Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2723 – Nur 62 Stunden

PR 2723 – Nur 62 Stunden

Titel: PR 2723 – Nur 62 Stunden
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
vorn.
     
    *
     
    Hinter ihm stolperte Bergotte durch das Transmittertor. Bewaffnete nahmen sie in Empfang, der Agent und er mussten eine weitere Untersuchung über sich ergehen lassen. Erst nach einigen Minuten ließ man sie in Ruhe, brachte sie aus dem Gebäude der hiesigen Transmitterstation und setzte sie in einen Gleiter.
    Es war früher Nachmittag. Die Sonne hatte noch längst nicht ihre volle Kraft entfaltet – und dennoch war es unangenehm heiß.
    »Willkommen in Istanbul«, sagte sein Begleiter. Er blickte auf seinen Armbandkom, wohl um sich neue Instruktionen zu holen, und steuerte den Gleiter dann entlang einer abgesperrten Route.
    Sie flogen in einen Schacht und landeten. Dunkelheit umgab sie, unterbrochen von vielen Lichtern aus kräftigen Scheinwerfern, die unruhig hin und her wanderten. Dutzende Terraner und Roboter schwirrten umher. Niemand scherte sich um den landenden Gleiter. Die Einsatzkräfte waren mit Vermessungen und Spurensicherung beschäftigt.
    Justinian Bergotte entschuldigte sich und ging zwischen zwei laut streitende Gruppen. Er tat das, was er laut Guckys Unterlagen am besten konnte: Er vermittelte zwischen zerstrittenen Parteien. Die einen wollten so rasch wie möglich Ergebnisse bei der Suche nach Hinweisen auf die Mörder Ronald Tekeners finden, die anderen forderten eine möglichst gründliche Arbeit.
    Gucky kam näher. Er sah und hörte sich um. Er lauschte in den Gedanken der Anwesenden, ohne allzu tief in Bereiche vorzudringen, in denen Persönlichkeitsstrukturen und geheimste Gedanken abgelagert waren.
    Er schreckte vor den neuen, ungewohnten Eindrücken zurück. Das ist alles falsch, falsch und zu viel!, dachte er panisch. Ich mag diese Bilder nicht. Sie sind zu bunt, zu grell, überlagern einander, tun weh!
    Er flüchtete aus den fremden Köpfen und Gedankenwelten, so schnell er nur konnte. Bergotte kam zu ihm zurück und sagte etwas, das Gucky nicht verstand. Er nickte und gab sich den Anschein höchster Konzentration. Er durfte sich keine Schwäche anmerken lassen, nicht in diesem Moment! Man würde ihn zurück in die Krankenstation schicken, weiteren Tests unterziehen, ihn vom Leben fernhalten. Das wollte er unter keinen Umständen.
    Er schüttelte die letzten Bilderreste in seinem Kopf ab und versuchte, auf Bergotte zu fokussieren. Es gelang. Mühsam, aber es gelang.
    »... freut alle Anwesenden sehr, dass du uns helfen möchtest«, sagte der schlaksige Mann. »Wir kommen derzeit nicht so recht weiter.«
    Gucky sah, dass der TLD-Agent unter einer ausgeprägten Heterochromie litt. Sein linkes Auge glänzte stahlblau, das rechte war von mattem Rot, wohl das Erbe eines arkonidischen Vorfahren.
    »Wie ist der Stand der Dinge?«, fragte Gucky. Er nahm Bergotte bei der Hand und ließ sich von ihm herumführen.
    »Dieses Gelände hier war bloß ein Nebenschauplatz des Angriffs. Ein Teil der Robotdrohnen attackierte das Yali der Arkoniden.« Bergotte deutete nach links, auf ein Gebäude, aus dessen Innerem Rauch drang. »Ein anderer hatte es auf jene Wächter abgesehen, die im Freien Dienst taten. Touristenläden, Basarstände und die Kaffeehäuser wurden ebenfalls beschossen. Die Angreifer haben den Tod vieler Unbeteiligter bewusst in Kauf genommen. Sie wollten vom Chaos profitieren.« Der Zorn in Bergottes Stimme war unüberhörbar. »Und es ist ihnen auch gelungen.«
    »Wo starb Tekener?« Gucky bemühte sich um ein möglichst distanziertes Auftreten. Er verdrängte den Gedanken an jahrtausendelange Freundschaft und Verbundenheit. Wollte er die Mörder fassen, musste er möglichst ruhig und analytisch an die Sache herangehen.
    »Hier.« Bergotte deutete auf einen Fleck, der sich deutlich vom Graublau des Straßenbelags hervorhob. Er war weiß. Womöglich hatte man mit aller Gewalt die Spuren des Todes beseitigen wollen und war dabei übers Ziel hinausgeschossen.
    »Gibt es keine Aufzeichnungen von der Auseinandersetzung?« Gucky drehte sich mehrmals im Kreis. »Dort drüben ist eine Kredit-Ladestation, die Kaffeehäuser hatten sicherlich auch Überwachungskameras im Einsatz. Und die Arkoniden werden diesen Platz kaum unkontrolliert lassen.«
    »Die Celistas sind derzeit mit der Auswertung beschäftigt. Aber sie machen uns nur geringe Hoffnungen. Einige der Robotdrohnen waren mit Störstrahlern ausgestattet, die nicht nur Teile der Abwehrsysteme des Yalis blockierten, sondern auch alle Bildaufzeichnungen in einem Umkreis von mehreren Hundert Metern beeinflussten.«
    Gucky sah
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher