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PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

Titel: PR 2664 – Hinter dem Planetenwall
Autoren: Hubert Haensel
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die Joschannan dankend annahm. Ein Schweberoboter servierte kleine Snacks. Für den Terraner war das ein Schälchen mit gerösteten Zuchtgarnelen und Heuschrecken. Ipthey-Hüriit erhielt eine Portion Muurt-Würmer, ohne Soße. Mit einer schnellen Handbewegung schob er mehrere der Würmer zurück, die schon über den Rand der Schale hinwegkletterten.
    Joschannan kniff die Augen leicht zusammen, um seine Mundwinkel zuckte es. Ipthey-Hüriit identifizierte das als Lächeln, eine zustimmende Gemütsregung.
    »Greif zu!«, forderte er den Gast auf.
    »Das ist mein erster offizieller Termin außerhalb der Liga.« Joschannan löste seinen Blick von den auf Antigravplättchen schwebenden Snackschalen. »Wegen der engen Zusammenarbeit unserer Völker habe ich mich bewusst für die galaktische Eastside und die Jülziish entschieden.«
    Das war eine vorsichtige Eröffnung und trotzdem eine klare Positionierung, stellte Ipthey-Hüriit fest. Joschannan sagte ihm damit nur nichts Neues. Dass endlich Bewegung in die Stagnation kam, wusste er, seitdem die TYLL LEYDEN und ihre beiden Begleitschiffe avisiert worden waren.
    »Als vor knapp einem Jahr zur Eastside-Konferenz eingeladen wurde, war das ein guter Zeitpunkt. Die Zeit war längst reif dafür«, fuhr der Erste Terraner fort. »Dass die Konferenz nicht stattfand, mögen manche als Versäumnis ansehen, aber die Umstände wollten es einfach so.«
    »Was bedeutet, nach kosmischen Maßstäben, schon ein Standardjahr?«, fragte der Admiral, um dem Hinweis auf das Versäumte ein wenig die Schärfe zu nehmen.
    Joschannan reagierte jedoch nahezu konträr darauf. »Ein Jahr kann sehr viel bedeuten«, entgegnete er. »Wenn schon Tage über Schicksale entscheiden, über Wohl und Wehe ganzer Völker, werden Jahre mitunter zu Ewigkeiten. Besonders für jene, die darauf warten, dass bestimmte Dinge vorangehen.«
    »Es liegt in der Hand der Terraner ...«
    Ipthey-Hüriit verstummte im Satz, weil er erkannte, dass Joschannan genau das von ihm hatte hören wollen. Dass nämlich einige Kräfte in der Eastside wirklich den Terranern die Schuld daran zuschrieben, dass die geplante Konferenz sozusagen am ausgestreckten Arm verhungert war.
    Nicht völlig verhungert. Arun Joschannan hatte das Thema sehr schnell wieder aufgenommen; eigentlich musste er alle notwendigen Schritte sofort nach seiner Wahl eingeleitet haben.
    »Ich danke dir für deine Ehrlichkeit, Admiral«, sagte Joschannan.
    Ipthey-Hüriit hielt den Atem an. Es war schwer, sich auf Terraner einzustellen. Ihre Denkweise und vor allem ihre Regungen waren von Individuum zu Individuum stark unterschiedlich.
    Joschannan hatte ihm mit einigen eher belanglos anmutenden Sätzen eine Information entlockt, die er anders wohl nicht erhalten hätte. Daran ließ sich nichts mehr ändern. Dass er sich jedoch dafür bedankte, anstatt schweigend darüber hinwegzugehen, war schon ein Affront.
    War Arun Joschannan ein Mensch, der seine Opfer verspottete?
    Ipthey-Hüriit spürte, wie sich sein Kopf dunkel verfärbte. Zugleich stieß er einen Laut der Empörung aus, den der Terraner ohnehin nicht hören konnte. Für Joschannan lag dieser Laut im hohen Ultraschallbereich.
    Der nächste Gedanke beruhigte Ipthey-Hüriit schon wieder. Arun Joschannan meinte es so, wie er es gesagt hatte, ohne zu taktieren und ohne Überheblichkeit. Ein klares Danke, wie es eigentlich zu selten ausgesprochen wurde.
    Mit seinem rechten hinteren Auge schielte er zu den Muurt-Würmern hinüber, von denen schon wieder einige auf dem Rand der Schale balancierten. Mit den beiden vorderen Augen blickte er den Ersten Terraner an.
    Der Mann war um fast eine Handspanne kleiner als Ipthey-Hüriit, obwohl er unter Terranern bestimmt als groß galt. Selbst in sitzender Haltung erschien er schlank gewachsen, und manche seiner Bewegungen wirkten leicht fahrig. Es gab einen besonderen terranischen Begriff dafür, der schon vor langer Zeit ins Interkosmo eingeflossen war. Ipthey-Hüriit musste intensiver überlegen, bis ihm der Begriff »schlaksig« in den Sinn kam.
    Joschannans Haut wirkte dunkler als im Durchschnitt seines Volkes, eher braun als der matte Bronzeton der meisten. Seine Augen waren ebenfalls dunkelbraun, und auf irgendeine Weise, die Ipthey-Hüriit nicht verstand, betonten sie die schmalrückige, fast schon kantig wirkende Nase, dieses in seiner grundsätzlichen Bandbreite wohl ungewöhnlichste Sinnesorgan der Menschen.
    Ihre Blicke trafen sich. Ipthey-Hüriit bemerkte deutlich,
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