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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel
Autoren: Frank Borsch
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ihn wartete oder die Lichtpunkte eingreifen würden, um ihn von seinem Schicksal als Pachtling zu befreien.
    »Die Sterne, sie sind schön ... nicht?«, sagte Inahin.
    Takegath hob bestätigend den Arm. Er wandte den Kopf nicht ab. »Ja, das sind sie.« Er reckte den Arm höher, als wolle er nach den fernen Sonnen greifen. »Und eines Tages werde ich .«
    »Wirst du was?« fragte der Bruder, als er den Satz nicht beendete.
    »Ach, nichts.« Takegath sah Inahin jetzt an. Der träumerische Ausdruck war aus seinen lidlosen Augen verschwunden. »Weißt du, dass sie Scharfauge helfen? Die Sterne weisen ihm den Weg.«
    »Und? Jeder kann die Sternbilder lesen. Was soll daran besonders sein?«
    »Nicht die Sternbilder, die Sterne selbst .« Takegath rang um die richtigen Worte, gab auf. »Ich meine, einer von ihnen. Aber es ist einer, den Nimvuaner erschaffen haben.«
    »Du spinnst, Bruder!«, rief Inahin aus und hielt sich die Hand über den Mund, als einige der Schlafenden sich herumwälzten. Dann fuhr er flüsternd fort: »Wie willst du das wissen?«
    »Hast du nicht dieses Kästchen bemerkt, das Scharfauge immer dann aus der Tasche zieht, wenn er glaubt, dass keiner hinsieht? Dieses Kästchen, ich weiß nicht wie, aber ... aber es spricht mit einem Stern dort oben ...« Die Zeigefinger seiner Linken deuteten in den Himmel. »Das Kästchen zeigt ihm den Weg. Scharfauge wäre viel zu dumm, ihn von allein zu finden.«
    Inahin dachte einen Augenblick lang nach. »Dieses Kästchen habe ich bemerkt. Er hat es von den Südländern, nicht wahr? Aber das ist doch nur ein Spiel, so ähnlich wie das, das er Maarktu abgenommen hat. Woher hast du diesen Unsinn von sprechenden Sternen?«
    Takegath widerstand dem Impuls, dem Bruder für seine freche Bemerkung einen Schlag zu versetzen. »Das Gut, auf dem ich im letzten Sommer war .es war weit weg von deinem, näher am Äquator. In manchen Nächten konnte man Blitze am Horizont sehen, merkwürdige Blitze. Sie stiegen vom Boden in den Himmel, erst ganz langsam, dann immer schneller.« Er rückte näher an Inahin heran und senkte die Stimme, sodass seine Worte kaum noch hörbar waren. »Einer der Pachtlinge wusste, was sie bedeuten. Er war im Jahr zuvor auf einem Gut am Äquator gewesen. Er sagte, die Blitze seien riesige Raketen, so hoch wie .«Er suchte nach einem Vergleich aus seiner Heimat, aber ihm fiel keiner ein. »Viel höher als die höchsten Häuser im Süden. Und auf ihren Spitzen reiten Männer - Raketenmänner! - in den Himmel über Nimvua. Er sagte, sie stoßen immer weiter vor. Bald wollen sie nach Nianunt aufbrechen!«
    Inahin gähnte demonstrativ. »Du spinnst!«, murmelte er dann und drehte sich um. Kurz darauf war er eingeschlafen.
    Takegath blickte noch lange in den Himmel, bis ihn schließlich die Strapazen des Tages übermannten.
    In den folgenden Tagen fielen die Pachtlinge in einen Rhythmus, der von Nyssgaru und den schwächsten Mitgliedern der Gruppe bestimmt wurde. Scharfauge weckte die Kinder im Morgengrauen, achtete darauf, dass keines von ihnen etwas vergaß oder übermäßig von seinem Proviant aß, und ordnete in regelmäßigen Abständen Pausen an. Er verband wunde Füße und passte das Tempo der Gruppe den langsamsten an.
    Takegath machte sich keine Illusionen über Scharfauges Motive. Nyss-garu zog es vor ein, zwei Tage später auf dem Markt einzutreffen, wenn er dafür keines der Kinder verlor.
    Immer höher stiegen die Pachtlinge, ließen Pass um Pass hinter sich. Takegath wollte sich die Route einprägen und beobachtete aufmerksam jedes Detail. Schon bald konnte er nicht einmal mehr die Moose ausmachen, aus deren getrockneter Masse die Familien Brotlappen backten. Sie stapften durch eine Wüste aus Fels und Geröll, unterbrochen nur von Bachläufen und gelegentlichen Feldern verkarsteten Schnees, letzten Überbleibseln des Winters. Die Luft wurde zusehends dünner und zwang die Pachtlinge und ihren Führer schließlich, nach jeder Hand voll Schritte keuchend stehen zu bleiben.
    Schließlich hatten sie den Scheitelpunkt des Marschs erreicht. Von der Passhöhe blickten sie hinab auf niedrigere Gipfel, und einige Kinder behaupteten sogar, am dunstigen Horizont die grüne Ebene der Südlande
    wahrzunehmen.
    An diesem Abend legten sich die Jungen nicht wie sonst auf ihre Decken, um erschöpft einzuschlafen. Sie plapperten und schnatterten aufgeregt, fragten sich, ob sie einen guten Pächter fänden, stritten darüber, wie man sich am besten verkaufte, auf
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