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PR 2723 – Nur 62 Stunden

PR 2723 – Nur 62 Stunden

Titel: PR 2723 – Nur 62 Stunden
Autoren: Michael Marcus Thurner
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nach oben. Die Reparaturarbeiten in den Goldenen Kavernen waren längst nicht abgeschlossen. Er hatte sich sagen lassen, dass dieses unterirdische Stadtviertel Istanbuls zu den schönsten weltweit zählte. Derzeit aber erblickte er bloß nackten Fels und Zerstörung, Leid und Elend.
    »Wir müssen die Kreise weiterziehen«, sagte er. »Wenn's denn sein soll, überprüfen wir jeden einzelnen Touristen, der an diesem Tag nach Altin Magara gekommen ist. Es sollte für die zentrale Stadtpositronik kein Problem sein, Zeit-Weg-Diagramme für einige Zehntausend Besucher zu erstellen.«
    Gucky wusste, dass auch diese Strategie kaum zum Ziel führen würde. Die Spuren eines Teleporters waren äußerst schwer zu verfolgen. Aber sie mussten tunlichst alle Möglichkeiten ausschöpfen.
    Bergotte schüttelte zweifelnd den Kopf. »Istanbul ist nicht irgendeine Stadt, Gucky. Die Urbanpositronik TESEKKÜRLER ist dezentralisiert angelegt, einzelne Stadtteile streiten um die Datenhoheit, es fühlt sich niemand zuständig – es ist nicht gerade leicht für uns. Zumal man uns Misstrauen entgegenbringt. Die hiesigen Polizeistreitkräfte mischen sich überall ein, die USO-Leute bleiben großteils unter sich, die Celistas sondern sich ab. Ich musste, bevor ich dich aus dem Tower abholte, bereits zwei Konferenzen mit den Vertretern der wichtigsten Parteien abhalten, um Kompetenzen abzuklären.«
    »Mischt die Politik auch mit?«
    »Wann tut sie das nicht?« Bergotte seufzte. »Der eine Lokalpolitiker wirft dem anderen Versagen vor, weil das Attentat auf Bostich und Tekener nicht verhindert wurde. Der andere schiebt uns die Schuld in die Schuhe und beschwert sich, dass er über das Hiersein der beiden Unsterblichen nicht informiert wurde.«
    »Ich verstehe.« Die Kleinkariertheit mancher Terraner brachte Gucky zur Weißglut. »Lass mich nur machen. Ich kann sehr überzeugend sein.«
    Er stapfte davon, auf zwei rot gewandete Terraner zu. Sie trugen USO-Signets auf der Schulter und hielten sich bewusst von den TLD-Leuten fern.
    Kraft seiner telekinetischen Fähigkeiten hatte er früher gerne mal Gratisflugstunden verteilt. Einige rasante Sturzflugübungen machten selbst aus dem borniertesten Einzelgänger einen kooperativen Teamplayer. Doch er war nicht mehr dazu in der Lage, diese Spielchen zu spielen. Er hatte Muaz Riocourts Fähigkeiten abgesaugt. Die eines recht schwachen Telekineten. Gucky war noch lange nicht so weit, diese Begabung richtig einzuschätzen und anwenden zu können.
    Und sie fühlte sich falsch an. Er hatte Riocourt während des Absaugvorgangs getötet.
    Gucky klopfte dem einen USO-Mann gegen den Rücken und ärgerte sich, dass er nicht weiter an dem Großgewachsenen hinauflangte. »Darf ich kurz stören, mein lieber Herr?«
    Der Mann drehte sich abrupt um, in einer genau abgezirkelten Bewegung, die mit militärischer Präzision vollzogen wurde. »Mausbiber Guck«, sagte der Blondlockige und beugte sich herab. Er lächelte, die Augen blieben kalt. »Es freut mich, Sie bei guter Gesundheit zu sehen.«
    »Kennen wir uns?«
    »Wer kennt Sie nicht, Mausbiber Guck.« Blondschopf reichte ihm eine Hand. »Ich bin Leutnant Vanzahn Couff. Es ist mir eine Ehre, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
    »Mir nicht.« Gucky trommelte mit dem Schweif auf den Boden.
    »Wie bitte?«
    »Ihr kocht euer eigenes Süppchen, wurde mir zugetragen. Ihr seid nicht oder nur kaum bereit, mit dem TLD zu kooperieren.«
    »Moment mal! Das stimmt nicht! Wer behauptet so etwas? Natürlich teilen wir unsere Informationen, wo wir nur können. Aber Sie müssen bedenken, Mausbiber Guck, dass einige Erkenntnisse den Tod des USO-Agenten Ronald Tekener betreffen und damit der Geheimhaltung unterliegen.«
    »Geht's noch?«, piepste Gucky empört und so laut er nur konnte. Ringsum drehten sich Leute zu ihm um. »Was ist da geheim zu halten? Wie wollt ihr das Schicksal eines Einzelnen aus dieser Angelegenheit herausfiltern? Unser aller Aufgabe muss sein, Imperator Bostich und seine Entführer so rasch wie möglich ausfindig zu machen. Die USO wird ihren Teil dazu beitragen und keinesfalls ihre Extrawürstchen braten. Hast du mich verstanden, Leutnant Vanzahn Couff?«
    »Lordadmiral Monkey ist da ganz anderer Ansicht.«
    »Die Meinung des glasäugigen Oxtorners ist mir reichlich wurscht. Ich habe diese Geheimdienst-Spielereien so was von satt! Wenn Monkey etwas zu dieser Angelegenheit zu sagen hat, soll er sich gefälligst bei mir melden. Bis dahin verlange ich, dass ihr
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