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PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden

Titel: PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
Autoren: Uwe Anton
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aufmerksam geworden wäre. Es war sein Job, so etwas zu bemerken, doch in diesem Fall war die Abschirmung dermaßen perfekt gewesen, dass er ohne den mutmaßlichen Überläufer tatsächlich keinen Wind von der Aktion bekommen hätte.
    Was riet ihm sein Instinkt?
    Momentan gar nichts. Er schwieg sich aus.
    Prid-Reuyl wurde in dem Dossier, das Bowitz studiert hatte, als bedächtig, selbstbewusst und überlegen beschrieben. Diese Haltung ließ ihn auf den ersten Blick vielleicht fast arrogant wirken, spiegelte letztlich aber nur seine überragende Fachkompetenz wider. Wie vereinbarte sich das mit der Unsicherheit, die Bowitz bei dem Ara zu bemerken glaubte?
    Nun ja. der Mediker setzte sein Leben aufs Spiel. Da zerbröckelte Selbstbewusstsein mitunter ganz schnell.
    Andererseits war seine Entscheidung wiederum sehr mutig gewesen und verlangte ein gehöriges Maß an Selbstbewusstsein.
    Bowitz hätte sich gern umgedreht, hütete sich jedoch davor. Wenn er seinem Gesprächspartner in die Augen sah, konnte er meistens wertvolle Informationen daraus ziehen. Doch das Motarium wurde überwacht. Er konnte höchstens einen flüchtigen Blick aus dem Augenwinkel riskieren. Prid-Reuyl war einer von zehn anderen Besuchern, die unverfänglich hinter und neben ihm standen, und niemand würde ihn selbst als Tankred Bowitz identifizieren können. Dennoch durfte er keinen nachweisbaren Kontakt herstellen. Dafür stand zu viel auf dem Spiel, auch wenn ihn in seiner Tarnung wohl niemand erkennen würde.
    Prid-Reuyl war 2,15 Meter groß und wirkte aufgrund seiner überdurchschnittlichen Größe noch hagerer und feingliedriger, als es bei den Aras sowieso schon der Fall war. Seine Haut war so dünn und durchscheinend, dass Bowitz selbst aus dem Augenwinkel deutlich dickere und dünnere Adern erkannte. Die spärlichen Haare waren fast farblos, die Augen tiefrot.
    Das Dossier enthielt das Geburtsdatum des Aras: der 23. April 1268 NGZ. Der Mediker war also 72 Jahre alt.
    »Und?«, fragte Prid-Reuyl schließlich.
    Unbeherrscht. Unprofessionell.
    Ein hilfloser Laie. Oder ein ausgebuffter Profi, der ein unglaublich geschicktes Spiel trieb.
    Und Bowitz' Instinkt schwieg.
    »Ich habe auch die anderen Informationen überprüft. Die Aktion läuft«, sagte er. Vielleicht wider besseres Wissen, aber Risiken ließen sich nie ausschließen, und Garantien gab es höchstens auf neu gekaufte Gleiter. »Du hast die Einzelheiten erhalten, abgefragt und studiert?«
    »Und den Datenspeicher vernichtet. Aber ich sehe nicht ein, warum ich nicht einfach in die Botschaft gehen oder zu einem Raumhafen fliegen kann und.«
    »Willst du dein Leben lang von den Aras und Arkoniden gejagt werden? Ein Identitätswechsel hilft da nicht viel. Nein, wir müssen es so erledigen, wie ich es dir erklärt habe.«
    »Aber die Klin ik ist gesichert.«
    »Wir haben dir vertraut, du musst uns vertrauen. Wenn du ein langes Leben genießen willst, musst du sterben.«
    Prid-Reuyl schwieg.
    »Es läuft wie geplant. Heute, im Verlauf des Abends.«
    »Ich will nicht sterben.«
    »Ich auch nicht. Ich werde dich ins Solsystem bringen. Oder wir blasen die Aktion ab, und du verdienst auf Aralon dermaßen viel Geld, dass du dir einen Planeten kaufen kannst, auf dem du dich zur Ruhe setzen kannst.«
    »Einen mit einer perfekten Infrastruktur«, sagte Prid-Reuyl. »Mit Eingeborenenmädchen, die mir jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Deren Lippen mir jeden Wunsch erfüllen. Ich bin Mediker. Ich habe einen Eid geschworen. Ich möchte ihn erfüllen.«
    »Du erträgst es nicht«, stellte Bowitz fest. »Du hast ein Gewissen.«
    Eine terranische Moralvorstellung, mit der man nicht einmal einen altersschwachen Ara hinter dem Ofen hervorlocken konnte.
    »Ja«, sagte Prid-Reuyl. »Ich ertrage es nicht mehr, dass meine Kollegen wegen dieser Sache Nervenzusammenbrüche bekommen oder sogar Selbstmord begehen. Wenn du mich hier nicht herausholst, werde ich mich töten.«
    »Heute Abend«, sagte Bowitz. »Wie geplant. Und wenn wir alle dabei vor die Hunde gehen.«
    »Lieber das«, sagte Prid-Reuyl, »als die gesamte Milchstraße in der Hand von Verbrechern.«
    Tankred seufzte. »Es wird reibungslos funktionieren«, sagte er. »Meine Planung ist abgeschlossen. Du kannst dich darauf verlassen.«
    Er erwähnte nicht, dass ihm zum ersten Mal in seinem Leben hier im Motarium ein Nonus-Bärchen in die Augen gesehen hatte. Das war weder ein Omen, noch stand es in irgendeinem Zusammenhang mit dem Einsatz am heutigen
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