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PR 2701 – Unter der Technokruste

PR 2701 – Unter der Technokruste

Titel: PR 2701 – Unter der Technokruste
Autoren: Christian Montillon
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seiner Seite zu wissen. Manchmal mutete der Flaschengeist eher wie Zauberei denn wie Technologie an; der Aktivatorträger war in dieser Hinsicht jedoch einiges gewohnt. Im Laufe seiner Reisen durchs All war er immer wieder auf Hightech-Erzeugnisse nahezu unfassbar weit fortgeschrittener Völker gestoßen.
    Ein kurzer Blickwechsel mit seinen Begleitern: Rhodan würde zuerst gehen. Er schaltete den Individualschutzschirm des SERUNS so, dass er sich wie eine zweite Haut um den Körper legte. Dann sank er durch die Öffnung in den darunter liegenden Hohlraum.
    Es blieb still und unspektakulär. Ohne jeden Zwischenfall erreichte der Terraner die Schleuse in der Panzertroplonkuppel. Es gelang ihm, sie zu öffnen. Er gab seinen Begleitern ein Zeichen.
    Gemeinsam schleusten sie ein und schauten auf eine seltsam veränderte Stadt ...
     
    *
     
    Der Blick reichte weit, und eine Menge Staub lag am Boden. Den Analysen zufolge gab es nur eine extrem dünne Atmosphäre, vergleichbar jener auf den Gipfeln der höchsten terranischen Berge. Ohne den Schutz ihrer Anzüge hätten es die Eindringlinge nicht lange überstehen können.
    Die Gebäude ragten bis in eine Höhe von 800 Metern auf. Meist handelte es sich um schlicht designte, zweckmäßige Wohnhäuser. Die Straßen dazwischen waren – soweit die kleine Gruppe hineinsehen konnte – leer: keine Menschen oder Fremdwesen, keine Bewegung, keine Roboter, nichts.
    Was zunächst aussah wie ein kahler Busch, trieb plötzlich durch eine der verlassenen Straßen auf sie zu. Es wehte kein Wind, weshalb treiben wohl die falsche Bezeichnung war. Handelte es sich also doch nicht um eine Pflanze?
    »Sieht aus wie ein Tumbleweed«, sagte Rhodan trotzdem, denn der Anblick erinnerte ihn an dieses Gebüsch, das vor allem in seiner Jugendzeit immer wieder in Westernfilmen zu sehen gewesen war. Dort pflegte es über kahle, staubige Gassen zu rollen, vornehmlich, wenn sich die beiden Gegner zum finalen Duell versammelten.
    Er kramte in seinem Gedächtnis nach dem korrekten Namen. Steppenläufer, richtig, oder ... ja, Kali tragus. Seltsam, welche Menge an eigentlich unnützem Wissen sich im Laufe der Zeit ansammelte. Denn um einen echten terranischen Steppenläufer handelte es sich in diesem Fall zweifellos nicht.
    Das Gebilde schlug gegen eine Gebäudeecke, rollte seitlich davon und verschwand hinter einem dominosteinartigen Hochhaus aus Rhodans Blickfeld. Weil es nur eines von vielen Details war, konzentrierte er sich zunächst auf anderes.
    Von seinem Standort am Boden aus konnte er nur einen winzigen Teil der künstlichen Dachkuppel sehen – geschweige denn einen Überblick über die Gesamtsituation der Stadt erlangen. Und doch gab es einiges zu beobachten, vor allem, wenn er die Zoomfunktion seiner Teleoptik benutzte.
    Von der Kuppel hingen gigantische Seile herab, meist bis zu den Dächern der einzelnen Gebäude, teilweise sogar bis zum Boden. Selbstverständlich handelte es sich dabei nicht um Seile im eigentlichen Sinn, sondern um technische Auswüchse des allgegenwärtigen Geflechts.
    Obwohl es die gesamte Stadt als Technohaube überdeckte, setzte es sich im Inneren der Kuppel fort. Bei flüchtigem Hinsehen erinnerte es an gigantische, von jahrzehntealtem Staub verdickte Spinnenfäden; eine seltsam passende Assoziation in der Geisterstadt Luna Town IV.
    Wo das fahle, wie gedämpft wirkende Licht der Kunstsonne auf die Seile traf, blitzten und glänzten die Fäden auf. Unwillkürlich tauchten vor Rhodans innerem Auge Robotgestalten auf, die wie Spinnen daran hinauf- und hinunterkletterten.
    »Du betrachtest die Seile«, stellte Fionn Kemeny fest. »Ich bezeichne sie für mich übrigens als Technogirlanden.«
    »Schon wieder Techno«, kommentierte Shanda.
    »Es geht hier nicht um Kreativität, sondern um Effektivität«, dozierte Kemeny. »Und solange es Techno ist, nenne ich es auch so. Schaut euch etwa die Stellen an, in denen die Technogirlanden auf die Gebäude treffen. Manchmal scheinen sie darin zu verschwinden, oft verschmelzen sie mit der Struktur. In diesen Fällen ziehen sie sich Dutzende Meter weit über die Außenmauern. Das sind dann ...«
    »Technoadern«, fiel die Telepathin ihm ins Wort. »Du hast recht, dein System ist gut. Leicht und intuitiv verständlich.«
    Kemeny zeigte ein feines Lächeln. »Ich merke, du begreifst.«
    Shanda nickte. »Und das ganz ohne deine Gedanken zu lesen.«
    Der Wissenschaftler fuhr sich unwillkürlich mit den Händen über die Schläfen. »Das
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