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PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

Titel: PR 2682 – Schlacht an der Anomalie
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Messgeräte erfassten Energieströme, die aus dem Nichts kamen und auch im Nichts verpufften. Sie standen mit dem schwarzen Riesenkörper in Zusammenhang – und konnten dennoch nicht zugeordnet werden.
    Die Schiffe der Flotte setzten sich auf seinen Befehl hin in Bewegung, zogen sich vom Ort des Geschehens zurück, teilweise mit deutlicher Verzögerung. Einigen Raumern war anzumerken, dass die Steuerpositroniken in Sicherheitsschaltungen gegangen waren und das Kommando übernommen hatten. Doch allesamt schafften sie es, dem nächsten Ausdehnungspuls der Anomalie zu entkommen.
    Nicht jedoch dem darauffolgenden: Der schwarze Körper erreichte schlagartig einen Durchmesser von mehr als einer drittel Lichtsekunde. Er hüllte Walzenraumer ein, fraß sie auf, zerstörte sie. Zurück blieb ... nichts.
    Fassungslos betrachtete Craton Yukk das Geschehen. Wo eben noch ein Verband von etwa 30 kleineren Flotteneinheiten auf Fluchtgeschwindigkeit beschleunigt hatte, behindert von einem weiteren Schiffspulk, der einen anderen Kursvektor eingeschlagen hatte, war auf einmal nur noch Schwärze.
    Die Anomalie entließ einige Trümmer, als sie für wenige Augenblicke auf ihr Normalmaß zurückschrumpfte. Es waren viel zu wenige. Ein Großteil der Masse war verschwunden – und mit ihr jeglicher Hinweis auf die Besatzungen. Yukk hatte keinerlei Zweifel daran, dass sie gestorben waren. Zerdrückt, zerquetscht, zerrissen von der Anomalie.
    Fassungslos sah er zu, wie die Anomalie noch größer wurde und noch mehr Raum einnahm. Die Schutzschirme der Walzenraumer hatten angesichts dieser Gewalten keinerlei Bedeutung. Sie waren wie winzige Glühwürmchen, die aus der vierdimensionalen Realität hinweggewischt wurden.
    Weitere Schiffe verschwanden oder vergingen. Etwa fünfzehn waren es, die diesem Puls der Anomalie zum Opfer fielen. Alle anderen hatten mittlerweile eine ausreichende Fluchtgeschwindigkeit erreicht; sie entkamen dem gierigen Zugriff dieses Dings, dessen Existenz allen Naturgesetzen Hohn sprach.
    Craton Yukk ließ die Maske ein Schmerzmittel über die Schleimhäute im Bereich der Nasenlöcher, an den Augenwinkeln und im Mundwinkel einarbeiten. Er brauchte etwas, das die rasenden Kopfschmerzen möglichst wirksam bekämpfte. Doch es wollte sich keine Erleichterung einstellen.
    Im Inneren der Anomalie indes zeigten sich Reflexe, die von den Schiffstastern aus dem herrschenden energetischen Aufruhr ausgefiltert wurden.
    Es handelte sich zweifellos um Ortungsschatten. Um solche von hochgerüsteten Raumschiffen. Aus einigen wenigen Bildern wurden bald mehrere Sechzehnschaften, dann Hunderte und schließlich Tausende.
    Die Invasion begann in diesen Momenten.

3.
     
    Gardeleutnant Pridon starrte gegen weiße Wände. Sie waren rings um ihn, und sie wurden von nichts unterbrochen. Es gab keine Fenster, keine Holobilder, keine Einrichtungsgegenstände. Nicht einmal eine Tür.
    Der Ausgang aus diesem Gefängnis befand sich an der Decke; ein kreisrunder Abschnitt senkte sich mehrmals am Tag herab, wenn sich Wächter davon überzeugten, dass er trotz der permanenten Überwachung durch Spionsonden nur ja nichts anstellte. Sie unterzogen ihn schmerzhaften Leibesvisitationen. Sie rissen ihn aus dem Schlaf, demütigten und beschimpften ihn. Sie ließen keine Gelegenheit aus, ihm seine Andersartigkeit bewusst zu machen.
    Ich begreife allmählich, was es bedeutet, ein Unharmonischer zu sein, dachte er nach einer weiteren Untersuchung und zog die Hose über den schmerzenden Hintern. Niemand vertraut dir. Du bist jedermanns Feind. Du bist isoliert und allein. – Nun, das ist es wahrscheinlich auch, was mir Carmydea Yukk und ihre Leute zeigen wollen. Diese abgemilderte Form der Folter soll mich empfänglich für die Anliegen der Unharmonischen machen.
    Er griff nach der Maske, ertastete mit seinen feinfühligen Fingern ihre Strukturen und die eingearbeiteten Flammenbilder. Sein wichtigster Besitz lag auf dem Bett, dem einzigen Einrichtungsgegenstand des Zimmers. Einer der Wächter hatte sie ihm vom Gesicht gerissen und ihn entblößt. Hatte ihm Spiegel vorgehalten. Bilder von ihm gemacht, ihn wegen seines verkümmerten dritten Auges verspottet und sein Gesicht für eine Weile gegen die Wände des Raums spiegeln lassen, um sich über sein Aussehen lustig zu machen.
    Gardeleutnant Pridon setzte die Maske wieder auf und rückte sie zurecht. Er hatte dieses Prozedere viel zu oft mitgemacht, um dieselbe Verzweiflung wie beim ersten Freilegen seines
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