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PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

Titel: PR 2682 – Schlacht an der Anomalie
Autoren: Michael Marcus Thurner
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viel verraten. Der Berater würde Gerüchte verbreiten, womöglich Panik schüren und für Aufruhr im Fliegenden Palast sorgen.
    Leute seines Schlags trugen Schuld an vielen Missständen in Escalian. Sie waren nur auf den eigenen Vorteil bedacht und verstanden nicht, was es mit dem Gedanken des Gemeinwohls auf sich hatte.
    Craton Yukk erhielt die Verbindung. Das Letzte, was er vom Lakaien zu sehen bekam, war, wie er mithilfe seiner Maske eine virtuelle Gesprächsverbindung herstellte. Im besten Fall zu seiner Frau; viel wahrscheinlicher war aber, dass er soeben begonnen hatte, im Freundes- und Bekanntenkreis zu tratschen.
    Melwai Vedikk tauchte unvermittelt vor ihm auf. Er trug wie immer eine Vollmaske, die in dezentem Rot leuchtete und dennoch unscheinbar wirkte angesichts all jener kunstvollen Meisterwerke, die die Mitglieder seines Hofstaats trugen.
    »Du solltest besser auf deine Worte achten, Craton Yukk«, sagte der Kanzler statt einer Begrüßung. »Ich vermute, dass in Kürze der halbe Palast über deinen Anruf informiert sein wird. Kakarim Nast ist bekanntermaßen eines der größten Schandmäuler in meiner unmittelbaren Umgebung.«
    »Verzeih mir, Kanzler.« Er verbeugte sich tief. »Aber es ist nicht leicht, zu dir durchzudringen.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass deine weiteren Anrufe direkt zu mir durchgestellt werden. Und die werden wohl kommen, wenn es stimmt, was Kakarim Nast mir eben gesagt hat: Du glaubst, dass die Invasion beginne?«
    »Es gibt Anzeichen, die dafür sprechen. Und bevor es zu spät ist, möchte ich dich bitten, dich zurückzuziehen. Es ist gefährlich hier.«
    »Hatten wir die Diskussion denn nicht schon einmal?« Das Rot der Maske gewann an Strahlkraft, der Kanzler lächelte also.
    »Ich bitte dich eindringlich darum. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Anomalie in Kürze aktiv wird. Wir können und dürfen nicht riskieren, dass du dich in unmittelbarer Reichweite der Invasoren befindest.«
    »Ich bleibe bei der Truppe. Wonach würde es aussehen, wenn der Kanzler vor einer Gefahr davonliefe?«
    »Jeder würde es verstehen. Meine Aufgabe als Flottenkommandant ist es, Escalian bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen. Deine ist es, das Reich der Harmonie vor politischem und wirtschaftlichem Chaos zu bewahren.«
    »Da bin ich anderer Ansicht.« Wieder deutete der Kanzler ein Lächeln an. »Aber ich bin bereit, einen Kompromiss einzugehen.«
    Kompromiss ... Ein Wort wie dieses kam im Jargon eines erfolgreichen Militärs nicht vor. Craton Yukk war zuständig für Begriffe wie Taktik, Strategie und Sieg. »Ja, Kanzler?«
    »Ich könnte Befehl erteilen, den Fliegenden Palast aus dem Inneren des Redondo-Systems nach außen zu verlegen. Um etwa drei Lichtstunden ...«
    »Um acht!«, verlangte Craton Yukk. »Damit hättest du das Gros der Escalian-Flotte zwischen dir und der Anomalie.«
    »Du ziehst die Truppen auf derart engem Raum zusammen?«
    »Vorerst ja.« Craton Yukk hatte keinerlei Lust, den Kanzler in seine Überlegungen zu Taktik und Strategie mit einzubeziehen. Dies würde ihn lediglich Zeit und Nerven kosten.
    »Also schön: acht Lichtstunden. Zufrieden?«
    »Nein, Kanzler. Aber ich werde wohl mit deiner Entscheidung leben müssen.«
    »Wie lange wird es dauern, bis wir Näheres über die Vorgänge an der Anomalie wissen?«
    »Einige Syr, vermute ich.«
    »Du vermutest? Ich dachte, dass ein Militärstratege wie du sich bloß auf Fakten verlässt?«
    »Das ist in jedem anderen Fall zutreffend«, gestand Craton Yukk. »Doch diesmal ist es anders.« Er entschied sich dafür, die Wahrheit zu sagen. Der Kanzler schätzte ehrliche Meinungen, wie allgemein bekannt war. »Alles rings um uns fühlt sich falsch an. Es ist, als hielte das ganze Universum den Atem an und wartete darauf, dass etwas Entscheidendes geschieht.«
    »Du hast Angst?«
    »Ja.«
    »Dann hängt es mit dem Ritual des Aufbruchs zusammen.«
    »Nicht nur. TANEDRARS Verhalten spielt natürlich eine Rolle. Aber noch wichtiger ist der Feind, ist QIN SHI. Ich könnte schwören, dass er bereits hier ist. Er beobachtet uns, bereitet sich auf die Begegnung mit uns vor. Er weiß mehr, als wir glauben.«
    »Das ist eine schreckliche Vorstellung.«
    »Eine, mit der ich seit geraumer Zeit lebe.« Craton Yukk räusperte sich. Er hatte genug gesagt, hatte sich weit genug geöffnet. »Ich würde dich bitten, Kanzler, den Fliegenden Palast so rasch wie möglich hinter die Truppen zurückzuziehen.«
    »Acht Lichtstunden wie
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