Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

Titel: PR 2682 – Schlacht an der Anomalie
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
bevor es unter der Maske Schaden anrichten konnte.
    »Lass mich nun allein!«, sagte er zu Diaren Vatte, die teilnahmslos neben ihm stand und offenkundig unter denselben Problemen wie er litt. »Ich habe zu tun.«
    »Du solltest dich einigen Tests unterziehen«, sagte sie, und es war ihr anzumerken, wie schwer ihr diese Worte fielen.
    »Willst du damit sagen, dass ich nicht mehr in der Lage wäre, die Flotte zu kommandieren?« Was erlaubte sich diese Frau? Sie überschritt eindeutig ihre Kompetenzen.
    »Wir brauchen einen Befehlshaber, der hundertprozentig einsatzbereit ist. Jeder Fehler im Kampf gegen QIN SHI mag der letzte sein.«
    »Das weiß ich. Aber ich kann meine Schwächen selbst am besten einschätzen. Und jetzt geh!« Er verzichtete auf den üblichen Gruß, der mit mehreren Wimpernschlägen zu steuern war und für kurze Zeit mehrere Farbnuancen über die Oberfläche seiner Maske wandern ließ.
    Wollte Diaren Vatte ihn absägen? War sie Teil einer groß angelegten Intrige, die einen anderen Offizier an die Spitze der Flottenkommandantur hieven sollte? Warum blickte sie ständig zu dem kleinen Häuflein Adjutanten, die sich an einem Kartentank zusammengefunden hatten? Sie wisperten leise miteinander. Sie redeten gewiss über ihn!
    Die Wissenschaftlerin verabschiedete sich und verließ den Raum, ohne sonderliche Eile an den Tag zu legen. Craton Yukk gab einige Anweisungen; Robotspione würden sich auf ihre Fersen heften und sie unter Beobachtung halten.
    Er verscheuchte die Adjutanten, wie er eben seine Verbindungsoffizierin vertrieben hatte. Es mochte gegen alle Regeln und Konventionen sein – aber er benötigte Ruhe. Abstand.
    Craton Yukk schluckte ein Antidepressivum, dessen Wirkung augenblicklich einsetzte. Er hatte diesen Schritt so lange wie möglich hinauszögern wollen, zumal die Wirkung des Medikaments höchst zweifelhaft war. Es bewirkte, dass er sich unbeschwerter fühlte, fast fröhlich. Doch es konnte nichts gegen die Ursache seines Gemütszustandes tun.
    »Beschaff mir eine Verbindung zum Kanzler!«, forderte er von OHLT, sobald er allein war, durch undurchsichtige Energieschirme von den anderen Mitgliedern der Zentralebesatzung abgeschottet. Der Fliegende Palast, von dem aus die Geschicke der Escalianer gelenkt wurden, befand sich in unmittelbarer Nähe der Flotte, keine zehn Lichtminuten von der Anomalie entfernt. Der riesige Körper, einer Schauspielbühne nachempfunden, wurde von einem künstlichen Berg beherrscht, in dessen Innerem die wichtigsten politischen Entscheidungen getroffen wurden.
    »Es kann eine Weile dauern ...«
    »Ich verlange eine Dringlichkeitsschaltung!«
    Craton Yukk musste dennoch einige Lil warten, bis sich das Übertragungsbild stabilisierte und er einen der vielen hoffärtigen Berater des Kanzlers im Fliegenden Palast zu sehen bekam. Yukk ließ sich auf keinerlei Diskussionen ein und forderte in schroffem Ton, den Kanzler zu sprechen, komme, was wolle.
    »Ich sehe, was ich tun kann«, gab sich der Lakai, ein Lirbal wie er selbst, reserviert. »Aber es gibt zurzeit Unmengen von Bittstellern, die mit dem Kanzler reden wollen, und angesichts der Situation kurz vor dem Aufbruch der ...«
    »Ich bin kein Bittsteller!«, brüllte der Flottenkommandant los.
    Der andere drehte die Maske unangenehm berührt zur Seite, sagte aber kein Wort.
    »Wenn du mich nicht sofort zu deinem Herrn durchschaltest, hetze ich dir die Harmoniewächter auf die Maske. Und glaub mir – sie werden einen Grund finden, dich wegzusperren!«
    Der Berater gab sich ungerührt. »Du bist nicht der Erste, der derartige Drohungen ausstößt, Kommandant. Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig. Deine Karriere könnte rascher beendet sein, als dir lieb ist.« Er blickte zur Seite, wohl zu einem Holo-Notizkalender, schob einige Zahlenreihen hin und her und meinte dann: »Ich könnte dir in etwa zwei Syr einen Gesprächstermin mit dem Kanzler verschaffen.«
    Craton Yukk schloss die Augen und sammelte sich. Er musste ruhig bleiben, durfte unter keinen Umständen nochmals die Nerven verlieren.
    »Dann ist es vielleicht zu spät«, sagte er so ruhig wie möglich. »Berichte dem Kanzler, dass sich an der Anomalie etwas tut. Die Invasion beginnt womöglich in den nächsten Augenblicken.«
    »Die Invasion ...« Der Lakai saß mit einem Mal stocksteif da, seine Hände zitterten. »Du bist dir sicher?«
    »Ich habe schon genug gesagt. Verbinde mich jetzt endlich mit dem Kanzler!« Oh ja. Genau genommen hatte er viel zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher