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PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

Titel: PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis
Autoren: Hans-Joachim Alpers
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Enttäuschung hatte das Fruchtfleisch der von ihm untersuchten Frucht zu viele ungewöhnliche Beimischungen, um dafür zu taugen. Andererseits waren gerade diese Beimischungen interessant, wenn man ein außergewöhnliches Duftöl kreieren wollte.
    Gut ausgebildeter Geruchssinn oder nicht - er entschloss sich, seiner Intuition zu folgen und es mit einem Duftwasser zu versuchen. Er wählte ein paar Gramm Fruchtfleisch aus, separierte ein winziges Stück aus der oberen Schale - knapp unterhalb der Schicht, die als Rauschmittel taugte -, gab beides in den Erhitzer, stellte eine Temperatur von 80 Grad ein, wartete ein paar Minuten und schnüffelte an dem Ergebnis. Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich außergewöhnlich. Aber er war ziemlich sicher, auf dem richtigen Wege zu sein. Und ganz nebenher war er ausgesprochen stur und verfolgte den gewählten Pfad immer bis zum Ende. Wenn es nicht klappte, hatte er eben Pech gehabt.
    Er variierte das Verhältnis der Mengen zueinander und die Zeit der Erhitzung, fuhr die Temperatur erst hinauf und in einem weiteren Versuch wieder herunter. Jedes der Ergebnisse roch interessant. Aber nicht interessant genug. Am besten gefiel ihm das Öl, in dem der Anteil des Fruchtfleisches groß, die Erhitzungstemperatur extrem hoch, aber die Erhitzungszeit gering war.
    Hm, dachte er. Aus einer plötzlichen Eingebung separierte er ein winziges Stück der Rauschmittelschale und fügte sie dem noch warmen Gemisch hinzu.
    Ein betörender Duft stieg ihm entgegen. Das war. anregend, gerade sündhaft anregend.
    Er wusste sofort, dass ihm ein Glücksgriff gelungen war. Natürlich war das nur ein Grundstoff, der von den Parfümdesignern - und wahrscheinlich auch von Kreativen der Erotikbranche - verfeinert werden musste. Die Nasen der Experten würden mehr herausriechen, die Designer würden andere Essenzen beimengen und einen Duft komponieren, der weniger schwer und durchdringend, aber genauso wirksam war.
    Marco spürte verhaltenen Triumph. Der Wohngleiter winkte.
    Natürlich hatte er jede Phase seiner Experimente von den Sensoren der Laborgeräte festhalten und von der Bordpositronik bestätigen und per Funk weiterleiten lassen. Die Ergebnisse mussten fast zeitgleich bei der Prüfungskommission eingetroffen sein und wurden jetzt vermutlich mit den hochwertigen Laborgeräten der Hacienda nachgestellt. Dos Sanchoz hatte Tausende von aus Colocados gewonnene Essenzen zur Verfügung und konnte so gut wie jede Kombination leicht wiederholen.
    Im glücklichen Bewusstsein, es geschafft zu haben, verließ er das Labor, nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und fläzte sich in den bequemsten Sessel des Gleiters. Die Anstrengung und der Stress der letzten Tage fielen von ihm ab wie ein nasser Mantel. Am liebsten hätte er sich jetzt seinen Träumen von der Zukunft hingegeben und sich dabei volllaufen lassen. Aber mit den beiden Kannen Bier, die sich noch an Bord befanden, wäre das nur schwer möglich gewesen, und es lag eigentlich - in Erwartung der Belohnung - auch nicht in seinem Sinn.
    Die Belohnung. Er hatte eine Erektion bekommen, als er an dem Duftöl roch, und zu seinem Erstaunen hielt sie immer noch an. Aber das musste nicht heißen, dass er wirklich ein Aphrodisiakum entdeckt hatte. Sollte die Mischung aber wirklich eins sein, würde sie die Erotikhändler in den Städten interessieren und der familia Dos Sanchoz viel Geld einbringen. Vielleicht sprang für Marco sogar eine kleine Prämie heraus, die ihm die Zeit als vabundé erleichtern würde.
    Er wusste nicht einmal, was ihn so sehr erregte, wenn es nicht die Wirkung des Öls war. Er war siebzehn Jahre alt und hatte schon als Fünfzehnjähriger mit einem gleichaltrigen Mädchen geschlafen -und seither immer wieder, mal mit dieser, mal mit jener. Das war nichts Besonderes. Auch nicht für die anderen Lehrlinge, soweit er dies beurteilen konnte. Er konnte auch nicht glauben, dass dem gremio das unbekannt war. Niemand auf Dos Sanchoz lebte sexuell enthaltsam, wenn er bei Gesundheit und im richtigen Alter war. Niemand erwartete es, und niemand forderte es. Man konnte nicht einmal sagen, dass der Initiationsritus in einer Zeit entstanden war, in der die Sitten strenger waren. Soviel er wusste, hatten die Remiona seit den frühesten Tagen der Besiedlung stets ihrer Lebenslust auf allen Ebenen freie Bahn gelassen und das auch den Jugendlichen ab der Pubertät erlaubt.
    Er überlegte, was das Besondere an dem Ritus war. Es war wohl der offizielle
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