Reifezeit einer neuen Bes...«, er warf einen forschenden Blick auf Ion Lissos, der jedoch in keiner Weise reagierte, »...eines neuen Wesens wird sechs oder sieben Wochen nicht übersteigen. Andernfalls gäbe es noch keine Besatzungen für ihre Raumschiffe.«
    Allmählich brach der Bann. Rhodan registrierte deutlich, dass die Barriere zu bröckeln begann, die zwangsläufig zwischen den einzelnen Gruppen bestanden hatte.
    »Ich halte es für angebracht«, wandte er sich an Ion Lissos, »dass wir uns vorerst in den Ortungsschutz einer nahen Sonne zurückziehen.«
    »Einverstanden«, bestätigte der Zeitgerechte. »Das wäre auch mein Vorschlag gewesen. Jederzeit besteht die Möglichkeit, dass andere Kampfschiffe die Blockade des Arsenals durchbrechen und uns ein Gefecht aufzwingen. Wir stehen noch sehr nahe an Paggosh, und solange wir uns nicht völlig aus dem Ortungsbereich der Bodenstation zurückziehen, müssen wir auf Überraschungen gefasst sein.«
    Vorübergehend glaubte Rhodan, einen Haluter reden zu hören. Tolot hätte es sicher nur wenig anders formuliert.
    Sie einigten sich auf eine kleine gelbe Sonne ohne Begleiter in eineinhalb Lichtmonaten Entfernung. Noch bevor das schwarze Raumschiff in einen engen Orbit um den Stern ging, ließ Perry einen gerafften und verschlüsselten Funkspruch an die PALENQUE absetzen, in dem er um medizinische Unterstützung bat. Die Medo-station des Prospektorenraumers war mit Sicherheit nicht schlechter ausgestattet als die eines Einsatzschiffs der Sonderflotte. Prospektoren, hatte Sharita Coho ihn gleich zu Anfang ihres Kontakts wissen lassen, zogen die unmöglichsten Blessuren und Vergiftungen an wie ein Magnet Eisenspäne.
    Mehr als dreißig Minuten vergingen, bis die PALENQUE endlich erschien. Der Bestienraumer löste sich aus dem Orbit und näherte sich ihr mit minimaler Drift bis auf wenige Dutzend Meter. Zwischen beiden Schiffen baute sich ein Energietunnel auf.
    Die Space-Jet, mit der die Verletzten ohne Weiteres hätten transportiert werden können, war schlicht zu groß für die Hangars des Bestienraumers. Und die engen und wenig komfortablen Kriecher wollte Perry niemandem zumuten.
    Isaias Shimon verließ das Schiff mit Boryk im Arm. Der Zwerg hatte zuletzt stumm, aber mit weit aufgerissenen Augen um sich geschaut, und immer wieder hatte sich sein Blick an den Zeitgerechten festgefressen.
    Für ihn waren sie Wächter. Und offensichtlich, dachte Perry, hatte er damit gar nicht Unrecht.
    Delbert Brouk, Janna Pagneil und Reginald Lacross waren sichtlich erleichtert, die Nähe der Kolosse verlassen zu können. Als sie nun von Bord gingen, erkannte Perry, dass ihre zur Schau gestellte Gleichgültigkeit doch nur Fassade gewesen war. Sie fürchteten die Zeitgerechten nach wie vor, und dafür hatten sie seit der Vernichtung der GOLDEN GOOSE wahrlich Grund
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