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PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

Titel: PR 2664 – Hinter dem Planetenwall
Autoren: Hubert Haensel
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erwog.
    Die Bilder waren nicht eingefärbt, dafür war die Qualität zu schlecht. Unübersehbar trotzdem der erratisch springende Tryortan-Schlund, der sich urplötzlich am Rand des Systems gebildet hatte.
    Einblendungen zeigten, dass die erste Ortung vor knapp fünfundzwanzig Minuten erfolgt war. Der Aufriss des Trichterschlunds durchmaß nicht einmal eine Million Kilometer, aber genau dort waren vor zwei Minuten drei Diskusraumer materialisiert. Während Ipthey-Hüriit sich auf die neue Darstellung konzentrierte, kamen die nächsten beiden Schiffe aus dem Linearraum, so nahe vor dem zuckenden, wirbelnden Trichterschlund, dass sie eigentlich sehr schnell der Sogwirkung zum Opfer fallen mussten.
    Doch mit unglaublich anmutender Leichtigkeit entzogen sich die Schiffe dem Verderben.
    Sie spielten mit dem Tryortan-Schlund. Das wurde Ipthey-Hüriit erst richtig bewusst, als das letzte der Diskusschiffe in der Trichteröffnung aus dem Linearraum fiel. Obwohl es sichtlich kämpfen musste, um dem Sog zu entkommen, war auch dieses Schiff nach wenigen Minuten frei.
    Knapp eine halbe Stunde später fanden sich die Diskusraumer zu einer lockeren Formation zusammen. Sie beschleunigten erneut mit dem schon gemessenen hohen Wert, strebten mit konstant wachsender Geschwindigkeit von dem Tryortan-Schlund weg und verschwanden schließlich gleichzeitig im Linearraum.
    »Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, ich würde es nicht glauben«, sagte Admiral Ipthey-Hüriit. Obwohl er sich bemühte, seiner Stimme jede Regung zu nehmen, schaffte er es nicht.
    Groß war der Reiz, mit der APAS von dem Mond zu starten und ebenfalls ein Linearmanöver einzuleiten. Ipthey-Hüriit verzichtete darauf. Noch tobte der Orkan und würde das Flaggschiff schwer beschädigen, sobald er es mit voller Wucht zu packen bekam.
    Der Admiral sah nur eine Chance, der Roten Kreatur des brennenden Alls zu entkommen: Er musste warten, bis sich der Hyperorkan abschwächte.

2.
     
    Seit einer halben Stunde saß Arun Joschannan in einem der Besuchersessel im rückwärtigen Bereich der Hauptzentrale. Er hatte die Rückenlehne in eine ihm angenehme Position gebracht, seine Ellbogen lagen auf den Armlehnen, die Hände hatte er vor dem Leib verschränkt. Aus halb geschlossenen Augen folgte der Erste Terraner dem Geschehen, das er von seinem Platz aus gut überschauen konnte.
    Alles war Routine.
    Die Ruhe an Bord der TYLL LEYDEN hatte bereits auf ihn übergegriffen. Arun Joschannan genoss es, für kurze Zeit nicht im Mittelpunkt zu stehen. Seit seiner Wahl am 1. Januar hatten sich Stress und Hektik für ihn vervielfacht. Plötzlich wurde er von allen Seiten mit teilweise obskuren Wünschen und Vorstellungen überschüttet.
    Nun kommen all jene aus ihren Löchern, die bislang von der Vorstellung abgeschreckt wurden, dass sie nach wenigen Wochen möglicherweise wieder mit einem anderen Amtsträger verhandeln müssten.
    Joschannan schüttelte die leicht amüsierte Überlegung von sich ab. Er würde die Menschen nicht ändern können, also versuchte er es gar nicht erst.
    Was erwarteten sie von ihm als neu gewähltem Ersten Terraner? Dass er sofort die Flotten um sich sammelte und Wunder vollbrachte? Dass es ihm gelang, Terra zurückzuholen und die BASIS und damit Perry Rhodan, Reginald Bull und viele andere?
    Während der letzten dreißig Minuten hatte er den Eindruck gewonnen, dass ihm viele nicht einmal einen kurzen Moment der Besinnung gönnten. Er hatte die forschenden und nachdenklichen, teils vorwurfsvollen Blicke durchaus registriert.
    Ich bin nicht anders als ihr alle, ging es Joschannan durch den Sinn. Jeder hätte Erster Terraner werden können, wäre er zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen.
    Zu viel Understatement war allerdings wohl nicht geeignet, mit der Bürde des Amtes umzugehen. Trotzdem war ihm eine ehrliche Ruhepause, eine Zeit des Nichtstuns und Nachdenkens, weitaus lieber als künstlich aufgesetzte Geschäftigkeit. Schon vor Jahren hatte er die Hektik vieler Menschen lediglich als Ausdruck geistiger Windstille empfunden, und er hatte sich in dieser Meinung immer wieder bestätigt gesehen.
    Nach seiner Wahl zum Kommissarischen Ersten Terraner am 22. Oktober war er instinktiv davor zurückgeschreckt, nun mit großen Namen in einem Atemzug genannt und an seinen Vorgängern gemessen zu werden. Nun, nach drei Monaten, sah er diese Dinge ein wenig entspannter. Sich von äußeren Zwängen verbiegen zu lassen, dagegen sträubte er sich allerdings
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