Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

Titel: PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
vorhin PSI-Kräfte, oder? Telekinese, würde ich sagen. Wenn man uns damals an der Akademie keinen Blödsinn erzählt hat.«
    Mere hatte aus den unergründlichen Tiefen ihrer Kombination Handschuhe hervorgeholt und übergestreift. Damit hob sie den langen, ehemals silberglänzenden Gürtel auf. »Das ist die Erklärung. Lernt man darüber heutzutage auch noch etwas an der Akademie?«
    »Also, hör mal. So jung bin ich auch nicht mehr.«
    »Das ist ein KARDEC-Schild«, sagte die TLD-Agentin und sah ihn abwartend an.
    Dunkel stiegen Erinnerungen in Jak Tarhonner auf. »Ah, warte. Das ist irgend so ein Porleyter-Zeug, oder?«
    »Gut. Genau.« Sie grinste unamüsiert. »Arbeitet im psionischen Spektrum. Macht seinen Träger zum Telekineten, Teleporter und Suggestor. Abgesehen davon, dass er ihn mit einem superstarken, variablen, rosa leuchtenden Schirm schützt, der bei Berührung desintegrieren kann, Strukturlücken selbst in Paratronschirme schafft und es ermöglicht, Materie einfach zu durchdringen. Und das ist nur das, was man weiß.«
    »Aber diese KARDEC-Schilde, die gibt's doch nicht mehr, oder?« Die Daten, die ihm lange zurückliegende Hypnoschulungen ins Hirn gestopft hatten, bequemten sich allmählich, aus ihren Hirnzellen zu kommen, oder wo immer solche Informationen abgelegt wurden. »Die haben sich allesamt anno 426 selbst zerstört.«
    »Offenbar nicht alle. Dieses Exemplar hier muss irgendwie erhalten geblieben sein.« Sie hob das zerschmolzene, verbrannte längliche Gebilde in ihrer Hand ein wenig an. »Der springende Punkt ist, dass ein KARDEC-Schild ein robotisches Pseudobewusstsein besitzt, das mental mit seinem Träger kommuniziert. Und es ist aggressiv; wenn der Träger nicht genug mentale Widerstandskraft besitzt - und
    praktisch kein normaler Mensch besitzt die -, beherrscht es ihn.«
    Jak sah auf den Toten hinab. »Deswegen sollten wir auf den Gürtel schießen!«
    »Ja. Wenn wir die Zeit gehabt hätten, hätte ich dir das vorher alles erklärt. Aber es musste schnell gehen. Wir sind den Spuren gefolgt, und so, wie es aussieht, muss dieser KARDEC-Schild die Jahrhunderte in den Kellerarchiven des Museums überdauert haben, in einer Art Koma wohl, falls man das bei einer Maschine sagen kann, und ziemlich sicher beschädigt. Hasro, der sich laut Aussage seiner Kollegen schon immer gern mit den Archivbeständen beschäftigt hat, muss den Schild gefunden haben und von ihm übernommen worden sein. Den Protokollen zufolge hat sich der KARDEC-Schild über die Schnittstelle des Museums ins HistNet eingeklinkt und dort das Bewusstseinsprofil eines Mutanten ausgespäht, dessen Fähigkeiten er nachahmen konnte, und das hat er Hasro dann suggestiv übergestülpt. Es sind auch ein paar seltsame Anrufe aufgezeichnet, die den Schluss erlauben, dass Hasro sich tatsächlich für Fellmer Lloyd hielt.«
    Jak sah sich um. »Verstehe. Der KARDEC-Schild wollte mithilfe seines Trägers aus dem Solsystem fliehen. Und wohin?«
    »Wer weiß.« Mere winkte einen Roboter herbei, der einen energetisch gesicherten Kasten trug, und rollte die Überreste des Schildes vorsichtig zusammen. »Ist vermutlich alles nur noch Schrott, aber die im Labor sollen es sich trotzdem mal anschauen.«
    Jak schaute sich den Toten an. Er machte diesen Job hier nun schon seit 30 Jahren, und Schießereien kamen dabei seltener vor, als die meisten glaubten. So was wie heute hatte er jedenfalls noch nie erlebt.
    »Und der echte Fellmer Lloyd?«, fragte er halblaut. »Wie ist der eigentlich gestorben?«
    »Das weiß man nicht genau. Er und Ras Tschubai sind im Verlauf der Linguidenkrise ums Leben gekommen. Sie waren gerade im Einsatz, als ES die Zellaktivatoren zurückrief. Man hat ihre Leichen nie gefunden, nur ein Häufchen Asche, von dem man annimmt, dass das ihre Überreste waren.«
    Ein Schauder überlief Jak Tarhonner. »Dann ist Fellmer Lloyd heute gewissermaßen zum zweiten Mal gestorben.«
    »Gewissermaßen«, nickte Mere Zaruk. Sie öffnete den Verschluss des Kastens, stopfte hinein, was einmal ein KARDEC-Schild gewesen war, und schloss den Kasten wieder, mit einer wütenden Bewegung.
    »Porleyter-Zeug«, zischte sie.
     
    E N D E
     
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher