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PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

Titel: PR 2682 – Schlacht an der Anomalie
Autoren: Michael Marcus Thurner
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diese Truppenübungen willkommene Ablenkung: Je mehr die Flottenangehörigen zu tun hatten, desto weniger würden sie über die Anomalie nachdenken. Und sie würden Teile des Kugelsternhaufens Caunard einer weiteren Kontrolle unterziehen, wenn auch einer recht oberflächlichen.
    12.000 Walzenraumer fanden sich in diesem komplizierten Spiel ein, das dem Tanz eines Insektenschwarms ähnelte. Für einen Laien waren die Bewegungen nicht nachvollziehbar; doch ihm offenbarte sich ein Bild, das der Perfektion nahekam. Die Geschwaderkommandanten leisteten ausgezeichnete Arbeit, sie zeigten sich ihrer Befehlsmasken würdig. Dennoch sparte er mit Lob. Zu viel Zufriedenheit schadete der Moral der Truppe, wie Craton Yukk nur zu gut wusste.
    Diaren Vatte trat an ihn heran. Die Frau war ihm vor einiger Zeit als herausragende Theoretikerin auf dem Gebiet höherenergetischer Grundlagenforschung empfohlen worden. Sie erfüllte ihre Arbeit als Verbindungsglied zu den wissenschaftlichen Forschungsabteilungen der Flotte mit Begeisterung und schaffte es, ihm selbst die kompliziertesten Zusammenhänge verständlich zu machen.
    Sie deutete eine Verbeugung an und berührte ihre Maske an der rechten Wange. Eine eingängige Melodie erklang, ein Willkommenslied, wie es auf manchen Siedlungswelten dem Älteren als Ausdruck der Hochachtung gespielt wurde.
    »Es ist alles ruhig«, sagte sie leise, nachdem Craton Yukk ihr das Wort erteilt hatte.
    »Was ist mit der Entität SIL?«
    »Sie ist stabil gefangen. Wir müssen uns um sie keine Sorgen machen.«
    »Diese Worte habe ich in letzter Zeit viel zu oft gehört, um noch an sie glauben zu können.«
    »Es sind nach wie vor mehr als siebenhundert Vabira-Walzenraumer damit beschäftigt, Redondo anzuzapfen und aus den Energien ein hochwertiges Fesselfeld für SIL aufrechtzuerhalten.«
    »Wie verhält sich die Entität?«
    »Ruhig. Sie unternimmt keinerlei Versuche mehr, sich gegen ihr Schicksal aufzulehnen.«
    »Ich habe Maskenzupfen«, gestand Craton Yukk. »Die Nähe SILS zur Anomalie ist mehr als unangenehm.«
    »Ich verstehe deine Befürchtungen.« Diaren Vatte deutete eine weitere Verbeugung an. »Wir schützen das Sperrfeld, in dem SIL gefangen gehalten wird, mit den bestmöglichen Mitteln.«
    »Das Beste ist manchmal nicht gut genug.«
    War das wirklich er, der so redete? Zweifelte er an TANEDRAR, am Sinn seiner Anordnungen? Oder war dies bloß ein erster Vorgeschmack auf die Depressionen, die ihn jedes Mal im Zusammenhang mit dem Ritual des Aufbruchs befielen?
    »Es gibt allerdings ein anderes Problem«, gestand die Wissenschaftlerin.
    »Es geht um die Anomalie?«
    »Ja, Flottenkommandant.« Diaren Vatte zögerte. Cremeweiße Flächen zeichneten ein seltsames Muster auf ihre Maske.
    Sie ist besorgt. Sie kann ihre Ängste nicht verheimlichen, genauso wenig wie ich. Beide fürchten wir uns vor diesem Schwarz. »Sag schon!«, verlangte er in einem forscheren Ton, als er es vorgehabt hatte.
    »Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Oberflächenbeschaffenheit der Anomalie verändert. Es herrscht in Kreisen der Wissenschaftler Uneinigkeit darüber, ob es sich um natürliche Schwankungen im energetischen Haushalt des Objekts handelt oder ob tatsächlich Veränderungen stattfinden.«
    »Wie könnten diese Veränderungen aussehen?«
    »Einige meiner Leute meinen, dass die Anomalie zu pulsieren beginnt. Vorerst sind die Amplituden gering und kaum anmessbar. Doch es gibt Hinweise, dass sich die Pulsbewegungen relativ rasch aufschaukeln könnten.«
    »Was bedeutet das im Klartext?«
    »Wir sind längst nicht so weit, irgendwelche Schlüsse zu ziehen.« Diaren Vattes Maske zeigte sich nun reinweiß.
    »Aber du hast eine Vermutung. Sonst wärst du nicht hier. Also rede endlich!«
    »Mittlerweile beschäftigen sich mehr als sechzig Leute mit dem Phänomen, und es wurde unter anderem eine höchst spekulative Theorie geäußert. Man meint, dass der Vorgang mit dem Einsetzen von Geburtswehen vergleichbar wäre.«
    »Das ist in der Tat ein sehr seltsamer Vergleich.«
    »Aber du verstehst die Analogie? Es mag sein, dass die Anomalie bald etwas gebiert oder besser: ausspuckt.«
    »Nun – wir rechnen jederzeit mit dem Ungewöhnlichen.« Er wollte ein amüsiertes, glockenhelles Maskenklingeln ertönen lassen, verzichtete aber dann darauf. Es wäre unpassend gewesen. »Ich hoffe, dass der Auswurf der Anomalie nicht aus plazentaähnlichem Material besteht.«
    Ein dunkelvioletter Schatten huschte über die Maske der
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